1999 - 3. Jahrestagung der GD in Berlin
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3. Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie am 9. Juni 1999 in Berlin |
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Referenten und Moderatoren |
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Tagungsort |
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Abstracts |
Programm der Jahrestagung 1999 in Berlin
10.00 10.05 Uhr | Eröffnung und Begrüßung durch den Vorsitzenden der GD sowie die Tagungsleiterin | J. Kresken, Viersen, M. Schäfer-Korting, Berlin |
10.05 10.20 Uhr | Die Stellung der Dermopharmazie in der dermatologischen Wissenschaft und Praxis | W. Sterry, Berlin |
10.20 11.00 Uhr | Dermopharmazeutische Chemie | Moderation: G. Kindl, Baldham, und R. Niedner, Potsdam |
10.20 10.40 Uhr | Sphingolipide als neue Antipsoriatika | B. Kleuser, Berlin |
10.40 11.00 Uhr | Beeinflussung der Psoriasis durch aktive Sauerstoffspezies | G. Wurm, Berlin |
11.30 12.30 Uhr | Dermobiopharmazie und Dermatopharmakologie | Moderation: B. C. Lippold, Düsseldorf, und Ch. Surber, Basel |
11.30 11.50 Uhr | Charakterisierung der Wechselwirkungen von Liposomen mit der Haut durch Elektronenspinresonanzspektroskopie und -tomographie | H.-H. Borchert, Berlin |
11.50 12.10 Uhr | Glukokortikoide und Signaltransduktion | U. Trier, Berlin |
12.10 12.30 Uhr | Objektive Bewertung der Beeinflussung der Haut durch Topika und Kosmetika | W. Wigger-Alberti, Jena |
13.40 15.00 Uhr | Dermokosmetik | Moderation: L. Raunecker, Kitzingen, und A. Schrader, Holzminden |
13.40 14.00 Uhr | Symptom "trockene Haut"- Bedeutung und Wirkweise von Dermokosmetika | G. Gehring, Karlsruhe |
14.00 14.20 Uhr | Bedeutung des pH-Wertes für die epidermale Barriere | M. Behne, San Francisco |
14.20 14.40 Uhr | Parameter in der Entwicklung von Hautpflegelotionen | J. Gottfreund, Boppard |
14.40 15.00 Uhr | Evaluierung eines hamamelisdestillathaltigen Dermokosmetikums mittels UV-Erythem-Test | F. Rippke, Hamburg |
15.20 16.20 Uhr | Dermatotherapie | Moderation: E.-M. Meigel, Hamburg, und W. Wiegrebe, Regensburg |
15.20 15.40 Uhr | Neue therapeutische Möglichkeiten bei androgenetischer Alopezie | H. Wolff, München |
15.40 16.00 Uhr | Vergleich der Wirksamkeit von Mahonia-Extrakt und Dithranol bei Psoriasis vulgaris in einer kontrollierten Studie | M. Augustin, Freiburg |
16.00 16.20 Uhr | Nutzen-Risiko-Bewertung neuer Haut- und Schleimhautantiseptika | A. Kramer, Greifswald |
16.20 16.30 Uhr | Schlußwort des Stellvertretenden Vorsitzenden der GD | H. C. Korting, München |
16.45 Uhr | Ordentliche Mitgliederversammlung der GD |
Referenten und Moderatoren der Jahrestagung
Dr. med. Matthias Augustin, Hautklinik der Albert-Ludwigs-Universität, Hauptstraße 7, D-79104 Freiburg. Dr. Martin Behne, Department of Veterans Affairs, Medical Center, Dermatology Service (190), 4150 Clement Street, San Francisco, CA 94121, USA. Professor Dr. Hans-Hubert Borchert, Institut für Pharmazie, Mathemath.-Naturwiss. Fakultät 1, Humboldt-Universität, Goethestraße 54, D-13086 Berlin. Priv.-Doz. Dr. med. Wolfgang Gehring, Hautklinik, Städtisches Klinikum, Moltkestraße 120, D-76133 Karlsruhe. Dr. Joachim Gottfreund, Sebapharma GmbH & Co., Abt. Forschung und Entwicklung, Binger Straße 80, D-56154 Boppard-Bad Salzig. Dr. Gerd Kindl, Post-Apotheke, Neue Poststraße 7, D-85598 Baldham. Dr. Burkhard Kleuser, Institut für Pharmazie II, Freie Universität Berlin, Königin-Luise-Str. 2+4, D-14195 Berlin. Professor Dr. med. Axel Kramer, Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Medizinische Fakultät, Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Hainstraße 26, D-17487 Greifswald. Professor Dr. Bernhard C. Lippold, Institut für Pharmazeutische Technologie der Heinrich-Heine-Universität, Universitätsstraße 1, D-40225 Düsseldorf. Dr. med. Eva-Maria Meigel, Hautarztpraxis, Rödingsmarkt 1, D-20459 Hamburg. Professor Dr. med. Roland Niedner, Klinik für Dermatologie, Klinikum Ernst von Bergmann, Charlottenstraße 72, D-14476 Potsdam. Leonhard Raunecker, Kranich-Apotheke, Königsberger Straße 4, D-97318 Kitzingen. Dr. med. Frank Rippke, Beiersdorf AG, Unnastraße 48, D-20245 Hamburg. Dr. Andreas Schrader, Beratungslabor GbR, Max-Planck-Straße 6, D-37603 Holzminden. Professor Dr. med. Wolfram Sterry, Klinik für Dermatologie, Universitätsklinikum Charité, Schumannstraße 20/21, D-10117 Berlin. Priv.-Doz. Dr. Christian Surber, Institut für Spital-Pharmazie, Kantonsspital Basel, Spitalstraße 26, CH-4031 Basel. Ulrike Trier, Institut für Pharmazie II, Freie Universität Berlin, Königin-Luise-Str. 2+4, D-14195 Berlin. Professor Dr. Gotthard Wurm, Institut für Pharmazie I, Freie Universität Berlin, Königin-Luise-Str. 2+4, D-14195 Berlin. Professor Dr. Wolfgang Wiegrebe, Institut für Pharmazie der Universität Regensburg, Universitätsstraße 1, D-93053 Regensburg. Dr. med. Walter Wigger-Alberti, Klinik für Hautkrankheiten, Hautphysiologisches Labor, Klinikum der Friedrich-Schiller-Universtität, Postfach, D-07740 Jena. Priv.-Doz. Dr. med. Hans Wolff, Dermatologische Klinik und Poliklinik, Ludwig-Maximilians-Universität München, Frauenlobstraße 9-11, D-80337 München.
Tagungsort: Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV), Diedersdorfer Weg 1, D-12277 Berlin (Marienfelde).
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Tagungsgebühr: Die Tagungsgebühr betrug für Mitglieder der GD DM 108,-, für Nichtmitglieder DM 128,-.
Organisation: Leitung der Tagung Prof. Dr. Monika Schäfer-Korting
Abstracts 3. Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie, 9. Juni 1999, Berlin
Prof. Dr. med. Wolfram Sterry | Universitätsklinikum Charite´, Berlin |
Dr. Burkhard Kleuser | Freie Universität Berlin |
Prof. Dr. Gotthard Wurm | Freie Universität Berlin |
Prof. Dr. Hans-Hubert Borchert | Humboldt-Universität Berlin |
Ulrike Trier | Freie Universität Berlin |
Dr. med. Walter Wigger-Alberti | Friedrich-Schiller-Universität, Jena |
Prof. Dr. med. Wolfgang Gehring | Städtisches Klinikum Karlsruhe |
Dr. Martin Behne | Medical Center, Dermatology Service, San Francisco/USA |
Dr. Joachim Gottfreund | Sebapharma GmbH & Co., Boppard |
Dr. med. Frank Rippke | Beiersdorf AG, Hamburg |
Priv.-Doz. Dr. med. Hans Wolff | Ludwig-Maximilians-Universität München |
Dr. med. Matthias Augustin | Albert Ludwigs Universität, Freiburg |
Prof. Dr. med. Axel Kramer | Medizinische Fakultät, Greifswald |
Die Stellung der Dermopharmazie in der dermatologischen Wissenschaft und Praxis
Prof. Dr. med. Wolfram Sterry
Generalsekretär der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, Klinik für Dermatologie,
Universitätsklinikum Charite´, Berlin
Dermatologie und Pharmazie haben vielfältigste Berührungspunkte; die wesentlichsten
sind sicherlich die dermatologische Rezeptur, die Behandlung von Hauterkrankungen
mit Hilfe topischer Präparate sowie kosmetische Maßnahmen zur Gesunderhaltung
der Haut und zur Verbesserung ihres ästhetischen Eindrucks. Daraus bietet sich
zwingend eine enge Kooperation an, sowohl im beruflichen Alltag zwischen niedergelassenen
Dermatologen und den umgebenden Apotheken, zwischen der Klinikapotheke und der
Hautklinik, aber auch im wissenschaftlichen Bereich bei der Erforschung von
Dermatosen und somit auch der Freilegung therapeutischer Optionen.
Nicht alle Berührungsfelder zwischen dem Dermatologen und dem Pharmazeuten sind
spannungsfrei. Besonders eindrücklich belegt dies die intensive Diskussion um
dermatologische Rezepturen, ganz besonders auch über die Qualitätssicherung
in diesem Bereich. Die Bochumer Studie belegt sehr eindrucksvoll, daß zwar die
meisten dermatologischen Rezepturen solide formuliert sind, jedoch auch bei
einem nicht zu kleinen Prozentsatz unsinnige Kombinationen, der Stabilität abträgliche
Zusammenstellungen oder wissenschaftlich nicht begründete Polypragmasie durchaus
anzutreffen ist. Naturgemäß sind auch Kostenaspekte bei der Herstellung dermatologischer
Rezepturen mit zu berücksichtigen, wobei in diese Diskussion Dermatologen, Pharmazeuten
sowie die pharmazeutische Industrie jeweils unterschiedliche Argumente einzubringen
haben. Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft hält an ihrer Strategie fest,
Maßnahmen zur Qualitätssicherung auch im Bereich der dermatologischen Rezeptur
voranzutreiben und darüber hinaus der dermatologischen Rezeptur ihren Stellenwert
insbesondere dort zuzuweisen, wo keine Fertigpräparate zur Verfügung stehen.
Der Dermatopharmazie kommt in der wissenschaftlichen Dermatologie ein großer
Stellenwert zu, der leider jedoch nur von wenigen Arbeitsgruppen wahrgenommen
wird. Dennoch zeigen wesentliche therapeutische Neuerungen, die ihre Entstehung
dermatopharmazeutischen Untersuchungen verdanken, wie wichtig dieses Gebiet
ist. Eine stimulierende und fördernde Rolle in diesem Bereich kommt daher speziell
der Gesellschaft für Dermopharmazie zu, deren Engagement von der Deutschen Dermatologischen
Gesellschaft ausdrücklich begrüßt wird.
Sphingolipide als neue Antipsoriatika
Dr. Burkhard Kleuser
Institut für Pharmazie II, Freie Universität Berlin
Sphingolipid-Spaltprodukte wie Ceramide, Sphingosin und Sphingosin-1-phosphat
stellen eine neue Klasse von bioaktiven Molekülen dar, die bei der Regulation
der Proliferation, der Differenzierung sowie der Apoptose eine zentrale Rolle
spielen [7, 8]. Ausgehend von dem Phospholipid Sphingomyelin, einem Bestandteil
biologischer Membranen, kann es nach Aktivierung einer neutralen oder sauren
Sphingomyelinase unter Abspaltung des Phosphocholinrestes zur Bildung von Ceramid
kommen. Die Verwendung von zellpermeablen Ceramid-Analoga hat gezeigt, daß ein
erhöhter intrazellulärer Ceramid-Spiegel mit einer Inhibierung der Zellproliferation
in einer Vielzahl von Zellen einhergeht und an der Induktion des Programmierten
Zelltodes beteiligt ist [2, 4].
Interessanterweise besitzt ein weiteres Folgeprodukt des Sphingomyelins, nämlich
Sphingosin-1-phosphat (SPP), dem Ceramid zum Teil entgegengesetzte Wirkungen.
So vermittelt Sphingosin-1-phosphat proliferierende Eigenschaften in Swiss 3T3-
oder Ratten-Fibroblasten [6]. Weiterhin beeinflußt SPP auch den apoptotischen
Prozeß, im Gegensatz zu Ceramiden besitzt SPP jedoch einen ausgesprochen protektiven
Effekt bei der Zytokin- bzw. Ceramid-induzierten Apoptose [1 ].
Der aktive Metabolit von Vitamin D3 1alpha,25-Dihydroxyvitamin D3 (1alpha,25-(OH)2D3),
war der erste Agonist, für den gezeigt werden konnte, daß er in HL-60-Zellen
eine neutrale Sphingomyelinase aktiviert und so einen intrazellulären Anstieg
von Ceramiden induziert [5]. Die antiproliferierende Eigenschaft von 11alpha,25-(OH)2D3
steht somit mit der Ceramid-Bildung im Einklang. Interessanterweise induziert
1alpha,25-(OH)2D3, trotz der Bildung von Ceramiden, nicht den Programmierten
Zelltod, vielmehr besitzt 1alpha,25-(OH)2D3 eine ausgeprägte
antiapoptotische Wirkung. Diese protektive Eigenschaft von 1alpha,25-(OH)2D3
läßt sich auf die Bildung von SPP zurückführen [3].
Die Wirksamkeit von 11alpha,25-(OH)2D3 bzw. seinem Analogon
Calcipotriol ist auch bei der Therapie der Psoriasis vulgaris ausreichend belegt.
Es war daher von Interesse, den Einfluß von 1alpha,25-(OH)2D3
auf den Sphingolipidmetabolismus in Keratinozyten näher zu charakterisieren.
Dabei zeigte sich, daß 1alpha,25-(OH)2D3 sowohl den Ceramid-
als auch den SPP-Gehalt in den Epithelialzellen beeinflußt. Deshalb wurden zellpermeable
Ceramid-Analoga sowie SPP hinsichtlich ihrer Effekte auf die Proliferation,
Apoptose und Differenzierung in Keratinozyten untersucht. Ein völlig unerwartetes
Ergebnis war die Inhibierung der Zellproliferation durch SPP, da bisher nur
mitogene Effekte bei dieser Verbindung bekannt sind. Durchflußzytometrische
Untersuchungen zur Apoptose und Zytotoxizität belegten, daß die Inhibierung
des Zellwachstums durch SPP in Keratinozyten, im Gegensatz zu Ceramiden, nicht
mit einer Induktion der Apoptose verknüpft oder auf zytotoxische Wirkungen zurückzuführen
ist. Vielmehr wird auch die Differenzierung der Keratinozyten signifikant gefördert.
Diese Ergebnisse belegen, daß SPP eine zentrale Rolle bei den durch 1alpha,25-(OH)2D3
vermittelten Wirkungen besitzt und somit eine neuartige Verbindung zur Verfügung
steht, die optimale Eigenschaften zur Behandlung von hyperproliferierenden Hautkrankheiten
wie der Psoriasis vulgaris aufweist.
Literatur:
[1] Cuvillier, 0., Pirianov, G., Kleuser, B., Vanek, P. G., Coso, 0. A., Gutkind, S. & Spiegel, S. (1996). Suppression of ceramide-mediated programmed cell death by sphingosine-1 -phosphate. Nature 381 (6585), 800-3 |
[2] Hannun, Y. A. (1996). Functions of ceramide in coordinating cellular responses to stress. Science 274 (5294), 1855-9 |
[3] Kleuser, B., Cuvillier, 0. & Spiegel, S. (1998). lAlpha,25-dihydroxyvitamin D3 inhibits programmed cell death in HL-60 cells by activation of sphingosine kinase. Cancer Res 58 (9), 1817-24 |
[4] Kolesnick, R. N. & Kronke, M. (1998). Regulation of ceramide production and apoptosis. Annu Rev Physiol 60, 643-65 |
[5] Okazaki, T., Bell, R. M. & Hannun, Y. A. (1989). Sphingomyelin turnover induced by vitamin D3 in HL-60 cells. Role in cell differentiation. J Biol Chem 264 (32), 19076-80 |
[6] Olivera, A. & Spiegel, S. (1993). Sphingosine-1 -phosphate as second messenger in cell proliferation induced by PDGF and FCS mitogens. Nature 365 (6446), 557-60 |
[7] Spiegel, S., Cuvillier, 0., Edsall, L. C., Kohama, T., Menzeleev, R., Olah, Z., Olivera, A., Pirianov, G., Thomas, D. M., Tu, Z., Van Brocklyn, J. R. & Wang, F. (1998). Sphingosine-1 -phosphate in cell growth and cell death. Ann N Y Acad Sci 845, 11-8 |
[8] Spiegel, S. & Merrill, A. H., Jr. (1996). Sphingolipid metabolism and cell growth regulation. Faseb J 10 (12), 13 88-97 |
Beeinflussung der Psoriasis durch aktive Sauerstoffspezies
Prof. Dr. Gotthard Wurm
Institut für Pharmazie I, Freie Universität Berlin
Da die Psoriasis eine multifaktorielle Erkrankung der Haut ist, berücksichtigen
die therapeutischen Ansätze und Verfahren die verschiedensten für die Pathophysiologie
bisher als wesentlich erkannten Mechanismen.
Zu den Agentien, die in die Biochemie der pathologischen Mechanismen eingreifen,
sind auch die reaktiven Sauerstoffspezies (ROS) zu zählen: Das Superoxidradikal
(02o- ), Wasserstoffperoxid (H202)
und das Hydroxylradikal (HOo). ROS führen zu oxidativer Schädigung
der DNA (Desoxyriboseabbau, Basenschädigung, Strangbrüche), von Enzymen (der
Entzündungsprozesse und Zellproliferation) und Zellmembranen (Lipidperoxidation)
und besitzen dadurch unspezifische antipsoriatische Effekte. ROS sind aber auch
an der Aktivierung von Transkriptionsfaktoren beteiligt, z.B. wird die Genregulation
für NF-kBüber sie vermittelt. So lösen ROS auch proinflammatorische Prozesse
aus und sind Apoptose Signale, diese Effekte werden durch Antioxidantien gehemmt.
Für das klassische topische Antipsoriatikum Dithranol (1,8-Dihydroxy-9(10H)anthracenon,
Cignolin) konnte die Bildung von O2o- und HOo
nachgewiesen werden [1], denen ein wesentlicher Anteil an der antipsoriatischen
Aktivität aber auch in der nachteiligen inflammatorischen Wirkung zugeordnet
wird. Eine Entwicklungsstrategie bestand deshalb darin, die Dithranolstruktur
durch Verbesserung der Relation antipsoriatischer zu proinflammatorischer Aktivität
zu optimieren [2]. Dies gelang durch gezielte Reduktion der ROS-Generierung.
Es gelang so, die inflammatorische Aktivität des Dithranols zu minimieren und
gleichzeitig potentere 5- und 12-Lipoxygenase(LOX) Inhibitoren zu generieren,
denen in der Pathophysiologie der Psoriasis eine bedeutende Rolle zugemessen
wird.
In der eigenen Arbeitsgruppe wurden auf der Basis von Arylnaphthochinonstrukturen
zwei analoge Strategien verfolgt:
1. Die Entwicklung potenter 5-LOX-Inhibitoren mit variabler antioxidativer Potenz
2. Die Kombination von 5-LOX-Hemmung und zelldifferenzierender Aktivität in
einem Wirkstoffmodell
Literatur:
[l] K. Müller, Biochem. Pharmacol., 1997, 53, 1215-122 |
[2] K. Müller, J. Med. Chem. 1993, 36, 4099-4107 |
Charakterisierung der Wechselwirkungen von Liposomen
mit der Haut durch Elektronenspinresonanzspektroskopie und -tomographie
Prof. Dr. Hans-Hubert Borchert
Institut für Pharmazie, Humboldt-Universität Berlin1)
Arzneiträgersysteme lassen sich mittels paramagnetischer Reportermoleküle kontinuierlich
und zerstörungsfrei mit Hilfe der Elektronenspinresonanz (ESR) in vitro und
in vivo charakterisieren. Verwendet werden meist stabile Nitroxylradikale, die
in verschiedenen Strukturvarianten und mit unterschiedlichen physikochemischen
Eigenschaften verfügbar sind. Diese können als geeignete Modellsubstanzen mit
physikalischen Verfahren in den Träger eingearbeitet werden (Spinsonden) oder
kovalent an die zu untersuchenden Moleküle gebunden werden (Spinlabel, Spinmarker;
besonders geeignet für Makromoleküle). Die ESR-Spektren der Reportermoleküle
liefern neben der Signalintensität und damit der Radikalkonzentration Informationen
über die Mikroviskosität und Mikropolarität sowie mit speziellen Spinsonden
über den pH-Wert der Sondenumgebung.
Mit Hilfe der S-Band-ESR-Spektroskopie gelingt eine kontinuierliche Erfassung
der Signalintensität von Spinsonden in der Haut und von Daten zu ihrer molekularen
Umgebung. Damit ist auch eine Differenzierung zwischen in Liposomen inkorporierten
und freigesetzten Sonden möglich und können Aussagen über die Integrität der
Liposomen gemacht werden.
Mit der X-Band-ESR-Tomographie lassen sich die Penetrationsgeschwindigkeit von
Spinsonden und deren räumliche Verteilung in der Haut erfassen.
In Liposomen inkorporierte Spinsonden zeigen an Humanhaut in vitro gegenüber
in Puffer gelösten Sonden eine deutlich erhöhte Penetrationsgeschwindigkeit.
Der Effekt ist quantitativ mit der Enhancerwirkung von DMSO vergleichbar. Die
liposomal inkorpierte Sonde liegt auch in tieferen Bereichen des Stratum corneum
noch partiell mobil vor. Auch Mischungen von Spinsonde, Liposomengrundlage und
Puffer zeigen eine erhöhte Penetrationsgeschwindigkeit.
Untersuchungen zur Reduktionskinetik der Spinsonde in der Haut zeigen im Fall
der in Liposomen inkorporierten Sonde eine verzögerte Reduktion.
1) unter Mitarbeit von C. Kroll, W. Herrmann, K. Mäder und
R Stößer*, Institut für Pharmazie und *Institut für Chemie, Humboldt-Universität
Berlin
Glukokortikoide und Signaltransduktion
Ulrike Trier
Institut für Pharmazie II, Freie Universität Berlin
Glucocorticoide besitzen einen hohen Stellenwert in der Therapie entzündlicher
Hauterkrankungen. Beispielhaft seien das atopische Ekzem und die Psoriasis vulgaris
genannt. Ein rascher Wirkungseintritt und die effektive Unterdrückung von Entzündungssymptomen
und immunologischen Prozessen zeichnen sie aus. Allerdings geht die längerfristige
Anwendung mit lokalen und teilweise auch systemischen unerwünschten Arzneimittelwirkungen
einher. Der antiproliferative Effekt führt zu einer Atrophie des perivaskulären
Bindegewebes bis hin zu einer irreversiblen Degeneration elastischer Fasern.
Inzwischen sind die Wirkungsmechanismen der Glucocorticoide gut untersucht.
Sie diffundieren aufgrund ihrer unpolaren Struktur durch die Zellmernbran und
binden dort an spezifische Rezeptoren. Die Interaktion zwischen Rezeptor und
Ligand führt zu einer Aktivierung des Rezeptors, der in den Zellkern wandert
und dort an spezifische Bindungsregionen der DNA (Glucocorticoidrezeptor-Response-Elemente;
GRE) bindet. In dieser Form wirkt der aktivierte Rezeptor als Transkriptionsfaktor,
der Einfluß auf Initiation und Suppression der Transkription nimmt.
Glucocorticoid-Rezeptoren gehören zur Superfamilie der Steroidrezeptoren, in
inaktivern Zustand liegt der Rezeptor als Heterohexamer, assoziiert an Hitzeschockproteine,
vor. Nach Bindung eines Liganden dissoziieren zwei Hitzeschockprotiene ab und
induzieren so eine Dimerisierung zweier Rezeptorproteine. Eine Transaktivierung
der DNA ist nur durch derartige Glucocorticoid-Rezeptordimere möglich.
Die entzündungshemmende Wirkung der Glucocorticoide erklärt sich einerseits
durch die verstärkte Synthese von entzündungsinhibierenden Proteinen wie Lipocortin
oder lnterleukin-1R. Andererseits ist die verminderte Aktivierung entzündungsrelevanter
Gene (für verschiedene Interleukine, TNF-(alpha, Cyclooxigenase usw.) von großer
Bedeutung.
Ein wesentlicher proinflammatorischer Transkriptionsfaktor ist der Nukleare
Faktor Kappa B (NF-Kappa B). Dieser aktiviert bzw. erhöht die Genexpression
wichtiger entzündungsfördernder Zytokine. Ein zentraler Mechanismus der Glucocorticoide
stellt die Inaktivierung des NF-Kappa B dar. So kommt es nach Aktivierung des
Glucocorticoidrezeptor zu einer verstärkten Expression des inhibitorischen Proteins
IKBCi, welches das NF-Kappa B sowie sein Vorläufermolekül im Zytoplasma bindet.
Diverse Stimuli wie ionisierende Strahlung, TNF-alpha und IL-1alpha aktivieren
NF-Kappa B, induzieren die Phosphorylierung und eine nachfolgende Dissoziation
des I Kappa B alpha/NF-Kappa B-Komplexes. Dieser Mechanismus führt zur Translokation
und spezifischen DNA-Bindung von NF-Kappa B.
Aufgrund der zentralen Bedeutung von NF-Kappa B bei der Wirkung der Glucocorticoide
wurde eine neue Methode zur Bestimmung der NF-Kappa B-DNA-Interaktion entwickelt.
Dabei wurde erstmals die Fluoreszenz-Korrelations-Spektroskopie angewendet.
Voraussetzung für diese Technologie ist jedoch eine Fluoreszenzmarkierung einer
der zu untersuchenden Komponenten. Aus diesem Grund wurde ein rekombinantes
Protein bestehend aus NF-Kappa B und dem Grün Fluoreszierenden Protein konstruiert
und exprimiert. Dieses neue chimere Molekül bietet ideale Eigenschaften zur
Messung von Interaktionen zwischen Transkriptionsfaktor und DNA. Der Nachweis
biologischer Aktivität konnte durch Detektion sequenzspezifischer DNA-Bindung
des Fusionsproteins erbracht werden.
Objektive Bewertung der Beeinflussung
der Haut durch Topika und Kosmetika
Dr. med. Walter Wigger-Alberti
Klinikum für Hautkrankheiten, Friedrich-Schiller-Universität, Jena
Unter Gesichtspunkten des technologischen Fortschritts, regulatorischer Auflagen
und der Nachfrage durch den Verbraucher ist die Pharma- und Kosmetikindustrie
gefordert, immer wieder neue Präparate zu entwickeln und auf dem Markt zu etablieren.
Für die Zulassung dermatologischer Externa als Medikamente ist der Nachweis
von Wirksamkeit und Sicherheit nach dem Arzneimittelgesetz gefordert. Für Kosmetika
mußte bis vor kurzem lediglich deren Verträglichkeit nachgewiesen werden. Durch
die neuen Erfordernisse eines Wirksamkeits- und Sicherheitsnachweises für Kosmetika
gewinnen nichtinvasive biophysikalische Meßmethoden zunehmend an Bedeutung.
Neben der Bestimmung des transepidermalen Wasserverlustes und der Messung der
Hautfeuchtigkeit, des Oberflächenfettes, des pH-Werts und der Elastizität kommen
der Erfassung des Oberflächenreliefs, der Farbe und der Hautdurchblutung große
Bedeutung zu. Mit diesen Methoden können u.a. die hautfeuchtigkeitsfördernden,
glättenden und straffenden Wirkungen von Topika sowie der Grad der Irritation
durch Externa evaluiert werden. Die Vielzahl der nichtinvasiven Verfahren beleuchten
somit unterschiedliche Aspekte des Hautfunktionszustandes und dessen Änderung
unter einmaliger oder kumulativer Applikation von Topika. Wesentliche Voraussetzungen
bei der Durchführung der vorgestellten Methoden sind einerseits die Anwendung
der Meßgeräte durch geschultes und erfahrenes Personal und andererseits die
Gewährleistung standardisierter Meßbedingungen, wie sie günstigerweise in eigens
für hautphysiologische Messungen eingerichteten, klimatisierten Meßräumen gegeben
sind.
Symptom "trockene Haut" - Bedeutung
und Wirkweise von Dermokosmetika
Prof. Dr. med. Wolfgang Gehring
Hautklinik, Städtisches Klinikum Karlsruhe
Von einem sinnvollen Einsatz von Dermokosmetika bei trockener Haut erwartet
man neben einer Verbesserung der reduzierten Hornschichtfeuchtigkeit und dem
Aufbau einer Schutzbarriere gegenüber irritativen Schädigungen, die zu weiterer
Austrocknung der Haut führen würden, einen stabilisierenden Einfluß auf die
gestörte epidermale Barrierefunktion.
Jegliche Verwendung von Emulsionen bringt eine Verbesserung der Hydratation
des Stratum corneum mit sich. Dabei ist es von untergeordneter Bedeutung, welches
Emulsionssystem verwendet wird. Ausschlaggebend ist der Gehalt an Wasser. Ist
in einer W/O- und einer O/W-Emulsion ein identischer Wassergehalt enthalten,
verbessert sich die Hornschichtfeuchtigkeit in vergleichbarer Weise. Aber nur
durch die Verwendung eines W/O-Systemes ist der Aufbau einer Diffusionsbarriere
gegenüber hydrophilen Reizstoffen zu erwarten. Aus diesem Grund bieten sich
derartige Emulsionen bei trockener empfindlicher Haut an, um den desikkierenden
Einfluß von Waschaktivsubstanzen zu minimieren.
Der hydratisierende Einfluß von Emulsionen läßt sich sowohl durch Urea als auch
durch Glycerin verbessern. Bei eigenen Untersuchungen mit Glycerin und Urea
in einer O/W-Emusion konnten wir zeigen, daß die Erhöhung des Ureagehaltes von
5 auf 10 % keinen weiteren Vorteil mit sich bringt. Hingegen erhöht sich der
Grad der Hydratation bei einer Anhebung der Glycerinkonzentration von 5 auf
10 %. Besonders günstig stellt sich im Hinblick auf die Hydratation die Kombination
von 5 % Urea und 5 % Glycerin dar.
Durch Glycerin und Urea in einer O/W-Emulsion wird nicht nur die Hydratation
der Hornschicht verbessert, sondern auch die Schutzwirkung gegenüber Waschlösungen.
So kann durch Urea oder Glycerin in einer O/W-Emulsion bei hervorragender kosmetischer
Akzeptanz eine ebenbürtige Schutzbarriere aufgebaut werden, wie dies bei einer
W/O-Emulsion der Fall ist. Auch im Hinblick auf den protektiven Effekt ist die
Kombination von 5 % Urea und 5 % Glycerin günstig.
Stabilisierende und reparative Einflüsse auf die gestörte epidermale Barrierefunktion
sind zu erwarten, wenn Dermokosmetika - möglichst in Kombination - essentielle
Fettsäuren, Cholesterol oder Ceramide enthalten. Den Nutzen von topisch appliziertem
Nachtkerzensamenöl bei der atopischen Dermatitis konnten wir experimentell belegen.
Bedeutung des pH-Wertes für die epidermale Barriere
Dr. Martin Behne
Department of Veterans Affairs, Medical Center, Dermatology Service, San Francisco/USA
Die Bildung der kutanen Permeabilitätsbarriere erfordert die Sekretion von Lipiden
und hydrolytischen Enzymen aus Lamellarkörpern und die folgende, post-sekretorische
Verarbeitung dieser polaren Lipide zu ihren nichtpolaren Produkten. Während
die Lamellarkörpersekretion durch Veränderungen der extrazellulären Ionenkonzentrationen
reguliert wird [1, 2], scheint die Lipidverarbeitung durch eine Gruppe von hydrolytischen
Enzymen vermittelt, welche strukturelle Transformationen in den Zwischenräumen
des Stratum corneum (SC) erzeugen [3, 4] und so zur Bildung einer kompetenten
Barriere führen [3, 5, 6]. Bis heute konnte für drei lipidverarbeitende Enzyme
gezeigt werden, daß sie notwendig sind für derartige Membrantransformationen:
ß-Glucocerebrosidase (ß-GlcCe'ase)[7, 8], eine bisher nicht charakterisierte
sekretorische Phospholipase A2 [3, 9] und Sphingomyelinase [10]. Während das
pH-Optimum für die sekretorische Phospholipase A2 Isoform des SC nicht bekannt
ist, zeigen epidermale ß-GlcCer'ase [7, 11, 12] und Sphingomyelinase [10] unterschiedliche,
saure pH-Optima. Verschiedene andere in der Epidermis vorhandene Enzyme sind
bekanntermaßen pH-abhängig [ 13, 14], aber entweder wurde ihre Bedeutung für
die Barrierefunktion oder ihre pH-Abhängigkeit innerhalb der Epidermis nicht
untersucht.
Die epidermale Oberfläche ist seit mehr als einem Jahrhundert als sauer bekannt
[1517, 23], während die Bedeutung des sauren pH im SC für die Barriere Homöostase
nahegelegt wird durch: a) Die Verschlechterung der Barrierefunktion einhergehend
mit Alkalisierung der Haut [18], b) die Exazerbation von experimentell induzierter
Kontaktdermatitis bei alkalischem pH [19] und c) die Vergesellschaftung eines
alkalischen Haut-pH mit Windeldermatitis [20]. Da diese Beobachtungen nahelegen,
daß der pH des SC die Barrierehomöostase beeinflußt, haben wir untersucht, ob
zur Erholung der Barriere nach einer akuten Schädigung die Azidifizierung des
SC erforderlich ist. Die Erholung der Permeabilitätsbarriere, gemessen durch
Veränderungen im transepidermalen Wasserverlust (TEWL), die Ultrastruktur der
Membranen des SC, dargestellt durch Rutheniumtetroxid (RUO4)-Postfixation, sowie
die ß-GlcCer'ase-Aktivität, gemessen durch in situ Zymographie, erlaubten im
Vergleich von saurem und neutralem pH die Beantwortung dieser Frage. Die Barriereerholung
verlief normal, wenn Azeton-behandelte Haut sauren Pufferlösungen ausgesetzt
wurde. Dagegen war der Beginn der Barriereerholung der so behandelten Haut bei
neutralem oder alkalischem PH verzögert, jeweils unabhängig von der Pufferzusammensetzung.
Eine zusätzliche Verzögerung der Barriereerholung trat auf, wenn den Puffern
Ca2+ - und K+ zugesetzt wurde. Darüberhinaus
erschien diese PHabhängige Veränderung der Barriereerholung unabhängig von der
Ca2+ oder K+-kontrollierten Lamellarkörpersekretion,
da deren Bildung und Sekretion bei pH 5,5 und 7,4 normal vonstatten ging. Im
Gegensatz dazu führt pH 7,4 (nicht aber pH 5,5) zur Persistenz von immaturen
extrazellulären lamellären Membranstrukturen und zu einer deutlichen Abnahme
der in situ Aktivität von ß-GlcCer'ase. Diese Ergebnisse legen erstens nahe,
daß ein saurer extrazellulärer pH für den Beginn der Barriereerholung notwendig
ist, und zweitens, daß die Verzögerung der Barriereerholung durch die Verhinderung
der postsekretorischen Lipidverarbeitung stattfindet.
Sowohl die Präsenz des epidermalen pH-Gradienten [21] als auch die Bedeutung
für die Lipid-Verarbeitung [20] sind erst kürzlich bestätigt worden. Wir untersuchen
derzeit mögliche Mechanismen, durch die der epidermale pH-Gradient aktiv aufgebaut
werden kann.
Literaturhinweise:
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[10] Menon, G.K., S. Grayson und P.M. Elias, Cytochemical and biochemical localization of lipase and sphingomyelinase activity in mammalian epidermis. J. Invest. Dermatol. 86:591-7, 1986 |
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Parameter in der Entwicklung von Hautpflegelotionen
Dr. Joachim Gottfreund
Sebapharma GmbH & Co., Boppard1)
Bei der Entwicklung von Hautpflegelotionen müssen prinzipiell zwei Parameter
berücksichtigt werden:
1. Der kosmetische Aspekt
2. Der dermatologische Nutzen
Bei Arzneimitteln stellt die kosmetische Akzeptanz eines Produktes kein Entwicklungsziel
dar, doch gewinnt dieser Punkt große Bedeutung bei der Entwicklung von Produkten,
die für eine medizinische Hautpflege bei einem pH-Wert von 5,5 eingesetzt werden
sollen. Im kosmetischen Markt haben die dermatologischen Gesichtpunkte eher
untergeordnete Priorität; hier entscheidet das kosmetische Erscheinungsbild.
Berücksichtigt man die beabsichtigte dermatologische Wirkung, so entscheidet
sich bereits der Emulsionstyp des Produktes. Dieser muß mit den gewählten Wirkstoffen
harmonisieren, da die Penetration in die Haut u. U. abhängig ist vom Emulsionstyp.
Emulsionstyp und Pflegestoff müssen auf den galenischen Aufbau abgestimmt sein,
d.h. die eingesetzten Öle und Emulgatoren sollten mit den Pflegestoffen korrespondieren.
Hierbei sind besondere galenische Randbedingungen zu berücksichtigen, wenn gleichzeitig
bei dem pH-Wert 5,5 formuliert wird. Dieser pH-Wert hat nach ersten Untersuchungen
eine positive Wirkung auf die Haut.
1) unter Mitarbeit von Dipl. Ing. (FH) Thomas Meyer
Evaluierung eines hamamelisdestillathaltigen Dermokosmetikums
mittels UV-Erythem-Test
Dr. med. Frank Rippke
Beiersdorf AG, Hamburg
Obwohl Hamamelis virginiana seit langem für die traditionelle Behandlung von
Hauterkrankungen verwendet wird, gibt es nur wenige kontrollierte klinische
Studien, die das Ausmaß der antiinflammatorischen Wirksamkeit untersucht haben.
Daher wurde die entzündungshemmende Wirkung einer After-Sun-Lotion mit 10 %
Hamamelisdestillat, dem Vehikel und einer früheren After-Sun-Formulierung an
30 gesunden Freiwilligen mittels eines modifizierten UVB-Erythem-Tests als Entzündungsmodell
geprüft.
Vier UVB-Dosen im Bereich von 1-2 MED wurden bei jedem Teilnehmer auf dem Rücken
appliziert und im Anschluß an die Bestrahlung über 48 Stunden okklusiv behandelt.
Zur Bewertung des Erythems auf den behandelten und einem unbehandelten, bestrahlten
Kontrollareal wurden nach 7, 24 und 48 Stunden die Chromametrie und die visuelle
Bewertung herangezogen. Die Unterdrückung des Erythems erstreckte sich auf dem
Hamamelis-Feld zwischen 20 % nach 7 Stunden und bis zu 27 % nach 48 Stunden.
Eine Unterdrückung von 11 % - 15 % wurde auf den mit den anderen Lotionen behandelten
Feldern festgestellt. Es bestanden signifikante Unterschiede zwischen der Hamamelis-Lotion
und den anderen beiden Lotionen.
Diese Daten erbringen den Beleg für eine entzündungshemmende Wirksamkeit der
After-Sun-Lotion mit 10 % Hamamelis und die Eignung des UVB-Erythem-Tests mit
multiplen UV-Dosen für die Testung nicht steroidaler antiinflammatorischer Wirkstoffe.
Speziell die Abmilderung der Symptome eines leichten Sonnenbrandes ist eine
geeignete Indikation der geprüften Hamamelis-Lotion, auch die Intervallbehandlung
des atopischen Ekzems und speziell im Anschluß an die Therapie mit potenten
Kortikosteroiden, kommt als Indikation in Frage.
Neue therapeutische Möglichkeiten bei androgenetischer
Alopezie
Priv.-Doz. Dr. med. Hans Wolff
Dermatologische Klinik und Poliklinik, Ludwig-Maximilians-Universität München
Die androgenetische Alopezie (AGA) des Mannes wird durch genetische Faktoren
prädisponiert. Das genetische Programm der AGA (fortschreitende Miniaturisierung
der Haarfollikel) realisiert sich jedoch nur in Anwesenheit von Androgenen.
Bei Männern ist hierbei Dihydrotestosteron (DHT) entscheidend. DHT wird im Haarfollikel
durch das Enzym 5alpha-Reduktase aus seiner Vorstufe Testosteron metabolisiert.
In einer an 64 Kliniken durchgeführten Multicenter-Studie an über 1500 Männern
mit AGA wurde geprüft, ob der 5alpha -Reduktase Typ II-Hemmer Finasterid in
der Lage ist, die AGA des Mannes zu stoppen.
Nach 12 Monaten hatten die Finasterid-Probanden im Mittel 86 Haare mehr in einem
Inch2 -Testareal, die Plazebo-Probanden hatten 21 Haare weniger.
Der Unterschied betrug 107 Haare im Testareal. Nach 24 Monaten betrug der Unterschied
138 Haare im Testareal, da die Plazebo-Probanden inzwischen dort 37 Haare weniger
als zu Beginn der Studie aufwiesen, während die Finasterid-Probanden ihre erhöhte
Haardichte behielten.
Wichtiger als die Haarzahl ist für die Probenden jedoch das Erscheinungsbild.
Nach 12 Monaten wurden von einer Bewertungskommission ohne Kenntnis der jeweiligen
Therapie 48 % der Finasterid-Probanden als gebessert eingestuft, davon 18 %
als deutlich; in der Plazebo-Gruppe wurden nur 7 % gebessert gesehen, davon
0 % deutlich. Nach 24 Monaten wurden 66 % der Finasterid-Probanden als gebessert
eingestuft, davon 36 % als deutlich; in der Plazebogruppe blieb es bei 7 % gebesserten
Probanden, davon 0 % deutlich. Nebenwirkungen traten in der Finasteridgruppe
nicht signifikant häufiger auf als in der Plazebogruppe, auch nicht hinsichtlich
Potenz und Libido.
Literatur:
[1 ] Kaufman KD et al., J Am Acad Dermatol 1998, 36:578-89 |
[2] Wolff H und Kunte C, Hautarzt 1998, 49 (11): im Druck |
Vergleich der Wirksamkeit von Mahonia-Extrakt
und Dithranol bei Psoriasis vulgaris in einer kontrollierten Studie
Dr. med. Matthias Augustin
Hautklinik der Albert Ludwigs Universität, Freiburg
Fragestellungen: 1) Überprüfung der Wirksamkeit einer Salbenpräparation von
Mahonia aquifolium bei Psoriasis vulgaris im Vergleich zur herkömmlichen Therapie
mit Dithranol, 2) Prüfung der Effekte von Mahonia-Extrakten auf humane Keratinozytenkulturen
(HNK) in vitro.
Studiendesign: ad 1) Pospektiv-randomisierte, kontrollierte Studie im Halbseitenvergleich.
In konsekutiver Reihenfolge wurden 60 Patienten mit gesicherter Psoriasis vulgaris
eingeschlossen. 49 der Patienten wurden über sechs Wochen, 42 Patienten über
12 Wochen beobachtet.
Therapie: ad 1) Nach randomisierter Zuordnung wurden zwei symmetrische Körperareale
jeweils mit Mahonia aquifoliurn-Salbe bzw. mit Dithranol-Salbe behandelt. Hauptzielkriterium:
Differenz der Psoriasis-Scores (PASI) im Vergleich vor Therapie versus sechs
Wochen nach Therapiebeginn. Nebenzielkriterien: Immunhistochemische Darstellung
von Proliferations- und Aktivierungsmarkern in läsionaler Haut.
Ergebnisse: ad 1) Bei beiden Prüfmedikationen fand sich ein Rückgang des PASI-Scores
im Verlaufe von vier, sechs und zwölf Wochen. Beim einseitigen 95 %-Konvidenz-Intervall
fand sich nach sechs Wochen keine Äquivalenz von Mahonia zu Dithranol (gefordert
war ein maximal 10 % geringerer Rückgang), nach 12 Wochen waren keine signifikanten
Unterschiede zwischen beiden Prüftherapien zu finden. Die Verträglichkeit von
Mahonia aquifolium-Salbe gegenüber Dithranol wurde insgesamt besser bewertet.
Die klinischen Effekte wurden mit den immunhistochemischen Markern (mAb gegen
ICAM-1, HLA-DR, Kollagen 6 und 13, Ki-67) bestätigt. ad 2) In vitro fand sich
keine inhibitorische Aktivität von Mahonia-Extrakten auf die Vitalität und Proliferation
von HNK sowie auf die Stimulation von co-kultivierten T-Zellen.
Schlußfolgerung: Die Daten deuten darauf hin, daß Mahonia aquifolium-Salbe in
der vorliegenden Art eine klinisch nachweisbare, jedoch dem Dithranol nicht
äquivalente Wirkung aufweist. Für leichte bis mittelschwere Form der Plaque-Psoriasis
erscheint sie geeignet. Die in vitro-Daten lassen vermuten, daß nicht Keratinozyten,
sondern T-Zellen eine Response auf Mahonia-Extrakt zeigen.
Nutzen-Risiko-Bewertung neuer Haut- und Schleimhautantiseptika
Prof. Dr. med. Axel Kramer
Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Medizinische Fakultät, Greifswald
Auf Grund der Verfügbarkeit lokaler Antiinfektiva mit hoher therapeutischer
Breite gewinnt die Antiseptik in allen klinischen Fachdisziplinen zunehmend
an Bedeutung, und es werden fortlaufend neue Indikationen begründet. Da die
Abgrenzung einerseits von der Desinfektion, andererseits von der Anwendung systemischer
Antiinfektiva Voraussetzung für die indikationsgerechte Antiseptik ist, wird
die moderne Terminologie am Beispiel des Fachgebietes der Dermatologie an den
Beginn gestellt.
Antiseptik (griech.: anti = gegen und sepsis = Fäulnis) bedeutet die Abtötung,
Inaktivierung, Entfernung oder Wachstumshemmung von Mikroorganismen auf der
Körperoberfläche zur Prophylaxe oder Therapie einer Infektion bzw. Kolonisation
mit lokal wirksamen Antiinfektiva, den Antiseptika. Im einzelnen umfaßt sie
die Anwendung dieser Substanzen am Ausgangsort bzw. an der Eintrittspforte einer
möglichen Infektion (prophylaktische Antiseptik), am Infektionsherd (therapeutische
Antiseptik), auf der Körperoberfläche (Haut, Schleimhaut, Wunden), in Körperhöhlen
(durch Punktion oder Katheter) und auf chirurgisch freigelegten bzw. eröffneten
endosomatischen Arealen. Unter Antiseptika (syn. lokale Antiinfektiva) werden
Wirkstoffe bzw. Präparate mit definierten Anforderungen an Wirksamkeit, Verträglichkeit
und mikrobielle Reinheit zur antiseptischen Prophylaxe oder Therapie verstanden.
Je nach Anwendungsbereich werden Haut-, Schleimhaut- und Wundantiseptika unterschieden.
Für Hautantiseptika sind die Wirkungskriterien durch eine DGHM-Prüfrichtlinie
definiert. Für Schleimhaut- und Wundantiseptika wird eine Prüfrichtlinie von
der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) erarbeitet. Als Reduktionsfaktoren
werden für die Anwendungskonzentration im quantitativen Suspensionstest ohne
Belastung innerhalb der vorgesehenen Einwirkungszeit >/= 4,5 Ig-Stufen für
Bakterien bzw. >/= 4 Ig-Stufen für C. albicans, bei biotopbezogener Belastung>/=
3 Ig-Stufen für Bakterien und Sproßpilze als erforderlich angesehen. Zusätzlich
müssen folgende Anforderungen erfüllt werden: Sterilität für Wund- und Augenantiseptika
sowie für Präparate zur präoperativen Antiseptik, ebenso bei Anwendung in Körperhöhlen
und auf eröffneten endosomatischen Arealen; Haut- und Schleimhautantiseptika
dürfen keine potentiell pathogenen Krankheitserreger enthalten, fehlende Resistenzentwicklung;
Gewährleistung mikrobiozider lokaler Wirkspiegel mit ausreichender Gewebegängigkeit;
lokale Verträglichkeit im Anwendungsbiotop; fehlendes Risiko toxischer und allergischer
Nebenwirkungen einschließlich von Langzeitnebenwirkungen (Mutagenese, Carcinogenese,
Teratogenese); ausreichende Stabilität im Biotop, Akzeptanz; Materialverträglichkeit
für Instrumente, Optiken oder Implantate, die nach Applikation des lokalen Antiinfektivums
zum Einsatz gelangen.
Anhand der spezifischen Merkmale der z. Z. dominierenden Antiseptika (Alkohole,
Chlorhexidin, Hexetidin, Octenidin, Polihexanid, PVP-Iod) werden ihre Anwendungsbereiche
mit dem Fazit begründet, daß es kein universelles lokales Antiinfektivum gibt,
sondern nicht nur für jeden Biotop, sondern sogar bei demselben Biotop in Abhängigkeit
von der Aufgabenstellung eine differenzierte Wirkstoffauswahl erforderlich sein
kann.
Tabelle
Ausgewählte Indikationen für lokale Antiinfektiva unter dermatologischen Gesichtspunkten
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