7. GD Jahrestagung, 1. - 2. April 2003,
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medienprodukte (BfArM) Bonn


Pressetexte

Dermopharmazie-Innovations-Preis erstmalig verliehen
Verbraucherschutz und -information in Sachen Haut
Mehr Verbrauchersicherheit durch einheitliche Qualitätskriterien
Heller Hautkrebs - die unterschätzte Gefahr
Neue Behandlungsmöglichkeiten durch Beeinflussung des Immunsystems

 

Die Gesprächspartner bei der Pressekonferenz waren:

Dr. Walter Wigger-Alberti (Stellvertretender Leiter der Fachgruppe Dermokosmetik der GD; Direktor "Klinische Prüfung"bei ProDERM - Dermatologische Forschung GmbH
Prof. Dr. Dr. Thomas Ruzicka (Wissenschaftlicher Tagungsleiter; Direktor der Hautklinik der Heinrich-Heine -Universität Düsseldorf)
Prof. Dr. Wolfgang Wiegrebe (Vorsitzender der Jury des Dermopharmazie-Innovations-Preises; emerit. ordentlicher Professor für pharmazeutische Chemie - Universität Regensburg)
Prof. Dr. Thomas L. Diepgen (Leiter des Instituts und der Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin - Uniklinikum Heidelberg)
Prof. Dr. med. Hans Christian Korting (Stellvertretender Vorsitzender der GD, Vorsitzender der Deutschen Mykologischen Gesellschaft, Klinik und Poliklink für Dermatologie und Allergologie, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München)
Dr. Joachim Kresken (Vorsitzender der GD, Apotheker, Irmgardis-Apotheke, Viersen)

Moderation:

Frank von Spee (impressum Publikation und PR, Hamburg)

Pressekontakt:
impressum Publikation und PR
Adenauerallee 10, 20097 Hamburg
Tel.: 040 – 31 78 64 10, Fax: 040 – 31 78 64 64
E-Mail: info@impressum.de


Dermopharmazie-Innovations-Preis erstmalig verliehen

Professor Dr. med. Jean Krutmann für seine herausragenden Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Photobiologie der Haut ausgezeichnet

(Bonn, 2.4.2003) Mit dem neu geschaffenen Dermopharmazie-Innovations-Preis (DIP) würdigt die GD Gesellschaft für Dermopharmazie e.V. künftig in zwangloser Folge eine herausragende Innovation auf dem Gebiet der Dermopharmazie. Bei dem Preis handelt es sich um ein speziell für diesen Zweck geschaffenes Kunstwerk aus Glas, das einen Querschnitt durch die Haut darstellt. Am 1. April 2003 wurde der Preis im Rahmen der 7. GD-Jahrestagung in Bonn erstmalig verliehen. Preisträger ist Professor Dr. med. Jean Krutmann vom Institut für Umweltmedizinische Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, der für seine herausragenden wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiet der Photobiologie der Haut ausgezeichnet wurde.

Wenn sich die Haut in der Sonne rötet und Sonnenbrand entsteht, ist dies das Ergebnis biochemischer Prozesse. Durch die UV-Strahlen des Sonnenlichts kommt es zu Schäden in der DNA der Hautzellen, die sich nur langsam wieder zurückbilden. “Mit seinen wegweisenden Untersuchungen hat Professor Krutmann mit dazu beigetragen, dass heute bestimmte Sonnenschutzmittel und ein After-Sun-Gel verfügbar sind, die helfen, dass diese Schäden schneller wieder abgebaut werden”, so Professor Dr. Wolfgang Wiegrebe, emeritierter ordentlicher Professor für Pharmazeutische Chemie an der Universität Regensburg und Sprecher des Preiskuratoriums. “Für diese und weitere Forschungen wird Herr Professor Krutmann mit dem Dermopharmazie-Innovations-Preis der GD geehrt.”

Sonnenlicht schädigt die DNA

Wird die menschliche Haut der Sonne ausgesetzt, kommt es unter dem Einfluss der kurzwelligen UV-B-Strahlen zu Veränderungen der DNA und damit zu Störungen des Immunsystems, wodurch das Wachstum von Tumorzellen begünstigt wird. “An Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass ein gesundes Immunsystem Tumorzellen abwehren kann”, berichtet Professor Wiegrebe. Dafür wurden Mäusen fremde Tumorzellen transplantiert, auf die ihr Immunsystem reagierte. Wurden die Mäuse jedoch zuvor mit UV-B bestrahlt, konnten sie die transplantierten Tumorzellen nicht mehr bekämpfen, so dass der Tumor sich ausbreitete.

Reparatur-Enzym führt zu rascher Regeneration der DNA in der Haut

Auf natürlichem Weg regeneriert sich die DNA des Menschen nur langsam, denn die beschädigten Stücke müssen herausgeschnitten, neu synthetisiert und wieder in die DNA eingefügt werden. Anders als der Mensch, produziert die Alge Anacystis nidulans ein Reparatur-Enzym, die so genannte Photolyase, mit dem sie sich vor der UV-Strahlung der Sonne schützt. Dieses Enzym spaltet unter langwelligem UV-Licht vernetzte DNA-Stränge in die entsprechenden Einzelstränge, die dann wieder abgelesen werden können. Seitdem photolyasehaltige Sonnenschutz- und After-Sun-Präparate verfügbar sind, kann die Reparaturwirkung des Enzyms auch für die menschliche Haut genutzt werden. Krutmann beobachtete, dass sich die durch UV-Strahlung geschädigten menschlichen Hautzellen mit Hilfe der Photolyase in viel kürzerer Zeit regenerieren. Schon nach 30-minütiger Einwirkung werden rund 45 Prozent der Schäden rückgängig gemacht, und das Immunsystem der Haut wird sogar vollständig wiederhergestellt.

Gesamtleistung gewürdigt

Einen wesentlichen Beitrag hat Professor Krutmann auch zur Aufklärung der Wirkung von UV-A-Strahlen geleistet. Auch sie sind gefährlich, da sie zur Bildung von aggressiven Sauerstoffradikalen führen, die vorzeitige Hautalterung sowie die Entwicklung von Hautkrebs und anderen Lichtdermatosen fördern. Außerdem war Krutmann an der Aufklärung genetisch bedingter Hautkrankheiten beteiligt, die durch Sonnenlicht beeinflusst werden. Die GD ehrt mit ihrem Dermopharmazie-Innovations-Preis somit die Gesamtleistung von Professor Krutmann als Forscher auf dem Gebiet der Photobiologie der Haut.

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Verbraucherschutz und -information in Sachen Haut

GD Gesellschaft für Dermopharmazie e.V. - Interdisziplinäres Forum für Fragen der Vorbeugung und Behandlung von Hautkrankheiten

(Bonn, 2.4.2003) Wie sollten Hautpflegemittel beschaffen und geprüft worden sein, die das Prädikat “dermokosmetisch” tragen und für Menschen mit trockener oder zur Akne neigender Haut angeboten werden? Welche Sonnenschutzmittel sind für Patienten mit Neurodermitis, Akne oder erhöhter Lichtempfindlichkeit geeignet? Welche neuen Ansätze gibt es zur Vorbeugung und Behandlung von Hautkrebs? Diesen und anderen Fragen widmen sich seit mehr als sieben Jahren Apotheker, Ärzte und andere Hautexperten, die mit der GD Gesellschaft für Dermopharmazie e.V. ein gemeinsames wissenschaftliches Forum geschaffen haben.

Das interdisziplinäre Gebiet der Dermopharmazie ist zwischen Medizin und Pharmazie angesiedelt. “Unser Arbeitsfeld beschäftigt sich mit Fragen der äußeren und inneren Anwendung von Arzneimitteln, Medizinprodukten, Kosmetika und Nahrungsergänzungsmitteln, die der Vorbeugung und Behandlung von Hauterkrankungen dienen”, erklärt Dr. Joachim Kresken, Vorsitzender der GD. Das Spektrum reicht von neuen Ansätzen zur Behandlung weit verbreiteter Hautkrankheiten wie Schuppenflechte, Neurodermitis oder Pilzerkrankungen über dermokosmetischen Sonnenschutz bis hin zu Empfehlungen zum beruflichen Hautschutz. Bearbeitet werden die jeweiligen Themen von hochqualifiziert besetzten Fachgruppen und anderen Arbeitskreisen.

Öffentlichkeitsarbeit als vorrangiges Ziel

Die GD hat es sich zur Aufgabe gemacht, neueste Forschungsergebnisse und Behandlungsmethoden nicht nur den Fachkreisen, sondern auch der breiten Öffentlichkeit vorzustellen. So gibt die GD neben Leitlinien und Stellungnahmen für Fachkreise auch spezielle Ratgeberbroschüren für Verbraucher heraus. Zu den Themen Nagelpilz und trockene Haut liegen solche Ratgeberbroschüren inzwischen vor. Forschungsergebnisse sowohl zu neuen als auch zu bewährten Hautarzneimitteln und Kosmetika veröffentlicht die GD in ihrem eigenen dermopharmazeutischen Wissenschaftsjournal “DermoTopics”, das sowohl als gedruckte Zeitschrift wie auch als Online-Version zur Verfügung steht. Darüber hinaus organisiert die GD eine große Zahl von Fortbildungs- und Informationsveranstaltungen. Sämtliche Leitlinien und Positionspapiere der Gesellschaft sowie andere Informationen und Tipps rund um das Thema Vorbeugung und Behandlung von Hauterkrankungen sind auch auf der GD-Homepage unter www.gd-online.de abrufbar.

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Mehr Verbrauchersicherheit durch einheitliche Qualitätskriterien

Gesellschaft für Dermopharmazie stellt Leitlinien für dermokosmetische Sonnenschutz- und berufliche Hautschutzmittel vor

(Bonn, 2.4.2003) Welche Sonnencreme eignet sich bei fettiger Haut? Wie sollten Sonnenschutzmittel für Neurodermitiker und andere Risikogruppen beschaffen und geprüft worden sein? Für die so genannten dermokosmetischen Sonnenschutzmittel gab es in Deutschland bisher ebenso wenig einheitliche Standards wie für Mittel, die zum Schutz der Haut am Arbeitsplatz angeboten werden. Die GD Gesellschaft für Dermopharmazie e.V. hat jetzt die ersten, von Experten verschiedener Fachrichtungen erarbeiteten Leitlinien für diese beiden Produktkategorien vorgestellt und damit mehr Sicherheit für Verbraucher geschaffen.

Wer glaubt, er müsse nur den richtigen Lichtschutzfaktor finden, um seine Haut vor der Sonne zu schützen, unterschätzt das Problem. Die individuelle Eignung von Sonnenschutzmitteln kann sehr unterschiedlich sein. Auch die Zusatzstoffe müssen bei der Auswahl eines Produktes berücksichtigt werden. So benötigen Menschen, die zu Akne neigen, andere Sonnenschutzprodukte als Menschen mit trockener oder empfindlicher Haut. „Weil es in Deutschland keine einheitlichen Empfehlungen für Sonnenschutzprodukte bei besonderen Hautzuständen gibt“, so Dr. Walter Wigger-Alberti von der GD, „hat die GD jetzt eine fachübergreifende Leitlinie für den dermokosmetischen Sonnenschutz herausgegeben, die neben kosmetischen auch dermatologische und pharmazeutische Gesichtspunkte berücksichtigt.“

Sonnenschutz: Wichtig ist auch der UVA-Bereich

Die Verbesserungen beginnen schon bei den Untersuchungsverfahren für die Schutzwirkung: Auf den meisten Sonnenschutzprodukten wird nur ein Schutz für den Bereich der UVB-Strahlen angegeben – mit dem so genannten Lichtschutzfaktor. UVB-Strahlen sind Bestandteil des Sonnenlichts und hauptverantwortlich für die Entstehung von Sonnenbrand und Hautkrebs. Gefährlich sind jedoch auch die UVA-Strahlen, die im Lichtschutzfaktor nicht berücksichtigt sind. Im Gegensatz zu den UVB-Strahlen dringen sie sogar durch Fensterglas. „Die Wirkung der UVA-Strahlen wurde lange Zeit unterschätzt, weil sie nur wenig zum Sonnenbrand beitragen“, berichtet Wigger-Alberti. „Sie können jedoch zu Spätschäden der Haut führen und tragen zudem zur vorzeitigen Hautalterung bei.“ Da es in Deutschland bis jetzt kein allgemein anerkanntes Verfahren zur Bestimmung des UVA-Schutzes gibt, wird er häufig noch vernachlässigt. Produkte hingegen, die den GD-Leitlinien entsprechen sollen, müssen nach einem genormten Verfahren, zum Beispiel dem australischen Standard, auf ihre UVA-Schutzwirkung getestet worden sein.

Weitere Faktoren: Hautverträglichkeit und Photostabilität

Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist die Hautverträglichkeit. Grundsätzlich sollten so wenig irritierende oder Allergie auslösende Stoffe wie möglich in Kosmetika verarbeitet werden. Sonnenschutzmittel oder Hautpflegeprodukte mit Peroxid bildenden Inhaltsstoffen können zum Beispiel Auslöser für die so genannte Mallorca-Akne sein. „Durch die Verwendung von Sonnenschutz- und Aprèspräparaten, die frei von Peroxid bildenden Inhaltsstoffen sind, lässt sich mehrheitlich das Auftreten dieser Hauterscheinung vermeiden“, so Wigger-Alberti. „Weiteren Schutz gegen die Mallorca-Akne bietet ein hoher UVA-Schutz.“ Auch sollten dermokosmetische Sonnenschutzmittel gemäß der neuen Leitlinie auf ihre Augenverträglichkeit und Photostabilität geprüft werden. Photostabilität bedeutet, dass sich die im Produkt enthaltenen UV-Filter unter Sonneneinstrahlung nicht abbauen. „Dies wird bei herkömmlichen Produkten oft nicht berücksichtigt“, erläutert Dr. Wigger-Alberti. Nach strengen Kriterien sollen auch zusätzliche, zum Beispiel hautberuhigende oder zellregenerierende Wirkungen geprüft werden, bevor sie auf der Packung angegeben werden. Wichtig ist es auch, die Mittel richtig anzuwenden. „Viele Verbraucher tragen Sonnenschutzmittel viel zu dünn auf, so dass die Lichtschutzwirkung gegenüber dem, was auf der Packung steht, drastisch reduziert ist“, so Wigger-Alberti.

Leitlinien auch für berufliche Hautschutzmittel


Für berufliche Hautschutzmittel hat die GD in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft für Berufs- und Umweltdermatologie (ABD) in der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft eine Leitlinie entwickelt, die eine differenzierte und interdisziplinäre Prüfung empfiehlt. Bei den beruflich bedingten Hauterkrankungen handelt es sich meist um Kontaktekzeme der Hände, die durch regelmäßigen Kontakt mit hautirritierenden Arbeitsstoffen, so genannte Feuchtarbeit, oder alleine schon durch häufiges Händewaschen entstehen – etwa bei Friseuren oder Beschäftigten in Gesundheitsberufen. Einen besonders schweren Verlauf nehmen allergische Kontaktekzeme, die meist zur Aufgabe der beruflichen Tätigkeit zwingen. „Hautschutzmittel sind neben Handschuhen Teil der persönlichen Schutzausrüstung“, betont Wigger-Alberti. „Sie sollten vor jeder potenziellen Hautbelastung aufgetragen werden.“ Die neue Leitlinie stellt heraus, dass Hautschutzmittel integrativ auf die oftmals gleichzeitig verwendeten Hautreinigungs und Hautpflegemittel abgestimmt werden sollten. Um ihre Akzeptanz bei den Beschäftigten zu erhöhen, sollten die Mittel gut in die Haut einziehen und mit der entsprechenden beruflichen Tätigkeit vereinbar sein. Ein Hautschutzmittel für Beschäftigte in der Metallindustrie darf zum Beispiel nicht den Korrosionsschutz des Werkstücks angreifen, Hautschutzmittel für die Lebensmittelindustrie sind auf Grund ihres möglichen Eigengeruchs sorgsam auszuwählen.

Nachweis der Schutzwirkung durch Tests an Versuchspersonen

Die neue Leitlinie für berufliche Hautschutzmittel empfiehlt, nicht nur die einzelnen Inhaltsstoffe, sondern auch das fertige Produkt in seiner endgültigen Zusammensetzung mit geeigneten Methoden auf Wirksamkeit und Verträglichkeit zu prüfen. Für die Wirksamkeitsprüfung sollten, wann immer möglich, Prüfverfahren verwendet werden, bei denen die Schutzwirkung der Produkte gegenüber bestimmten Modellschadstoffen an der menschlichen Haut untersucht wird. „Nur mit solchen Tests lässt sich nach derzeitigem Kenntnisstand abschätzen, ob ein Produkt auch unter Praxisbedingungen wirksam sein kann“, so Wigger-Alberti. „Auf Grund theoretischer Überlegungen wurde lange Zeit der Grundsatz propagiert, dass fettlösliche Schadstoffe am besten immer mit wasserlöslichen Schutzprodukten abgewehrt werden und umgekehrt. Erst als dies an Versuchspersonen nachgeprüft wurde, erkannte man, dass es auch Ausnahmen von dieser Regel gibt und dass die Wahl eines falschen Hautschutzproduktes sogar zu einer Verstärkung der arbeitsbedingten Hautbelastung führen kann.“

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Heller Hautkrebs - die unterschätzte Gefahr

Weitaus stärker verbreitet als die schwarze Variante - Gesellschaft für Dermopharmazie gründet Task Force

(Bonn, 2.4.2003) Während inzwischen allgemein bekannt ist, dass exzessives Sonnenbaden zu schwarzem Hautkrebs, dem malignen Melanom, führen kann, werden andere Hautkrebsarten, nämlich Stachelzellkrebs und Basaliome, meist vergessen. Dabei treten diese Krebsarten, die auch als “heller Hautkrebs” bezeichnet werden, ungleich häufiger auf als das maligne Melanom. Die GD Gesellschaft für Dermopharmazie e.V. hat daher eine Task Force gegründet, um den Gefahren durch hellen Hautkrebs Rechnung zu tragen.

Die Situation gibt zu Bedenken Anlass: “Im Rahmen der Zunahme der durchschnittlichen Lebenserwartung - auf derzeit etwa 80 Jahre für Frauen beziehungsweise 74 für Männer in Deutschland - begegnen wir immer mehr dem Problem der Altershaut”, erläutert der stellvertretende GD-Vorsitzende Professor Dr. med. Hans Christian Korting. “Für die Gesundheit bedeutsam ist dabei insbesondere die durch äußere Faktoren bedingte Hautalterung, das so genannte extrinsic aging. Insbesondere auf Grund des veränderten Freizeitverhaltens kommt es über die Jahrzehnte auch in Europa zu einer massiven Sonnenexposition. Dies führt letztlich zu einer Häufung nicht nur des schwarzen, sondern auch des so genannten hellen Hautkrebses.” Aus diesem Grund hat die GD, in der Hautärzte, Apotheker, Wissenschaftler sowie Hautexperten aus der pharmazeutischen und kosmetischen Industrie vereinigt sind, einen Arbeitskreis zur Hautkrebsprävention - die Task Force “Licht.Hautkrebs.Prävention” - gegründet, die jetzt auf der 7. Jahrestagung der GD in Bonn der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Ihr Schwerpunkt soll vor allem auf der Aufklärung und Forschung zum hellen Hautkrebs liegen.

Raue Lichtschwiele als Vorstufe zum hellen Hautkrebs

Das spinozelluläre Karzinom (Spinaliom), zu deutsch Stachelzellkrebs der Haut, ist trotz seines häufigen Vorkommens relativ wenig bekannt, weil sich nur selten Metastasen bilden. Unbehandelt kann dieser Krebs jedoch, wie das maligne Melanom, zum Tode führen. Der Stachelzellkrebs zeigt sich in der Regel erst bei Menschen über 60. Betroffen sind meistens Hellhäutige, die sich ihr Leben lang stark der Sonne ausgesetzt haben. Eine häufig anzutreffende Vorstufe ist die so genannte aktinische Keratose, die raue Lichtschwiele, von der in Australien bereits 40 Prozent der über 40-Jährigen betroffen sind - aber auch in Mitteleuropa immerhin 10 bis 15 Prozent. Es bildet sich ein gerötetes Hautareal mit einer bräunlichen, verdickten Hornschicht. Durchbrechen die veränderten Hautzellen die Grenze von der Oberhaut zur Lederhaut, kommt es zum Stachelzellkrebs, der blumenkohlartig wuchert. “Das Risiko, dass sich die bei vielen Menschen in Mehrzahl vorliegenden Lichtschwielen krebsartig weiterentwickeln, wird auf bis zu 16 Prozent pro Jahr beziffert”, so Professor Korting. Die am häufigsten befallenen Stellen sind die, die am stärksten der Sonne ausgesetzt sind - Gesicht, Ohren, Handrücken und Unterarme sowie bei Männern die Glatze. Bei früher Diagnose und rechtzeitigem Therapiebeginn können der Krebs beziehungsweise seine Vorstufe, die aktinische Keratose, erfolgreich behandelt werden. Neben herkömmlichen physikalischen Behandlungsverfahren wie der Kälteanwendung (Kryotherapie) gibt es neuerdings wissenschaftlich gut begründete medikamentöse Behandlungsansätze, wozu insbesondere die Anwendung eines Gels mit dem Wirkstoff Diclofenac und dem Zusatzstoff Hyaluronsäure gehört. Zudem wird neuerdings die so genannte photodynamische Therapie eingesetzt, bei der ein lichtempfindlich machender Stoff (Aminolaevulinsäure) in Kombination mit Licht angewendet wird.

Basaliom häufigste Hautkrebsart in Mitteleuropa

Noch häufiger als das spinozelluläre Karzinom ist jedoch das Basaliom (Basalzellkarzinom) in Mitteleuropa anzutreffen. Diese Hautkrebsart metastasiert nicht, vergrößert sich aber kontinuierlich und zerstört dabei Haut, darunter liegendes Gewebe und unter Umständen sogar Knochen. Die am häufigsten betroffenen Hautareale sowie die Risikogruppen entsprechen denen des Stachelzellkrebses, wobei immer mehr jüngere Menschen erkranken. Basaliome zeigen sich oft zunächst als kleine, flache Knötchen, die eine glänzende Oberfläche haben. Später können sie sich rötlich und bräunlich verfärben sowie krustig oder schuppig werden. Auch ein Basaliom kann durch verschiedene Methoden entfernt werden. Nach der Entfernung ist eine regelmäßige hautärztliche Kontrolle notwendig; denn wenn einmal ein Basaliom aufgetreten ist, ist es wahrscheinlich, dass sich auch an anderen Stellen solche Tumore bilden, die allerdings keine Metastasen sind. Wenn ein Basaliom nicht vollständig entfernt werden konnte, kann der Tumorrest von Neuem zu wachsen beginnen.

Task Force will Öffentlichkeit sensibilisieren

“Unser Anliegen ist es, die hellen Hautkrebsarten stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken”, erläutert Professor Korting die Zielrichtung der Task Force “Licht.Hautkrebs.Prävention” der Gesellschaft für Dermopharmazie. “Auch im Forschungsbereich wollen wir die Anstrengungen erheblich intensivieren.” So will die Task Force die evidenzbasierte Forschung zu den hellen Hautkrebsarten vorantreiben, Diagnoserichtlinien für Hautärzte erstellen und die Aufnahme dieser Krebsarten ins Krebsregister bewirken. Bislang werden sie unter der WHO-Klassifikation ICD 173 “Sonstiger Hautkrebs” summiert. “Das wichtigste Ziel aber ist es”, so Professor Korting, “die Menschen dafür zu sensibilisieren, dass hautschädigendes Verhalten eben nicht nur zum schwarzen Hautkrebs führen kann, sondern in noch viel höherem Ausmaß auch zum hellen Hautkrebs, und dass die beste Form der Vorbeugung wirksamer Sonnenschutz durch Lichtschutzmittel und geeignete Bekleidung sowie regelmäßige hautärztliche Kontrolle ist.”

Neue Behandlungsmöglichkeiten durch Beeinflussung des Immunsystems

7. Jahrestagung der GD Gesellschaft für Dermopharmazie e.V. präsentierte neue Therapieansätze gegen Ekzeme, Neurodermitis und Hautkrebs

(Bonn, 2.4.2003) Die Abwehrkräfte des Menschen werden durch viele Faktoren beeinflusst: Umwelteinflüsse wie UV-Strahlung, Pollenflug oder Staubmilben führen immer häufiger zu Fehlregulationen des Immunsystems. Oft sind Ekzeme oder entzündliche Hauterkrankungen wie Neurodermitis die Folge. Doch jetzt gibt es eine Reihe neuer Therapien, welche die Reaktionen des Immunsystems steuern und regulieren können. Auf der 7. Jahrestagung der GD Gesellschaft für Dermopharmazie e.V. am 1. und 2. April 2003 in Bonn, an der rund 200 Hautexperten aus den Bereichen Dermatologie, Pharmazie und Kosmetologie teilnahmen, wurden diese neuen Behandlungsansätze sowie weitere aktuelle Forschungsergebnisse vorgestellt.

In der Therapie weit verbreiteter Hauterkrankungen hat die Dermatologie in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. So ist beispielsweise gegen viele Arten von Handekzemen ein neuartiges Retinoid erfolgreich getestet worden. Die Verbreitung chronischer Handekzeme hat drastisch zugenommen. Sie können vielerlei Ursachen haben und führen bei Berufsgruppen wie Friseuren, Malern oder Pflegekräften häufig zur Berufsunfähigkeit. „Der Hautkontakt mit bestimmten Lebensmitteln oder eine Überempfindlichkeit gegen Umweltstoffe kann diese entzündliche Reaktion der Haut hervorrufen“, erläutert Professor Dr. med. Thomas Ruzicka, wissenschaftlicher Leiter der Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie. Retinoide sind chemische Verbindungen, die sich von Vitamin A ableiten und schon seit längerem bei Erkrankungen wie Akne und Psoriasis erfolgreich eingesetzt werden. Jetzt wurde entdeckt, dass eine bestimmte Art von Retinoiden, die in Form von Tabletten eingenommen werden kann, sich bei verschiedenen chronischen Handekzemen als hochwirksam erwiesen hat. Noch ist unklar, in welcher Weise das Retinoid auf das Ekzem einwirkt. Eine wichtige Rolle spielt vermutlich die ausgleichende Wirkung auf das Immunsystem.

Etwa 15 Prozent aller Kinder leiden an Neurodermitis

Ein weiterer Schwerpunkt der Jahrestagung der GD galt den chronisch entzündlichen Hautkrankheiten wie der Neurodermitis (Atopisches Ekzem) und der Schuppenflechte (Psoriasis). Derzeit erkranken etwa 15 Prozent aller Kinder sowie ein Prozent der Erwachsenen an Neurodermitis. Die Tendenz ist steigend: Alle zehn Jahre verdoppeln sich diese Zahlen. Es wird vermutet, dass die Ursache der Neurodermitis unter anderem in einer genetisch bedingten Überreaktion des Immunsystems liegt. Normalerweise harmlose Faktoren, wie Staubmilben oder Pollen, alarmieren das Immunsystem und führen dazu, dass die Haut mit Entzündungszellen überschüttet wird, die dann die typischen Symptome wie Juckreiz und Rötungen hervorrufen. Bislang wurde Neurodermitis überwiegend mit kortisonhaltigen Salben, Feuchtigkeitscremes und juckreizlindernden Antihistaminika behandelt. Doch Kortison kann die Haut dünner und damit anfälliger für Neuerkrankungen machen. Mit der neuen Substanzklasse der topischen Immunmodulatoren (TIMs) gibt es nun erstmals eine wirkungsvolle Alternative zur Behandlung mit Kortison. Topische Immunmodulatoren wirken regulierend auf das Gleichgewicht des Immunsystems. Bei der allergischen Immunabwehr werden T-Lymphozyten aktiviert, um Antikörper (Immunglobulin-E-Antikörper, IgE) gegen die vermeintlich gefährlichen Faktoren, beispielsweise Staubmilben, zu bilden. Dieser Prozess beschert dem Betroffenen die bekannten Symptome. Die topischen Immunmodulatoren sind in der Lage, in die T-Lymphozyten einzudringen und deren Aktivität zu bremsen. So wird die Überreaktion des Immunsystems abgefangen, und die Entzündung kann abheilen.

Bei der Schuppenflechte, von der rund zwei Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind, können andere immunologisch aktive Substanzen, die so genannten „Biologicals“, helfen. Diese Medikamente wirken ebenfalls auf das Immunsystem und greifen so in die Entzündung ein. „Biologicals“ helfen außerdem bei Rheuma und entzündlichen Darmerkrankungen. Sie werden meistens in Form von Injektionen oder Infusionen verabreicht. Der Einsatz von „Biologicals“ bei entzündlichen Hauterkrankungen wird derzeit weltweit intensiv erforscht.

Jährlich 120.000 Neuerkrankungen bei Hautkrebs

Die Hautkrebszahlen steigen. In Deutschland werden jährlich rund 120.000 Neuerkrankungen entdeckt. Ursache ist in den meisten Fällen eine zu starke UV-Belastung der Haut durch das Sonnenlicht. Häufigste Hautkrebsart ist das Basalzellkarzinom. „Diese Form tritt beim Menschen häufiger auf als alle anderen Krebsarten zusammen“, erläutert Professor Ruzicka. Eine Krebsvorstufe ist die aktinische Keratose, eine Hauterhebung, die sich häufig an Hautpartien bildet, die besonders stark dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Die chirurgische Sanierung kann in Einzelfällen, zum Beispiel bei Sitz an der Nase, problematisch sein. Bei Hautkrebs und seinen Vorstufen hat die Dermatologie erfolgreiche neue Heilungsmethoden hervorgebracht. Auch hier gibt es inzwischen eine Behandlungsmöglichkeit, die über die positive Beeinflussung des Immunsystems wirkt. Der topische Immunstimulator Imiquimod wird als Salbe auf die betroffenen Hautpartien aufgetragen. Der Wirkstoff dringt in das Gewebe ein und aktiviert die Abwehrzellen, die dadurch in die Lage versetzt werden, die erkrankten Zellen zu zerstören.

Mit Rotlicht gegen Krebszellen

Einen anderen Weg zur Behandlung der aktinischen Keratose und des Basalzellkarzinoms bietet die photodynamische Therapie, bei der eine lichtsensibilisierende Substanz als Creme auf die erkrankten Hautpartien aufgetragen wird. Während einer Einwirkungszeit von drei Stunden entstehen Porphyrine, eine Art natürlicher Farbstoff. Diese Porphyrine sind lichtaktiv und bilden aus Sauerstoff eine phototoxisch wirkende Substanz. Bei der folgenden Bestrahlung der Haut durch kaltes Rotlicht, werden die durch die Creme sensibilisierten Krebszellen gezielt zerstört. Gesundes Hautgewebe wird durch die Therapie nicht belastet. Darüber hinaus kommt gerade bei Befall im Gesicht der positive kosmetische Effekt zum Tragen, denn bei dieser Behandlungsmethode tritt keine Narbenbildung auf.

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GD Pressekonferenz Bonn 2003


Foto: GD Gesellschaft für Dermopharmazie

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM),
Bonn, 2. April 2003


Foto: GD Gesellschaft für Dermopharmazie

Von links: Prof. Dr. med. Thomas L. Diepgen, Prof. Dr. med. Hans Christian Korting,
Frank von Spee (Moderator), Dr Joachim Kresken, Dr. Walter Wigger-Alberti



Foto: GD Gesellschaft für Dermopharmazie

Von links: Prof. Dr. Wolfgang Wiegrebe, Prof. Dr. med. Thomas L. Diepgen,
Prof. Dr. med. Hans Christian Korting, Frank von Spee (Moderator),
Dr Joachim Kresken, Dr. Walter Wigger-Alberti


Foto: GD Gesellschaft für Dermopharmazie

Von links: Prof. Dr. med. Hans Christian Korting, Frank von Spee (Moderator), Dr Joachim Kresken


Foto: GD Gesellschaft für Dermopharmazie

Von links: Frank von Spee (Moderator), Dr. Joachim Kresken


Foto: GD Gesellschaft für Dermopharmazie

Von links: Prof. Dr. Thomas L. Diepgen, Prof. Dr. med. Hans Christian Korting


Foto: GD Gesellschaft für Dermopharmazie

Von links: Prof. Dr. Wolfgang Wiegrebe, Prof. Dr. Thomas L. Diepgen

 

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Prof. Dr. Wolfgang Wiegrebe


Foto: GD Gesellschaft für Dermopharmazie


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Prof. Dr. Thomas L. Diepgen


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Dr. Walter Wigger-Alberti



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Prof. Dr. med. Hans-Christian Korting


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Dr. Joachim Kresken


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Frank von Spee (rechts), Moderator der Pressekonferenz


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