Privatdozent Dr.
med. Sigbert Jahn
Biologicals:
Neue Substanzklasse in der Dermatotherapie
BIOGEN GmbH, Ismaning
Der immunpathogenetische Hintergrund vieler chronisch rezidivierender Dermatosen
wird zunehmend klarer. Aus diesem Verständnis erwächst eine Reihe
neuer Therapieansätze.
Die Psoriasis stellt sich heute als ein (zumeist unvollständig verstandenes)
pathogenetisches Puzzle dar. Die Keratinozyten-Fehlregulation ist dokumentiert
in Hyper- und Parakeratose. Im dermalen Entzündungsinfiltrat produzieren
neutrophile Granulozyten große Mengen IL-8, die Angiogenese ist deutlich
vermehrt. Zunehmend verstehen wir den Beitrag des Immunsystems zur Pathogenese
der Psoriasis. Langerhans-Zellen transportieren Antigen-Material in den Lymphknoten
und präsentieren es dort an T-Lymphozyten. Antigen-geprägte T-Lymphozyten
erreichen über die Blutbahn mit Hilfe ihrer haut-spezifischen Adhäsions-(Homing-)Rezeptoren
die Dermis und werden von Langerhans-Zellen erneut mit Antigen konfrontiert.
Hier kommt es offenbar durch eine immunologische Kreuzreaktion zur Auslösung
einer dysregulierten Immunantwort. Basierend auf diesem Wissen enstand die inzwischen
gut belegte Hypothese von der Psoriasis als einer anti-bakteriellen, kreuzreaktiven,
sterilen, T-Zell-vermittelten Autoimmunerkrankung.
Das Verständnis der Immunpathogenese der Psoriasis und anderer Dermatosen
hat zur Entwicklung einer Reihe neuer immunolgisch aktiver Substanzen (Biologicals)
geführt, die in den kommenden Jahren den Markt erreichen werden. Als Biologicals
werden rekombinante Proteine verstanden, die in immunregulatorische und Entzündungs-Mechanismen
eingreifen. Zu unterscheiden sind Interleukine/Interferone, monoklonale Antikörper
(Endung -mab) und Fusionsproteine (Endung -cept). Die therapeutische Beeinflussung
der Psoriasis erfolgt durch: (a) Verhinderung der T-Lymphozytenaktivierung,
(b) Blockierung pro-inflammatorischer Zytokine, (c) Korrektur des gestörten
Th1/Th2-Zytokinprofils, (d) Verhinderung der Extravasation von aktivierten T-Lymphozyten
in die Haut und (e) die selektive Immunmodulation unter Berücksichtigung
spezifischer Marker der pathogenetisch relevanten T-Lymphozyten. Ähnliche
Ansätze werden bei weiteren, T-Lymphozyten-vermittelten dermatologischen
Erkrankungen klinisch erprobt.