GD - Online H. Wolff: Topische Therapie der androgenetischen Alopezie
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Neue topische Therapie der androgenetischen Alopezie

PD Dr. med. Hans Wolff, Dermatologische Klinik und Poliklinik, Ludwig-Maximilians-Universität München

In Deutschland gibt es eine Reihe von Präparaten zur topischen Behandlung der androgenetischen Alopezie bei Frauen und Männern. Die meisten der Präparate sind freiverkäuflich und haben gemeinsam, dass sie nie einer gut kontrollierten, wissenschaftlich haltbaren Wirksamkeitsprüfung unterzogen wurden.

Von den oben genannten Präparaten unterscheiden sich topische Minoxidillösungen (2- und 5%ig), die sich in zahlreichen doppelblinden, plazebo-kontrollierten Studien als wirksam erwiesen. Nach erteilter Zulassung wird ab dem 1.9.2000 eine 5%ige Minoxidillösung in Deutschland auf Rezept erhältlich sein. Die Indikation ist zunächst auf die androgenetische Alopezie des Mannes beschränkt.

In einer großen amerikanischen Multicenter-Studie wurden insgesamt 393 Männer zwischen 18 und 49 Jahren mit androgenetischer Alopezie eingeschlossen. Beendet wurde die Studie nach 48 Wochen von 352 Männern. Die doppelblinde, plazebokontrollierte Studie hatte folgendes Randomisierungsschema:

  • 40 % der Männer applizierten je 2 x pro Tag 1 ml einer 5%igen Minoxidillösung.
  • 40 % verwendeten je 2 x pro Tag 1 ml einer 2%igen Minoxidillösung.
  • 20 % applizierten je 2 x 1 ml wirkstofffreies Vehikel (Plazebokontrolle).

Im Vergleich zum Ausgangsbefund wurde die Zahl kräftiger Terminalhaare in einem 1 cm2 großen Testareal nach 8, 16 und 48 Wochen beurteilt. Es zeigten sich folgende Ergebnisse:

WocheMinoxidil (5 %)Minoxidil (2 %)Plazebo
 n= 139n = 142n = 71 
     
8+ 29,7+ 24,9+ 14,3Haare/cm2
16+ 35,3+ 29,8+ 15,3 Haare/cm2
48 + 18,6+ 12,7+ 3,9Haare/cm2

Nach einer Studienzeit von einem Jahr war die 5%ige Lösung wirksamer als die 2%ige und letztere immer noch wesentlicher wirksamer als das Plazebo-Vehikel. Selbst- und Fremdbeurteilung der optischen Haardichte (nach 16 Wochen) ergaben ebenfalls die Wirksamkeitsreihung: 5 % > 2 % > Plazebo.

Bei der Beurteilung der systemischen Nebenwirkungen ergaben sich zwischen den Gruppen keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich Blutdruck, Puls, Körpergewicht, EKG, Serumchemie, Libido und Potenz.

Da Minoxidil eine blutdrucksenkende Substanz ist, wurden in den verschiedenen Behandlungsgruppen Minoxidil-Serumspiegel gemessen. Der höchste gemessene Minoxidil-Serumspiegel lag in der mit 2 % Minoxidil behandelten Gruppe bei 0,7 ng/mlm und in der mit 5 % behandelten bei 2,2 ng/ml. Die minimalste Serumkonzentration, bei der eine Puls- und Blutdruckveränderung erstmals messbar wird, beträgt 21,7 ng/ml. Daher liegt selbst für die maximal gemessene Minoxidil-Serumkonzentration von 2,2 ng/ml ein etwa 10facher Sicherheitsbereich vor.

An örtlichen Nebenwirkungen traten Rötungen und Juckreiz auf. Da das Plazebo-Vehikel einen ebenso hohen Propylenglykol-Anteil wie die 5%ige Mixoxidillösung enthielt (50 %), ist es wohl vor allem dieser Lösungsvermittler, der zu den meist milden, asymptomatischen Erythemen der Kopfhaut führte.

Zusammenfassend handelt es sich bei den Minoxidillösungen um die mit Abstand am besten charakterisierten äußerlich anzuwendenden Haarwuchsmittel. Die jüngst durchgeführten Studien erbrachten eindeutige Wirknachweise. Der relativ schnelle Wirkeintritt nach bereits 8 - 16 Wochen ist in erster Linie auf Verschiebungen der Haarwachstumszyklen zurückzuführen, wie z.B. durch Verlängerung der Anagenphasen oder Verkürzung der Telogenphasen.

  

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