Prof. Dr. Claudia Valenta

Charakterisierung von Phloretin als Penetrationsförderer für die Haut

Institut für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie, Universität Wien

Phloretin kommt in Äpfeln vor und ist ein Polyphenol, das zunächst auf Wechselwirkungen mit Modellmembranen untersucht wurde.

Als einfaches Testsystem wurden bestimmte Lipidvesikel verwendet, bei denen die derzeit bekannten Penetrationsförderer wie Azone, Transcutol oder Ölsäure eine Farbverschiebung von blau nach rot herbeiführen [1]. Zunächst werden blau gefärbte polymerisierte Lipid-Polydiacetylen-Vesikel hergestellt. Diese Vesikel stellen ein vereinfachtes Membranmodell des komplex organisierten Stratum corneum dar [2]. In unserem Fall wurden Dipalmitoylphosphocholin (DPPC) und Dimyristoylphosphocholine (DMPC) als Modelllipide verwendet, um herauszufinden, ob Phloretin eine Wechselwirkung mit diesem interessanten Testsystem bewirkt. Es konnte eine eindeutige Wechselwirkung von Phloretin mit den Modellvesikeln gemessen werden.

Um weitere Aufschlüsse über mögliche Membraninteraktionen zu erlangen, wurden zusätzlich Differential Scanning Calorimetry (DSC) mit DPPC-Liposomen durchgeführt. Dabei wurden Vesikel mit ansteigendem Gehalt an Phloretin hergestellt. Die Ergebnisse zeigen eindeutig, dass eine Beimengung von Phloretin eine Verschiebung der Transitiontemperatur zu geringeren Werten bewirkt [3]. Das bedeutet, dass Phloretin wahrscheinlich nicht nur mit der Oberfläche von Membranen interagiert (was durch das Verschieben der Pretransition angedeutet wird), sondern auch mit dem Kern der Bilayer. Somit ist zu vermuten, dass auch die Transitiontemperatur der Haut, die bei 35 °C liegt [4], um einige Grade nach unten verschoben wird. Dadurch würde ein stärker permeables flüssig-kristallines System erzeugt.

Die Modellkomponente Natriumfluorescein wurde verwendet, um die Wirkung von Phloretin auch visuell sichtbar zu machen. Der große Vorteil von Natriumfluorescein ist, dass es ohne chemische Derivatisierung fluoresziert und so ein hervorragendes Modell für die konfokale Lasermikroskopie darstellt [5].

In Vorstudien konnte gezeigt werden, dass eine 12-stündige Vorimprägnierung von Haut mit Phloretin beladenen Liposomen die Permeation von Lidocain wesentlich verbessert [6]. In weiterer Folge wurde ein praktikableres Abgabesystem entwickelt, in dem die Wirkung von Phloretin bestätigt werden konnte [7]. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass neben der Permeationssteigerung auch noch eine signifikant antioxydative Wirkung von Phloretin nachgewiesen werden konnte [8], so dass sich diese Substanz als multifunktioneller Hilfsstoff in dermalen Zubereitungen anbietet.

Danksagung
Wir danken dem Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF P15137) für die finanzielle Unterstützung


Literatur
[1] D. Evrard, E. Touitou, S. Kolusheva, Y. Fishov, R. Jelinek, A new colorimetric assay for studying and rapid screening of membrane penetration enhancers, Pharm.Res. 943-949, 2001

[2] P.W. Wertz, M.C. Miethke, S.A. Long, J.S. Strauss, D.T. Downing, The composition of the ceramides from human stratum corneum and from comedones, J. Invest. Dermatol. 84, 410-412, 1985

[3] B.G. Auner, M.A.A. O'Neill, C. Valenta, J. Hadgraft, Interaction of phloretin and 6-ketocholestanol with DPPC liposomes as phospholipid model membranes., Int.J. Pharm. (in press).

[4] S.J. Rehfeld, P.M. Elias, Mammalian stratum corneum contains physiologic lipid thermal transitions., J.Invest.Dermatol. 79, 1-3, 1982

[5] B.G. Auner, C. Valenta, J. Hadgraft, Influence of phloretin and 6-ketocholestanol on the skin permeation of sodium-fluorescein, J. Contr. Rel. 89, 321-328, 2003

[6] C. Valenta, J. Cladera, P. O'Shea, J. Hadgraft, Effect of Phloretin on the Percutaneous Absorption of Lignocaine across human skin, J.Pharm.Sci. 90, 485-492, 2001

[7] B.G. Auner, C. Valenta, Influence of phloretin on the skin permeation of lidocaine from semi solid preparations, Eur. J. Pharm. Biopharm. 57, 307-312, 2004

[8] B.G. Auner, M. Wirth, C. Valenta, Antioxydative activity and cytotoxicity of four different flavonoids for dermal applications., J.Drug Del.Sci.Technol. (in press).

 

Prof. Dr. Claudia Valenta





Fotos: GD Gesellschaft für Dermopharmazie






 

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