Workshop der Fachgruppe Dermokosmetik am 8. Juni 1999 in Berlin
Programm des Workshops der Fachgruppe Dermokosmetik | |
Referenten und Moderatoren | |
Tagungsort | |
Abstracts |
Thema: "Dermokosmetika für die trockene Haut - Konzept für eine Leitlinie zur Entwicklung, Dokumentation und dermatologischen Prüfung"
9.30 - 9.35 Uhr | Eröffnung und Begrüßung | R. Daniels, Braunschweig |
9.35 - 9.50 Uhr | Einführung und Vorstellung des Konzeptes | V. Wienert, Aachen |
9.50 10.50 Uhr | Trockene Haut | |
9.50 - 10.20 Uhr | Definition, Pathogenese und klinische Manifestationsformen der trockenen Haut | N. Schürer, Würzburg |
10.20 - 10.50 Uhr | Richtlinien für die Pflege der trockenen Haut | U. Kindl, Baldham |
11.15 12.15 Uhr | Marktübersicht und Galenik | |
11.15 - 11.45 Uhr | Status quo der apothekenüblichen Dermokosmetika für die trockene Haut | J. Kresken, Viersen |
11.45 - 12.15 Uhr | Aktuelle Formulierungskonzepte für hautpflegende Externa | G. Kutz, Lemgo |
13.30 15.00 Uhr | Wirksamkeit und Verträglichkeit | |
13.30 - 14.00 Uhr | In-vitro-Methoden zur Prüfung der Hautverträglichkeit | W. Pittermann, Düsseldorf |
14.00 - 14.30 Uhr | In-vivo-Methoden zur Prüfung der Hautverträglichkeit | P. Elsner, Jena |
14.30 - 15.00 Uhr | Methoden zum Wirksamkeitsnachweis | U. Heinrich, Witten |
15.00 - 15.30 Uhr | Vorstellung der erarbeiteten Leitlinie | R. Daniels, Braunschweig |
15.30 - 16.00 Uhr | Abschlußdiskussion |
Referenten und Moderatoren des Workshops der Fachgruppe Dermokosmetik
Professor Dr. Rolf Daniels, Technische Universität Carolo-Wilhelmina,
Institut für Pharmazeutische Technologie, Mendelsohnstraße 1, D-38106 Braunschweig.
Professor Dr. med. Peter Elsner, Hautklinik d. FSU, Erfurter Straße 35,
D-07740 Jena. Dr. Ulrike Heinrich, Institut für Experimentelle Dermatologie,
Stockumer Straße 10, D-58453 Witten/Ruhr. Ursula Kindl, Margarethen-Apotheke,
Heinrich-Marschner-Straße 70, D-85598 Baldham. Dr. Joachim Kresken,
Irmgardis-Apotheke, Tönisvorster Straße 27, D-41749 Viersen. Professor
Dr. Gerd Kutz, Fachhochschule Lippe, Liebigstraße 87, D-32657 Lemgo.
Dr. med. Wolfgang Pittermann, Henkel KGaA, D-40191 Düsseldorf. Priv.-Doz.
Dr. med. Nanna Schürer,
Hautarztpraxis, Heinestraße 7a, D-97070 Würzburg. Professor Dr. med.
Volker Wienert, Universitätsklinikum der Rheinisch-Westfälischen Technischen
Hochschule Aachen, Hautklinik, Pauwelstraße 30, D-52074 Aachen.
Tagungsort: Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV), Diedersdorfer Weg 1, D-12277 Berlin (Marienfelde).
Tagungsgebühr: Die Tagungsgebühr betrug für Mitglieder der GD DM 108,-, für Nichtmitglieder DM 128,-. Die Teilnahme am Wissenschaftlichen Symposium und am Workshop war kostenlos, bedingte aber die Zahlung der Tagungsgebühr der Jahrestagung.
Organisation: Leitung des Workshops, Prof. Dr. Rolf Daniels (Fachgruppenleiter), Prof. Dr. Volker Wienert (Stellvertretender Fachgruppenleiter).
Ausgewählte Abstracts zum Workshop 1999 der Fachgruppe Dermokosmetik
Priv.-Doz. Dr. med. Nanna Schürer | Definition, Pathogenese und klinische Manifestationsformen der trockenen Haut |
Ursula Kindl | Richtlinien für die Pflege der trockenen Haut |
Dr. Joachim Kresken | Status quo der apothekenüblichen Dermokosmetika für die trockene Haut |
Prof. Dr. G. Kutz | Aktuelle Formulierungskonzepte für hautpflegende Externa |
Dr. Wolfgang Pittermann | In vitro Methoden zur Prüfung der Hautverträglichkeit von Dermokosmetika für die trockene Haut |
Professor Dr. med. Peter Elsner | In-vivo-Methoden zur Prüfung der Hautverträglichkeit |
Priv. Doz. Dr. Ulrike Heinrich | Methoden zum Wirksamkeitsnachweis |
Definition, Pathogenese und klinische Manifestationsformen der trockenen Haut
Priv.-Doz. Dr. med. Nanna Schürer, Hautarztpraxis, Heinestraße 7a, D-97070 Würzburg
Trockene Haut
Definition
Unter "trockener Haut" wird der klinische Zustand einer rauhen, teilweise
ichthyosiform schuppenden, leicht hyperkeratotischen und auch unelastischen
Haut verstanden. Eine trockene Haut kann aber auch nur subjektiv als "trocken"
empfunden werden.
Pathogenese
Die trockene Haut ist ein Zustand der Hautoberfläche, der entweder genetisch
bedingt oder erworben ist. Die trockene Haut kann allein auftreten, ein Symptom
einer bekannten Hauterkrankung sein oder in Zusammenhang mit einer inneren Erkrankung
stehen. Betroffen sein kann das gesamte Hautorgan oder nur bestimmte Areale
der Haut. Obwohl sich die Forschung in den letzten Jahrzehnten um ein besseres
Verständnis der Hautoberfläche, d. h. der Hornschicht bemüht, ist es nicht gelungen,
die Pathogenese der Hauttrockenheit aufzuklären. Eine trockene Haut beruht weder
ausschließlich auf einer Sebostase (reduzierte Talgdrüsenfunktion), noch isoliert
auf einer verminderten Hydratation (bedingt durch einen niedrigen NMF-Gehalt
der Hornschicht), noch isoliert auf einem verminderten Gehalt und/oder veränderten
Zusammensetzung an Stratum-corneum-Lipiden.
Klinische Manifestationsformen
1. Die trockene Haut ist ein besonders häufiges klinisches Kennzeichen der Atopie,
da sich die Sebostase bei Atopikern klinisch als Hauttrockenheit manifestiert.
Trockene Lippen führen zu einer ständigen Benetzung mit der Zunge und können
sich nachfolgend als Lippenleckekzem manifestieren. Retroaurikulär kann die
trockene Haut zur Infiltrationen bis hin zum schmerzhaften Einriß des Ohrläppchens
führen. Die trockene Haut der Augenoberlider, einhergehend mit oberflächlichen
Erosionen an den äußeren Lidwinkeln sind als "atopisches Lidekzem"
bekannt. Auch die Pulpite sèche ist eine Manifestationsform der Hauttrockenheit
bei Atopie.
2. Eine trockene Haut kann natürlich auch bei Nichtatopikern auftreten, insbesondere
dann, wenn wiederholte hautschädliche exogene Faktoren, wie z. B. häufiger Umgang
mit Detergentien und Lösungsmitteln, häufiges Waschen und Baden in hautentfettenden
Schaumbädern, ins Spiel kommen.
3. Ichthyosen sind monogen erbliche Verhornungsstörungen, die das gesamte oderzumindest
große Teile des Hautorgans betreffen. Allen Ichthyosen gemeinsam istdie therapieresistente,
extrem trockene Haut, die mit mehr oder weniger ausgeprägter Schuppung einhergeht.
1. Eine Vielzahl von Medikamenten, insbesondere solche, die in den Lipidstoffwechsel
eingreifen, wie Lipidsenker, Psychopharmaka oder Arzneimittel mit hormoneller
Wirkung, können zur trockenen Haut mit ichthyosiformer Schuppung führen.
5. Eine chronische Niereninsuffizienz wird häufig von einem trockenen Hautzustand
begleitet. Symptomatisch ist der starke Juckreiz, unter dem die Patienten leiden.
3. Gelegentlich kann eine ausgeprägte Hautrockenheit erstes Symptom oder alleiniges
kutanes Symptom einer Autoimmunerkrankung oder eines Diabetes mellitus sein.
7. Eine trockene Haut wurde paraneoplastisch bei Hodgkin Lymphomen und bei Non-Hodgkin-Lymphomen
beschrieben. Die trockene Haut kann sowohl das erste Symptom eines Malignoms
darstellen, als auch erst nach Diagnosestellung des Malignoms auftreten.
8. Eine trockene Haut wurde bei 20-30 % der HIV-Patienten beschrieben.
9. Die Pityriasis simplex capitis ist vielfach durch zu intensive Reinigungsmaßnahmen
bedingt. Das Mißverhältnis zwischen Regeneration der Haut und Reinigungsmaßnahme
macht sich schnell an der Kopfhaut bei Patienten mit Sebostase bemerkbar. Zu
sehen ist eine pityriasiforme Schuppung der Kopfhaut ohne entzündliche Komponente.
10. Im Alter wird häufiger ein klinisch faßbarer trockener Hautzustand beobachtet
als in der Jugend. Dieser wird als "trockene Mietshaus'' erfaßt.
Richtlinien für die Pflege der trockenen Haut
Ursula Kindl, Margarethen-Apotheke, Heinrich-Marschner-Straße 70, D-85598 Baldham
Der Begriff "trockene Haut beschreibt einen Hautzustand, der gekennzeichnet
ist durch einen Mangel an Feuchtigkeit und Fett.Dermokosmetika für die Pflege
der trockenen Haut sollen diesen Mangel ausgleichen. Unter Dermokosmetik versteht
man Maßnahmen zur Reinigung Pflege und zum Schutz der Haut unter Berücksichtigung
dermatologischer und pharmazeutischer Gesichtspunkte.
Trockene Haut kann anlagebedingt auftreten oder durch den Gebrauch nicht adäquater
kosmetischer und dermokosmetischer Produkte verursacht werden.Aufgabe des Apothekers
ist, durch fachlich kompetente Beratung dazu beizutragen, den gestörten Hautzustand
durch geeignete Pflegemaßnahmen zu verbessern.
Eine der Ursachen für die Entstehung der trockenen Haut durch falsche Pflege
liegt in der Reinigung.Die drei Fehler, die dabei gemacht werden, können unter
folgenden Schlagworten subsumiert werden:
Zu häufig | |
Zu heiß | |
Zu lange |
Zu häufig bedeutet, es wird viel zu viel geduscht und gebadet,
Zu heiß bedeutet die Wassertemperatur wird zu hoch gewählt,
Zu lange bedeutet, die Dusch-oder Badezeit wird übermäßig ausgedehnt.
Schon der Gebrauch von Wasser allein löst die NMF (natural moisturizing factors) aus der Hornschicht und fördert dadurch den TEW (transepidermalen Wasserverlust). Hohe Wassertemperaturen und ausgiebige Bade- oder Duschdauer verschlimmern die Situation. Der zusätzliche Gebrauch von Reinigungssubstanzen entfernt die schützenden Lipide auf der Hautoberfläche und in der Hornschicht. Das Ergebnis zeigt sich in einer trockenen Haut, geprägt durch Rauhigkeit, Schuppung und Glanzlosigkeit, häufig verbunden mit Juckreiz. Eine solche Haut ist nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern kann durch die daraus möglicherweise resultierenden Hauterkrankungen zu einem dermatologischen Problem werden. Deshalb sollten bei Reinigung folgende Punkte beachtet werden:
So selten wie eben möglich duschen oder baden. Eine Dusche ist hauverträglicher als ein Vollbad. | |
Die Wassertemperatur so niedrig wie möglich halten. | |
Die Bade-oder Duschzeit möglichst kurz bemessen. | |
Als Reinigungssubstanzen milde, gut abspülbare Tenside auswählen. Ölduschbäder oder Ölbäder sind von Vorteil. |
Die Gesichtsreingung sollte mit Emulsionen, hydrophylen Ölen oder adsorptiven Reinigungssubstanzen erfolgen.Das anschließende Tonisieren mit alkoholfreien Gesichtswässern oder Gesichtswässern mit einem maximalen Alkoholgehalt von 5 %.
Zur Körper- oder Gesichtspflege sind W/O Emulsionen oder Emulsionen mit einem hohen Lipidanteil geeignet. Um die Feuchtigkeit in der Hornschicht zu halten, sollten reichlich Feuchthaltefaktoren in der Präparation vorhanden sein.Hier ist an erster Stelle Harnstoff zu nennen, der neben einer guten Hautverträglichkeit ein optimales Wasserbindevermögen zeigt.Weitere Feuchthaltefaktoren sind die natürlichen NMF, Natruimlactat und Milchsäure Kollagen, Elastin, Vitamin E, Hyaluronsäure, Fruchtsäuren und verschiedene Polyole. Die Pflegemaßnahmen sollten stets unverzüglich nach der Reinigung durchgeführt werden. Zur Intensivpflege eignen sich weichbleibende Gesichtsmasken während Peelingmasken oder erstarrende Masken möglichst nicht verwendet werden sollten. Der Hautschutz spielt eine große Rolle bei trockener Haut. Geschützt werden muß die Haut vor Kälte, vor UV-Strahlung und vor Umweltnoxen.Auf entsprechende Arbeitsschutzmaßnahmen soll hier nicht näher eingegangen werden. Der Kälteschutz erfolgt mit lipidreichen W/O Emulsionen oder Kälteschutzpasten. Dabei muß vor der Gefahr eines Wärmestaus beim Aufenthalt in geheizten Räumen unbedingt hingewiesen werden. Der Sonnenschutz sollte neben der Berücksichtigung eines ausreichend hohen Filters auch die Grundlage mit einbeziehen.Von großer Wichtigkeit ist auch die Pflege nach dem Sonnenbad.
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Status quo der apothekenüblichen Dermokosmetika
für die trockene Haut
Dr. Joachim Kresken, Irmgardis-Apotheke, Tönisvorster Straße 27,
D-41749 Viersen
Nach einer von der Fachgruppe Dermokosmetik der Gesellschaft für Dermopharmazie
vorgeschlagenen Definition versteht man unter "Dermokosmetik" Maßnahmen
zur Reinigung zum Schutz und zur Pflege der Haut, bei denen der Anwendungszweck
unter Mitberücksichtigung dermatologischer und pharmazeutischer Gesichtspunkte
erreicht wird. Kosmetische Mittel, die diesen Anspruch erfüllen, werden als
"Dermokosmetika" bezeichnet.
Von den etwa 2000 apothekenüblichen Dermokosmetika werden zahlreiche speziell
zur Anwendung bei trockener Haut angeboten. Aus der Produktgruppe der Hautreinigungs-
und Badepräparate handelt es sich hierbei vor allem um Dusch- und Badeöle sowie
um einige spezielle Waschlotionen. Letztere enthalten in der Regel ausschließlich
Waschrohstoffe mit sehr geringer bzw. fehlender Irritationswirkung sowie gelegentlich
Zusätze von feuchtigkeitsspendenden und/oder rückfettenden Komponenten. Die
betreffenden Präparate sind meistens frei von Duft- und Farbstoffen und in einigen
Fällen auch frei von Konservierungsmitteln.
Die apothekenüblichen Dusch- und Badeöle besitzen hohe Lipidanteile von fast
immer über 50 %. Zusätze von öllöslichen Tensiden (z. B. ethoxylierte Fettalkohole)
ermöglichen ihre Emulgierbarkeit in Wasser. Neben Antioxidantien zum Schutz
der Ölkomponenten enthalten sie manchmal auch juckreizstillende Wirkstoffe (z.
B. Polidocanol). Farbstoffe und Konservierungsmittel sind dagegen in diesen
Präparaten praktisch nie enthalten, gelegentlich wird auch auf Duftstoffe verzichtet.
Apothekenübliche Dermokosmetika für die Pflege der trockenen Haut finden sich
sowohl unter den Gesichtspflege als auch unter den Körperpflegepräparaten. In
der ersten Produktgruppe sind mehrere Reinigungsmilchen, die ohne Wasser angewendet
werden können, alkoholfreie Gesichtswässer sowie zahlreiche Gesichtspflegecremes,
meist auf der Basis von O/W- oder W/O-Emulsionen, enthalten. Letztere halten
unter allen apothekenüblichen Gesichtspflegecremes inzwischen einen Anteil von
über 50 %. Die angebotenen O/W-Cremes werden von den Herstellern häufig als
Tages- oder Feuchtigkeitscremes, die W/O-Cremes als Nacht-, Aufbau-, Intensivpflege-
oder Vitamincremes bezeichnet. Während die W/O-Cremes relativ hohe Lipidanteile
von oft über 40 % besitzen, enthalten die O/W-Cremes in der Regel weniger Lipide,
dafür aber fast immer mehrere Feuchthaltesubstanzen bzw. feuchtigkeitsspendende
Komponenten (z. B. Aloe-veraGel, Milchsäure, Glycerin, Sorbitol, Harnstoff,
Propylenglykol, Aminosäuren, Hyaluronsäure, Natriumpyroglutamat, Proteinhydrolysate).
Die gleichen Substanzen sind auch in den zur Anwendung bei trockener Haut empfohlenen
Körperpflegepräparaten enthalten. Bei diesen Produkten handelt es sich um Körperpflegecremes
und -salben, die in erster Linie für kleinere Hautpartien bestimmt sind, sowie
um Körperpflegelotionen zur großflächigen Anwendung. Da großflächig aufgetragene
O/W-Lotionen den transepidermalen Wasserverlust stimulieren und damit die Hautaustrocknung
verstärken können, sind die für die trockene Haut konzipierten Körperpflegelotionen
in der Regel als W/O-Emulsionen aufgebaut. Auch diese Präparate haben im Apothekenbereich
inzwischen einen Anteil von über 50 % innerhalb ihrer Produktgruppe erreicht.
Aktuelle Formulierungskonzepte für hautpflegende
Externa
Prof. Dr. G. Kutz, Technologie der Kosmetika Pharmatechnik, Fachhochschule Lippe,
University of Applied Sciences
Eingangs soll festgehalten werden, daß bereits die Applikation von wirkstofffreien
Externa Effekte auf das Hautorgan ausüben kann. Als Beispiel sei an die hydratisierende
Wirkung von Vaselin erinnert. Daher ist die Grenze zwischen kosmetisch pflegenden
Präparaten und echten Therapeutika nicht immer eindeutig zu definieren. Noch
schwieriger gestaltet sich das Zurückführen einer kosmetisch angestrebten und
dermatologisch vorteilhaften Wirkung auf einen Inhaltsstoff allein. Dies gilt
unabhängig davon, ob es sich um einen allgemein anerkannten Wirkstoff oder um
Hilfsstoffe mit günstigen Basiseigenschaften handelt. Anliegen dermokosmetischer
Forschung ist es daher, durch Studien von Liberations- , Penetrations- und Hydratationsmechanismen
das Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Wirkstoff, Vehikel und Haut zu
fördern und somit zur Formulierungs- bzw. Effektoptimierung hautpflegender Externa
beizutragen. Neben den klassischen Vehikeln, wie etwa wasserfreien Salben und
Cremes mit unterschiedlichen kolloidchemischen Aufbau, kommen den Wirkstoffträgersystemen
wie Liposomen, Nanoparts und festen Lipid-Nanopartikeln eine immer größere Bedeutung
zu.
Vor diesem Hintergrund werden ausgewählte Hilfs- und Wirkstoffe und deren Wechselwirkungen
mit modernen Carriersystemen vorgestellt. Insbesondere soll das Zusammenspiel
bei der Pflege und Behandlung des trockenen Hautzustandes beleuchtet werden.
Bei der Entwicklung von hautpflegenden Externa insbesondere für den kosmetischen
Markt muß zunehmend den Wünschen und Verhaltensweisen der Konsumenten Rechnung-
getragen werden, die dem ökologischen Aspekte jetzt mehr Bedeutung zumessen
als in der Vergangenheit. Als Folge werden derzeit besonders verträgliche Emulgatoren
und Hilfsstoffe entwickelt, die zugleich auf der Basis nachwachsender Rohstoffe
gewonnen werden. Aus der Gruppe dieser neuartigen Hilfsstoffe werden die Zuckertenside
vorgestellt. Diese sind ganz besonders zum Einsatz in Hautpflegeprodukten zur
Behandlung des trockenen Hautzustandes geeignet, da sie neben ihrer Funktion
als Emulgator eine Steigerung der Hautfeuchtigkeit bewirken können.
Der mit dem Symptom "trockene Haut" verbundene erhöhte transepidermale
Wasserverlust sowie der reduzierte Feuchtigkeitsgehalt der Epidermis ist ursächlich
auf die gestörte Barrierefunktion im Stratum Comeum zurückzuführen. Verschiedene
Ansätze zur Rekonstitution der Lipidbarriere mit Hilfe von Substanzen, die sich
von Stratum Comeum Lipiden ableiteten lassen, werden aufgezeigt. Besondere Beachtung
erfahren dabei nanopartikuläre Carriersyteme wie Liposomen und Feste Lipid-Nanopartikel.
Ausgehend von deren galenischer Charakterisierung wird ihre Wirkung in dermokosmetischen
Produkten verdeutlicht. Als Beispiel für einen anerkannten Wirkstoff zur Anwendung
bei trockenen Hautzuständen wird Harnstoff, der bekanntermaßen Bestandteil des
"NMF" ist, vorgestellt. Die Wirkung von Harnstoff auf die Hydratation
der Hornschicht wird durch Vergleich mit einer Placeboformulierung aufgezeigt.
Schließlich wird der Einfluß des galenischen Systems auf die Wirkstoffeffektivität
erläutert, indem hamstoffhaltige Formulierungen vom O/W und W/0 Typ mit nahezu
gleichem Wassergehalt miteinander verglichen werden.
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In vitro Methoden zur Prüfung der Hautverträglichkeit
von Dermokosmetika für die trockene Haut
Dr. Wolfgang Pittermann und Kordula Schlotmann; Henkel KGaA, D-40191 Düsseldorf
Definition 'trockene Haut'
Aus der Definition (Leitlinie 1999; Gesellschaft für Dermopharmazie e.V.) für
die trockene Haut wird ersichtlich, daß es hierfür bevorzugte Hautpartien gibt
und eine objektiv oder subjektiv wahrnehmbare Symptomatik, die verschiedenen
Kompartimenten der Haut zuordnen ist.
Definition: Xerosis / Xerodermie = Mangel an Feuchtigkeit/ Fett
Prädilektion: Wange, Handrücken, Arme / Beine (Streckseite) |
|||
Symptome
(objektiv/subjektiv) |
Hornschicht (Korneozyten) |
Epidermis (Keratinozyten) |
Dermis (Gefäße / Bindegewebe) |
Rauh; (objektiv) | X | . | . |
Glanzlos (objektiv) | X | . | . |
Schuppig (objektiv) | X | (X) | . |
Juckreiz (subjektiv) | . | X | . |
Spannungsgefühl (subjektiv) | . | X | X |
Physiologische Aktivierung und Irritation
Der Begriff 'lrritation' ist durch einen direkten toxischen Effekt ohne Beteiligung
des Immunmechanismus in der Haut oder Schleimhaut nach einmaligem oder mehrmaligem
Kontakt definiert. Nicht immer ist das Vollbild der Schädigung, die Entzündungsreaktion
gegeben, denn bei schwachen Irritantien oder kurzem Kontakt kann sich der Schaden
auf die Hornschicht im Sinne einer Keratolyse oder einer Einwirkung auf die
Formation der Lipidlayer beschränken. Unzureichende Reparation der Hornschicht
und erneuter Kontakt vermindert die Reizschwelle und ist Ursache klinischer
Auffälligkeit.
Die primäre Schädigung ist eine zytotoxische d.h. physiko-chemische Veränderung
der Zellen im epidermalen und dermalen Bereich und tritt relativ kurzfristig
ein. Ebenso schnell tritt innerhalb von Sekunden die neurologische Phase ein,
die von den sensorischen Nervenendigungen, den Nozirezeptoren in der Epidermis
ausgeht. Die sekundäre oder mediatorbedingte Entzündungreaktion und deren up-
oder down-Regulation wird von Zytokinen aus epidermalen und dermalen Zellen
inszeniert und setzt verzögert ein. Die Folge ist eine Vasodilatation, aber
auch erhöhte Gefäßpermeabilität. Neben der Aktivierung des Immun- und Gerinnungssystems
werden auch andere unspezifische Mechanismen, die die Zelldifferenzierung, aber
auch die Apoptosefrequenz umfassen, aktiviert. Nach der lokalen und vaskulären
Phase geht die Reaktionsfolge in die zelluläre Phase über, in der weiße Blutzeller,
und Makrophagen den weiteren Ablauf beeinflussen (1).
Penetration / Permeation vs. Potential / Effekt
Penetration, Permeation, Absorption | Potential:
Kosmetik, Therapie, Toxikologie |
Effekt:
Lokal / systemisch |
||||||
Negativ | Negativ | Negativ | ||||||
|
Negativ | Negativ | ||||||
Negativ |
|
Negativ | ||||||
|
|
|
Der Diffusionswiderstand, d.h. die Barriereleistung der Hornschicht der normalen
Haut gegenüber vielen Irritantien, ist um den Faktor 1000 größer als im lebenden
Teil der Epidermis. Die Wirkung von kosmetischen Inhaltsstoffen und Vehikel
kann sich auf die Hornschicht beschränken, irritative Nebenwirkungen sind jedoch
erst nach Kontakt mit der Epidermis und dem Gefäßbindegewebsapparat in den dermalen
Schichten zu erwarten. Die Voraussetzung für die Irritation ist daher die Penetration
durch die Hornschicht (1).
Penetriert ein Produktbestandteil die Hornschicht, wird die weitere Abfolge
vom Grad seiner Hautkompatibilität abhängen. Im Idealfall wird die Gewebsreaktion
innerhalb der physiologischen Bandbreite bleiben oder schnell dorthin zurückkehren.
Ist diese Situation nicht gegeben, werden Vorgänge folgen, die je nach weiterem
Verlauf molekularbiologisch, biochemisch, mikroskopisch oder klinisch erfaßbar
sind. Diese Reaktionsabfolge ist nicht hautspezifisch, sondern ist der Pathophysiologie
folgend, auf jedes Organ zu übertragen.
Reaktionen auf Substanzen oder Produkte mit hohem Irritationspotential werden
diesen biologischen Prozess sehr schnell durchlaufen. Stoffe mit niedrigem Potential
werden erst nach langer Expositionszeit, wenn überhaupt, den Bereich der physiologischen
Aktivierung verlassen und Irritationen induzieren (2). Erwartungsgemäß wird
trockene, meist barrieregeschädigte Haut, empfindlicher als normale, gesunde
Haut reagieren.
Methoden (natürliche und künstliche Hautmodelle)
Im Rahmen der in vitro Nachweise für Irritation kann perfundierte oder nichtperfundierte,
integrierte natürliche Haut von verschiedenen Säugetierspezies (Ratte, Maus,
Hund, Schwein, Rind, Mensch) mit unterschiedlicher Aussagetiefe verwendet werden
(3).
Als Weiterentwicklung von konventionellen (zweidimensionalen) Keratinozytenkulturen
haben sich seit einigen Jahren dreidimensionale, Stratum corneum tragende Zellkulturen
auf unterschiedlichen Technologien basierend, entwickelt. Je nach Zusammensetzung
werden diese als Epidermis- oder Hautäquivalente bezeichnet. Diese Kulturen
bieten den Vorteil einer zellulären Standardisierung, aber den Nachteil einer
verminderten und schwer abschätzbaren Barriereleistung der Hornschicht (4).
Damit ist es im unterschiedlichen Grad möglich, zytotoxisch- und mediatorbedingte
Irritation tierversuchsfrei zu untersuchen.
Emulsionen (O/W, W/O) gegen trockene Haut
Als Beispiel für eine in vitro Untersuchung wurde das irritative Potential von
Emulsionen gegen trockene Haut (Institut Schrader, Holzminden) an der nicht
vorbehandelten Haut des isoliert, perfundierten Rindereuters (BUS- Bovine Udder
Skin) orientierend untersucht (5, 6). Je eine Emulsion mit Harnstoff (5 auf
o/w und w/o Basis wurde nach offener und geschlossener (Finn Chamber D=18mm)
Applikation untersucht. Nach einer Expositionszeit von 0.5, 1.0 und 5.0 Stunden
wurden Ganzhautstanzen (D=6 mm), d.h mit dem dermalen Gefäßbindegwebsapparat
entnommen und für die biochemische Untersuchung mit der modifizierten MTT-Methode
auf Zytotoxizität untersucht. In den gleichen Stanzbiospien wurde als sekundäre
Reaktion die Gewebskonzentration des Prostaglandin E2 gemessen. Wegen der unterschiedlichen
Zelldichte in Epidermis und Dermis (Ganzhautstanze) wurden die Meßwerte auf
vergleichbare DNA-Gehalte adjustiert.
Als Untersuchungsergebnis wurde kein wesentlicher Unterschied zwischen offener
und geschlossener Applikation festgestellt. Beide Emulsionstypen (o/w, w/o)
erwiesen sich nach allen drei Expositionszeiten als sehr hautverträglich, d.h.
es wurde kein zytotoxisches Potential festgestellt. Auch die Gewebskonzentration
von Prostaglandin E2 (präinflammatorischer Mediator) veränderte sich im Vergleich
zur unbehandelten Haut nicht.
Literatur
1) Gehring, W.; Irritantienmodelle an Haut und Schleimhaut, BMV GmbH, Berlin (1992) |
2) Nicotera, P.; Alteration of Cell Signalling in Chemical Toxicity; Archives of Toxicology (Suppl. 18) pp 3-11; Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg (1996) |
3) Pittermann, W, Hörner, V., Förster Th. and Kietzmann, M.; Use of natural and artificial skin models in cosmetic research; SÖFW-Journal 123, pp 666-670 (1997) |
4) Ponec, M.; In Vitro Models to Predict Skin Irritation in The irritant contact dermatitis syndrom (eds. P.G.M. van der Valk, H.I. Maibach) CRC Press; Boca Raton (1995) |
5) Kietzmann M., et al.; The Isolated Perfused Bovine Udder as an in Vitro Model of Percutaneous Drug Absorption. Skin Viability and Percutaneous Absorption of Dexamethasone, Benzoyl Peroxide and Etofenamate; J. Pharm.Toxicol. Meth. 30, 75-84 (1993) |
6) Pittermann W., Jackwerth B., Schmitt, M.; The isolated perfused bovine udder skin model: A new In Vitro Model for the Assessment of Skin Penetration and Irritation; In Vitro Toxicol. 10, 17-21 (1997) |
In-vivo-Methoden zur Prüfung der Hautverträglichkeit
Professor Dr. med. Peter Elsner, Hautklinik d. FSU, Erfurter Straße 35, D-07740 Jena
Da Dermokosmetika aus bezüglich der Sicherheit überprüften Kosmetikwirkstoffen entwickelt werden, muss die Überprüfung ihrer Verträglichkeit lediglich die lokale Verträglichkeit berücksichtigen, die aus den für die Bestandteile vorliegenden Daten oft nicht mit Sicherheit abgeleitet werden können. Die lokale Verträglichkeit hat mehrere Aspekte:
irritative Nebenwirkungen; | |
Sensibilisierung; | |
andere lokale Nebenwirkungen. |
Sowohl die irritativen als auch die allergischen Nebenwirkungen können lichtabhängig
sein (phototoxische und photoallergische Reaktionen).
Irritation
Irritationen machen das Gros der lokalen Nebenwirkungen aus. Es sollten zumindest drei Formen der Irritation unterschieden werden:
akute Irritation; | |
chronisch-kumulative Irritation; | |
sensorische Irritation. |
Die akute Irritation stellt eine rasch auftretende entzündliche Reaktion auf
ein starkes Irritans dar, eine solche Reaktion ist bei einem Dermokosmetikum
im allgemeinen nicht zu erwarten. Die chronisch-kumulative Irritation entsteht
in der Folge wiederholter, im Einzelfall unterschwelliger Traumen. Während die
vorgenannten Formen der Irritation sich klinisch durch Entzündungszeichen äussern
und objektivieren lassen, ist die sensorische Irritation eine rein subjektive
Beeinträchtigung in Form von Brennen oder Stechen durch ein Externum.
Eine individuelle Reaktionsbereitschaft spielt bei der akuten Irritation nur
eine geringe Rolle, hat jedoch für die chronisch-kumulative und sensorische
Irritation Bedeutung. Prädisponierende Faktoren für eine Irritation sind Alter,
ethnische Gruppe, atopische Konstitution, Hautareal und Vorschädigung des Hautorgans.
Die akute Toxizität auf menschlicher Haut kann mittels des okklusiven epikutanen
Patch-Test beurteilt werden (s. Tabelle). Dabei wird das Produkt über 24 Stunden
okklusiv appliziert und das Testareal nach 24, 48 und 72 Stunden abgelesen.
Da in der Arzneimittelentwicklung bei Vorliegen ausreichender in vitro- und
in vivo-Testdaten meist mit geringer Toxizität zu rechnen ist, ist zur Aufdeckung
geringer Wirkungen eine größere Probandenzahl (ca. 100) erforderlich.
Die chronisch-kumulative Toxizität kann mit dem kumulativen epikutanen Patch-Test
(mindestens 20 Probanden, 21 Tage) erfaßt werden (1).
Tabelle: Überblick über Standard-Testverfahren zur Beurteilung der irritativen
und allergenen Potenz von dermatologischen Dermokosmetika
Produkteigenschaft | Test | Dauer | Probandenzahl | Bemerkungen |
Akute Irritation | Okklusiver epikutaner Patch - Test | 24 h, Ablesung nach 24, 48, 72 h | 100 | Objektivierung und Differenzierung von Veränderungen
mittels biophysikalischer Meßverfahren sinnvoll
|
Chronisch - kumulative Irritation | Kumulativer epikutaner Patch - Test | 21 Tage | mindestens 20 | Objektivierung und Differenzierung von Veränderungen
mittels biophysikalischer Meßverfahren sinnvoll
|
Für die Bestimmung der sensorischen Irritation existieren Verfahren, die sich
die Auslösung der stechenden Empfindung durch organische Säuren zunutze machen
(2).
Erhöhen lässt sich die Sensitivität der vorgenannten Verfahren durch die Rekrutierung besonders hautempfindlicher Probanden oder durch Vorschädigung der epidermalen Barriere, z.B. mittels Stripping des Stratum corneum. Phototoxische Nebenwirkungen lassen sich durch zusätzliche UV-Exposition überprüfen.
Die Testverfahren zur Ermittlung der Toxizität können vorteilhaft mit modernen hautphysiologischen Meßmethoden zur Objektivierung und Quantifizierung von Hautveränderungen, wie der Evaporimetrie, der Laser-Doppler-Velocimetrie oder der Chromametrie, kombiniert werden.
Letztlich sollte die irritative Potenz immer durch einen Anwendungstest im Rahmen einer klinischen Studie überprüft werden.' Auf ausreichend lange Anwendung ist zu achten, um kumulative Effekte nicht zu übersehen. Werden Produktwirkungen (etwa Erhöhung der Hornschichtfeuchtigkeit) in einer klinischen Studie mittels hautphysiologischer Meßverfahren untersucht so lassen sich Verträglichkeitsdaten ohne grossen Aufwand durch eine parallele Erfassung des TEWL ermitteln.
Sensibilisierung
Die Exposition mit einem Allergen kann zur Sensibilisierung (afferenter Schenkel der Immunreaktion) führen. Die erneute Exposition eines Sensibilisierten hat eine allergische Reaktion, im Fall von Externa meist eine allergische Kontaktdermatitis, zur Folge (efferenter Schenkel der Immunreaktion).
Die Allergenität (Sensibilisierungspotential) eines Topikums ist wesentlich schwieriger als die Toxizität erfaßbar, da bei schwachen Allergenen nur wenige Individuen einer exponierten Population sensibilisiert und von allergischen Reaktionen betroffen werden. Deshalb werden Sensibilisierungsprobleme häufig erst in der Phase IV erkannt.
Prädiktive Sensibilisierungsversuche am Menschen sind ethisch fragwürdig; deshalb wird man sich auf Daten aus Tiermodellen beziehen; hier hat sich der Meerschweinchen Maximisationstest bewährt (3, 4) . Ein neueres Verfahren ist der Lymphknoten-Schwellungstest an der Maus.
Die Kreuzallergenität eines Topikums zu anderen Allergenen kann jedoch in Kollektiven bereits sensibilisierter Personen ermittelt werden.
Phototoxizität und -Sensibilisierung
Die genannten irritativen und allergischen Reaktionen können lichtabhängig sein, falls es erst durch die Einwirkung von UV- oder sichtbarem Licht zur Generierung irritativer und allergener Substanzen kommt. Für die Prüfung auf diese Eigenschaften ist also eine Substanzexposition mit nachfolgernder UV-Bestrahlung Voraussetzung.
Andere lokale Nebenwirkungen
Diese umfassen eine heterogene, Gruppe von Reaktionen:
Kontakturtikarial | |
Hyperpigmentierungen; | |
Depigmentierungen; | |
Komedogenität. |
Standardisierte Prüfungsverfahren für diese Nebenwirkungen existieren kaum, weshalb sie meist im Rahmen klinischer Studien mitberücksichtigt werden.
Ethische Gesichtspunkte
Bei allen genannten Untersuchungen sollten die ethischen Gesichtspunkte bedacht werden, die in neueren Publikationen und Guidelines zum Thema angesprochen werden (10, 11).
Die Untersuchungen sollten der Declaration von Helsinki der World Medical Association entsprechen und nach den Grundsätzen der Good Clinical Practice durchgeführt werden.
Literaturverzeichnis
1 Kligman, A.M., Wooding, W.M. (1967) A method for the measurement and evaluation of irritants on human skin. J Invest Dermatol 49:78-94 |
2 Lammintausta, K., Maibach, H.I., Wilson, D. (1988) Mechanisms of subjective (sensory) irritation. Propensity to non-immunologic contact urticaria and objective irritation in stingers. Derm Beruf Umwelt 36:45-9 |
3 Botham, P.A., Basketter, D.A., Maurer, T., Mueller, D., Potokar, M., Bontinck, W.J. (1991) Skin sensitization --a critical review of predictive test methods in animals and man. rood Chem Toxicol 29:275-86 |
4 J Basketter, D.A., Selbie, E., Scholes, E.W., Lees, D., Kimber, I., Botham, P.A. (1993) Results with OECD recommended positive control sensitizers in the maximization, Buehler and local lymph node assays. Food Chem Toxicol 31:63-7 |
5 Marzulli, F.N., Maibach, H.I.: Predictive testing in humans for contact allergy. In: Fisher AA, ed. Contact Dermatitis, Philadelphia: Lea & Febiger, 1986, pp 30-48 |
6 MarzuIli, F.N., Maibach, H.I.: Contact allergy: predictive testing in humans. In: Marzulli FN, Maibach HI, ed. D erma to toxicology. New York Washington Philadelphia: Hemisphere Publishing Corporation, 1987, pp 319 340 |
7 Kligman, A.M. (1966) The SLS provocative patch test in allergic contact sensitization. J Invest Dermatol 46:573 |
8 Kligman, A.M., Epstein, W. (1975) Updating the maximisation test for identifying contact allergens. ContactDermatitis 1:231-239 |
9 Kaidbey, K.: The evaluation of photoallergic contact sensitizers in humans. In: Marzulli FN, Maibach 111, ed. Dermatotoxicology. New York Washington Philadelphia: Hemisphere Publishing Corporation, 1987, pp 457-469 |
10 Opinion - Guidelines on the use of human volunteers in the testing of potentially cutaneous irritant cosmetic ingredients or mixtures of ingredients adopted by the plenary session of the SCCNFP of 25 November 1998. http://europa.eu.int/comm/dg24/health/sc/sccp/outcom_en.html |
11 Elsner, P., Merk, H.F., Maibach, H.I.: Cosmetics. Berlin Heidelberg New York: Springer (erscheint 1999) |
Methoden zum Wirksamkeitsnachweis
Priv. Doz. Dr. Ulrike Heinrich, Institut für Experimentelle Dermatologie, Stockumer Straße 10, D-58453 Witten/Ruhr
Die 6. Änderung der EG-Kosmetikrichtlinie befaßt sich im Artikel 7 mit dem Nachweis kosmetischer Wirkungen. Dieser muß erbracht werden, wenn dies aufgrund der Beschaffenheit des Erzeugnisses oder der angepriesenen Wirkung gerechtfertigt ist. Grundsätzlich darf man davon ausgehen, daß für Kosmetika sowohl auf Druck der Verbraucher, als auch durch den Gesetzgeber die Anforderungen an Wirkungs- und Wirksamkeitsnachweise steigen werden.
Zur Durchführung von Wirksamkeitsprüfungen von Kosmetika eignen sich in vitro- und in vivo-Modelle sowie Untersuchungen mit vorzugsweise nicht invasiven Methoden an der menschlichen Haut. Es sollen daher einige Methoden vorgestellt werden, mit denen die Wirksamkeit kosmetischer Produkte nachgewiesen werden kann.
Es handelt sich hierbei
Bestimmung der Hautfeuchtigkeit | |
Bestimmung des Fettgehaltes | |
Bestimmung der Elastizität | |
Bestimmung des transepidermalen Wasserverlustes | |
Strukturanalyse der Hautoberfläche > Infrarotthermographie | |
Ultraschalldiagnose | |
Reflektionsphotometrie |
Mit Hilfe dieser, nicht invasiver Methoden können physiologische und pathologische Zustände der menschlichen Haut charakterisiert werden. Exakte Daten über Funktionsabläufe der Haut können gewonnen werden, ohne daß diese durch die Messung beeinflußt werden. Die fortschreitende Entwicklung der Meßtechnik hat dazu geführt, daß nicht nur an der Hautoberfläche gemessen werden kann, z. B. deren Struktur, sondern auch Untersuchungen in tieferen Schichten durchgeführt werden können.
Beim Einsatz aller, auch der modernsten Testverfahren, muß jedoch berücksichtigt werden, daß die Haut ein lebendiges Organ ist, dessen wesentliche Aufgabe darin besteht, sich den jeweiligen Umweltbedingungen anzupassen.
Daher ist die Konditionierung der Haut und Kontrollmessungen unbehandelter Testareale sowie die Prüfung von Referenzsubstanzen entscheidend. Weiterhin müssen Berücksichtigungen der Umweltbedingungen wie Jahreszeit, Temperatur, relative Luftfeuchtigkeit und andere dieser Tatsache Rechnung tragen. Mit den dargestellten Methoden werden physikalische bzw. physikalisch-chemische Kenngrößen ermittelt, die biologischen Abläufen zugeordnet werden müssen und erst so als Wirksamkeitsnachweis zu werten sein.
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