2. Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie am 6. Mai 1998, Wiesbaden
GD Presse-Infos 1 bis 5 1998 zur 2. Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie
Kurz und Bündig
Vollständiger Ersatz von Tierversuchen?
Vitamin E - wichtigstes Schutzvitamin der Haut
Pflegelotionen für trockene Haut welche Anforderungen müssen sie erfüllen?
Feste Lipidnanopartikel: die neue Generation der Liposomen
Presse-Info 1/1998
Kosmetika ohne Tierversuche
Tierschützer fordern schon lange, bei der Entwicklung von Kosmetikprodukten auf Tierversuche zu verzichten. Ab dem 30. Juni 2000 könnte der Wunsch Wirklichkeit werden: Dann sollen endgültig keine Kosmetikprodukte mehr in den Verkehr gebracht werden, deren Bestandteile im Tierversuch geprüft wurden. So bestimmen es Richtlinien der EIJ-Kommission. Allerdings müssen bis dahin Ersatzmethoden entwickelt und diese, sowie die bereits vorhandenen Methoden, auf internationaler Ebene anerkannt werden. Professor Dr. med. Horst Spielmann, Leiter der Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch (ZEBET) im Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) in Berlin, erklärte auf der 2. Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie die Möglichkeiten eines Verzichts von Tierversuchen bis zum Stichtag im Jahr 2000. Am realistischsten sei dabei ein schrittweiser Ausstieg. Nach und nach müßten Alternativmethoden eingeführt werden. Einige erfolgversprechende Methoden stellte der Mediziner in Wiesbaden vor. So sei es zum Beispiel möglich, mit menschlicher Haut aus Operationsmaterial zuverlässige Daten zu erzielen. Da der Anteil der Tests für Kosmetika in der EU allerdings nur drei Prozent ausmache, sei die Aussicht, das Tierleiden stark zu verringern, jedoch eher unerheblich.
Körperpflegelotionen für die trockene Haut
Viele Menschen benutzen Körperpflegelotionen gegen trockene Haut. Besonders häufig wird in Apotheken nach solchen Präparaten gefragt. Wahrscheinlich, weil der Kunde hier eine große Beratungskompetenz erwartet. Doch die Beurteilung der Präparate ist zum Teil schwierig, weil oft zu wenig Informationen über die Produkteigenschaften zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund will die Fachgruppe Dermokosmetik der Gesellschaft für Dermopharmazie (GD) Leitlinien definieren, die aus fachlicher Sicht die Anforderungen für kosmetische Produkte festlegen. Dies wurde auf der 2. Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie in Wiesbaden bekannt. Als erstes sollen die für trockene Haut angebotenen Körperpflegelotionen bearbeitet werden. Hier besteht ein besonders hoher Handlungsbedarf, da diese Präparate von zahlreichen Menschen großflächig und langfristig angewendet werden. Durch die Definition von Mindeststandards will die Fachgruppe für mehr Transparenz auf dem Kosmetikmarkt sorgen.
Bedeutung von Vitamin E in der Haut
Die menschliche Haut ist vielen Belastungen ausgesetzt. Besonders Umwelteinflüsse wie UV-Strahlen und Ozon können das größte Organ des Menschen schädigen. Zu den wichtigsten Schutzstoffen, über die die Haut verfügt, gehört Vitamin E. Welche Bedeutung das Vitamin E in der Hornschicht hat, und wie es sich in der Haut verteilt, hat Dr. Jens J. Thiele, Institut für Physiologische Chemie der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, in mehreren Studien erforscht. Auf der 2. Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie stellte er seine Untersuchungsergebnisse vor. Thiele konnte durch seine Studien belegen, daß die Haut bei Vitamin E - Mangel stärker auf Umweltbelastungen wie UV-Strahlung und Ozon reagiert.
Feste Lipidnanopartikel: die neue Generation der Liposomen
Neues aus der Kosmetikforschung: Lipopearls heißt die neue Generation der Liposomen. Das sind ultrafeine Partikel aus gut verträglichen festen Lipiden. Lipopearls legen sich als schützender Film auf die Haut, die Feuchtigkeitsversorgung der Haut steigt, pflegende Wirkstoffe aus den Partikeln werden kontrolliert an die Haut abgegeben. Auf der 2. Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie in Wiesbaden stellte Professor Dr. Rainer H. Müller, Institut für Pharmazeutische Technologie der FU Berlin, die Vorteile der Lipidnanopartikel vor und präsentierte zwei technische Möglichkeiten, um die neuen Wirkstoffträger herzustellen.
Presse-Info 2/1998
Vollständiger Ersatz von Tierversuchen bei Kosmetika?
Ab 30. Juni 2000 sollen nun endgültig keine Kosmetikprodukte mehr in den Verkehr gebracht werden, deren Bestandteile im Tierversuch geprüft wurden. So bestimmen es die Richtlinien der EU Kommission vom 17. April 1997. Bis dieses Verbot in Kraft tritt, müssen Ersatzmethoden entwickelt und diese sowie die bereits vorhandenen Methoden auf internationaler Ebene validiert werden. Noch ist nicht abzusehen, ob es bis zum Stichtag für alle sicherheitstoxikologischen Prüfungen einen Ersatz geben wird. Professor Dr. med. Horst Spielmann, Leiter der Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch (ZEBET) im Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) in Berlin, erörterte auf der 2. Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie die Möglichkeiten bis ins Jahr 2000.
Da es unrealistisch sei, abrupt auf Tierversuche zu verzichten, schlagen der Europäische Verband der Kosmetikindustrie (COLIPA) und das EU Validierungszentrum für Alternativmethoden (ECVAM) vor, schrittweise auszusteigen. Demnach sollen kosmetische Fertigprodukte ab sofort nicht mehr im Tierversuch getestet werden. In Deutschland wird dieses Verbot bereits seit 1987 realisiert, während andere europäische Länder wie England, Frankreich und Österreich noch bis vor kurzem Tierversuche durchführten. Nach dem Stufenplan sollen Hautpenetration, Hautreizung, Korrosivität und Phototoxizität neuer Inhaltsstoffe bis zum Jahr 1999 mit Alternativmethoden getestet werden können. Die Prüfung der Augenreizung von Inhaltsstoffen lasse sich, so Spielmann, ohne den Draize-Test am Kaninchenauge nicht vor dem Jahr 2000 realisieren.
Der Mediziner stellte zahlreiche erfolgversprechende In-vitro-Modelle vor, die aber noch von den entsprechenden internationalen Kommissionen akzeptiert werden müssen. So werden heute beispielsweise Mäusefibroblasten sehr erfolgreich zum Test der phototoxischen Eigenschaften chemischer Stoffe eingesetzt. Mit menschlicher Haut aus Operationsmaterial ließen sich erwartungsgemäß sogar zuverlässigere Daten zur Hautpenetration von Inhaltsstoffen erzielen als an der sehr stark behaarten Tierhaut. Der Draize-Test am Kaninchenauge könnte zukünftig durch spezielle Untersuchungen (Het-CAM-Test) am bebrüteten Hühnerei ersetzt werden.
Bei anderen Prüfungen, zum Beispiel bei der Prüfung eines Inhaltsstoffes auf sensibilisierende Eigenschaften oder auf Toxizität, sehen die Experten bisher nur geringe Aussichten für den Ersatz von Tierversuchen durch In-vitro-Tests.
Abschließend führte Spielmann jedoch vor Augen, daß das Tierleiden auch durch die neuen Richtlinien nicht erheblich verringert werde, da der Anteil der Tests für Kosmetika in der Europäischen Union mit drei Prozent eher unbedeutend an der Gesamtheit aller Tierversuche sei.
Presse-Info 3/1998
Vitamin E - wichtigstes Schutzvitamin der Haut
Die Wirkung von topisch appliziertem alpha-Tocopherol zum Schutz vor lichtinduzierten Hautschäden konnte bereits vielfach in Studien gezeigt werden. Welche Bedeutung das Vitamin E in der Hornschicht, dem Stratum corneum, hat und wie es sich in der menschlichen Haut verteilt, konnte nun erstmals nachgewiesen werden. Über seine neuesten Untersuchungen zur Schutzwirkung von alpha-Tocopherol gegen UV-Licht und Ozon-induzierten oxidativen Streß in der Haut berichtete Dr. Jens J. Thiele, Institut für Physiologische Chemie der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, auf der 2. Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie in Wiesbaden.
Seine Studien weisen Vitamin E als das wichtigste Antioxidans für das gesamte Netzwerk der Haut aus, insbesondere aber für das Stratum corneum. Die Hornschicht ist durch ihre Grenzlage zwischen Umwelt und Körper schädlichen Umweltfaktoren in extremem Maße ausgeliefert. Es handelt sich bei dieser Hautschicht um ein Zweikompartimentensystem aus proteinreichen, kernlosen Strukturzellen, den Korneozyten, die in eine Matrix aus multiplen Lipid-Doppelschichten, den Lipid-Bilayers, eingebettet sind. Diese epidermalen Lipide üben die Funktion einer Austrocknungs - und einer Penetrationsbarriere für das Eindringen von Fremdstoffen in die Haut aus. Da die Lipidschicht überwiegend aus Cholesterol, freien Fettsäuren und Ceramiden besteht, ist diese Struktur besonders anfällig für oxidative Schädigungen. Zusammensetzung und Struktur dieser Schicht sind jedoch für ihre Barrierefunktion enorm wichtig.
Thiele konnte durch seine Studien belegen, daß die Haut bei Vitamin E-Mangel stärker auf oxidativen Streß durch UV- Strahlung, Ozon und Chemikalien reagiert. Er bezeichnete das Vitamin als einen sehr empfindlichen Biomarker für diese Art von Umweltbelastung. Seine Untersuchungen zeigten außerdem, daß alpha-Tocopherol über einen durch die Talgdrüsen vermittelten Mechanismus aus tieferen Hautschichten an die Hautoberfläche transportiert wird.
Presse-Info 4/1998
Pflegelotionen für trockene Haut welche Anforderungen müssen sie erfüllen?
Die Fachgruppe Dermokosmetik der Gesellschaft für Dermopharmazie (GD) will Leitlinien definieren, die aus fachlicher Sicht die Anforderungen für kosmetische Produkte festlegen. Als erstes Produktsegment werden die für trockene Haut angebotenen Körperpflegelotionen bearbeitet. Da diese Präparate von einer großen Anzahl Betroffener großflächig und meist langfristig angewendet werden, sieht die Fachgruppe hier einen besonders hohen Handlungsbedarf für eine Nutzen-Risiko-Bewertung. Die erarbeiteten Standards sollen die Beratung in der Apotheke erleichtern, erklärte Professor Rolf Daniels, Institut für Pharmazeutische Technologie der TU Braunschweig, auf der 2. Jahrestagung der GD am 6. Mai in Wiesbaden.
In Apotheken wird überdurchschnittlich häufig nach Körperlotionen für trocken-empfindliche und eventuell auch vorgeschädigte Haut gefragt. Das liegt wahrscheinlich daran, daß der Verbraucher hier hohe Beratungskompetenz erwartet. Doch die Beurteilung der Produkte ist derzeit schwierig, weil Informationen über die Produkteigenschaften oft nicht in ausreichendem Umfang zur Verfügung stehen.
Die Produkte beanspruchen zwar Wirkungen wie fettspendend, feuchtigkeitsspendend oder schützend. Die Spezifizierung des Wirksamkeitsnachweises, der in der Kosmetikverordnung gefordert wird, erfolgt allerdings selten; in der Regel wird er durch Zusätze wie "klinisch getestet" oder "dermatologisch geprüft" angedeutet. Um zu einer positiven Nutzen-Risiko-Bewertung zu kommen, muß außerdem die Verträglichkeit mit geeigneten Methoden überprüft werden. Informationen über die Art und den Umfang der durchgeführten Untersuchungen sind jedoch nur schwer zugänglich. Hier will die Fachgruppe durch die Definition von Mindeststandards für mehr Transparenz sorgen. In Zukunft sollen entsprechende Leitlinien auch für weitere kosmetische Produktgruppen verfaßt werden.
Presse-Info 5/1998
Feste Lipidnanopartikel: die neue Generation der Liposomen
Nach Liposomen und Niosomen sind feste Lipidnanopartikel (Solid Lipid Nanoparticles - SLN die neue Generation der nanopartikulären Wirkstoffträger. Die Teilchen, die unter dem Warenzeichen Lipopearls eingetragen wurden, haben eine Größe von zirka 80 bis maximal 1000 Nanometer. Sie bestehen aus einem festen Lipid, das in wässriger Dispersion mit einem Tensid oder Polymer stabilisiert wurde.
Professor Dr. Rainer H. Müller, Institut für Pharmazeutische Technologie der FLI Berlin, stellte auf der 2. Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie die beiden technischen Möglichkeiten vor, um die neuen Wirkstoffträger herzustellen:
die Heißhomogenisation und die Kalthomogenisation, die besonders für temperaturempfindliche Wirkstoffe geeignet ist.
Bei der Heißhomogenisation wird der Wirkstoff im geschmolzenen Lipid gelöst und die Lösung in eine heiße Tensidlösung gegossen. Mit einem Rührer wird eine Rohemulsion hergestellt, die anschließend in drei Phasen unter Hochdruck homogenisiert wird. Beim Abkühlen bilden sich feste Lipidnanopartikel.
Bei der Kalthomogenisation wird die Lipid-Wirkstoffschmelze abgekühlt und zu Mikropartikeln vermahlen, die anschließend in kalter Tensidlösung suspendiert werden. Diese Suspension wird dann im festen Zustand homogenisiert, wobei die Kavitationskräfte die Mikropartikel zu Lipidnanopartikel zerreißen.
Die SLN vereinen die Vorteile von Emulsionen, Liposomen und festen Polymernanopartikeln in sich: Sie sind großtechnisch herzustellen, von geringer Toxizität, schützen den Wirkstoff vor der Zersetzung und ermöglichen gleichzeitig die kontrollierte Wirkstofffreigabe. Sie bilden einen Film auf der Haut und steigern durch den okklusiven Effekt die Wirkstoffpenetration. Außerdem sind sie leicht in Cremes einzuarbeiten: Sie werden einfach in eine Creme oder Lotion eingerührt, oder man ersetzt bei der Herstellung einen Teil des Wassers durch die SLN-Dispersion.
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