9.
GD Jahrestagung, 14. - 15. März 2005,
Veterinärmedizinische Universität
Wien
Pressetexte
Gebeutelte Hautpatienten: Bis zu 2.500 Euro jährlich
mehr an Ausgaben aus eigener Tasche (PDF-Version)
Innovative dermatologische Therapieverfahren im interdisziplinären
Fokus (PDF-Version)
Neurodermitis:
Bessere Behandlungschancen durch topische Immunmodulatoren (PDF-Version)
Bei Schuppenflechte
ist erstmals eine Langzeitkontrolle möglich (PDF-Version)
Zehn Jahre Fortschritt zum Wohle der Haut
(PDF-Version)
Die Gesprächspartner bei der Pressekonferenz waren:
Prof. Dr. med. Werner Aberer, Graz (Wissenschaftlicher Tagungsleiter)Medienkontakte
Dr. Joachim Kresken
Wiesengrund
6a
47918 Tönisvorst
Tel.:
02162-6517
Fax: 02162-80589
E-Mail: joachim.kresken@gd-online.de
Gebeutelte
Hautpatienten: Bis zu 2.500 Euro jährlich mehr an Ausgaben aus eigener Tasche
(PDF-Version)
Gesellschaft für Dermopharmazie präsentiert Ein-Jahres-Daten
zu den Folgen der Gesundheitsreform
(Wien, 14.03.2005)
Mit der zum 1. Januar 2004 in Kraft getretenen Gesundheitsreform hat sich die
Versorgungssituation von Patienten mit Neurodermitis, Schuppenflechte, nicht heilenden
Wunden und anderen chronischen Hautkrankheiten deutlich verschlechtert. Die Patienten
müssen seitdem einen großen Teil der benötigten Medikamente aus
eigener Tasche bezahlen. Ersten Untersuchungen zufolge beträgt der Anstieg
der Selbstzahlungen je nach Art und Schwere der Erkrankung jährlich bis zu
2.500 Euro pro Patient. Dies erklärt die GD Gesellschaft für Dermopharmazie
anläßlich der Eröffnung ihrer 9. Jahrestagung am 14. März
2005 in Wien.
"Hauptgrund für die finanzielle Mehrbelastung
ist, dass bewährte Basistherapeutika für die Behandlung, wie etwa Harnstoffpräparate,
nicht mehr von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden. Aber auch die Zuzahlungen
für Rehabilitationsleistungen und ambulante Behandlungen sind erheblich gestiegen",
erklärt Prof. Dr. Matthias Augustin von der Universitätshautklinik Hamburg-Eppendorf.
Erstmals werden bei der GD-Tagung aktuelle Ein-Jahres-Zahlen vorgestellt, die
eine deutliche Verschiebung auf dem dermatologischen Arzneimittelsektor belegen.
Während der gesamte Arzneimittelumsatz in Deutschland im vergangenen Jahr
mit 20,2 Milliarden noch einmal um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr angestiegen
ist, sank er im gleichen Zeitraum bei den Dermatika um 8,6 Prozent auf 558,1 Millionen
Euro. Nicht einmal die Hälfte dieser Summe, exakt 263 Millionen Euro, wurde
von den Kassen finanziert - satte 24,3 Prozent weniger als noch im Jahr zuvor.
Den großen "Rest" mussten die Patienten selbst tragen.
Jeder
Sechste zahlt monatlich über 100 Euro dazu
Deutlich verschärft
hat sich die Situation mit der gesetzlichen Neuregelung, dass rezeptfreie Arzneimittel
nicht mehr von den Kassen erstattet werden. Von dieser Regelung sind praktisch
alle dermatologischen Diagnosen und damit etwa 15 bis 20 Millionen Menschen betroffen.
Besonders hart ist dies für viele chronisch Hautkranke, die dauerhaft auf
so genannte Basistherapeutika angewiesen sind: Jeder sechste Patient mit Schuppenflechte
zahlt hierfür heute 100 Euro und mehr monatlich aus eigener Tasche, Menschen
mit Neurodermitis sind im Schnitt mit 94 Euro monatlich für die eigene Behandlung
dabei. Diese zusätzlichen finanziellen Aufwendungen müssen von den Betroffenen
ohne Obergrenze selbst aufgebracht werden, weil rezeptfreie Arzneimittel nicht
auf die Zuzahlungshöchstgrenzen von zwei bzw. einem Prozent bei chronischen
Krankheiten angerechnet werden dürfen. "Das können sich viele nicht
mehr leisten", erläutert Prof. Augustin, "jeder Vierte ist finanziell
nicht mehr in der Lage, die gestiegene Selbstbeteiligung an den Behandlungskosten
aufzubringen."
Patienten verzögern Therapie oder brechen sie
gar ab
Ob das eigentliche Ziel der Gesundheitsreform, die Kosten für
die gesetzlichen Krankenkassen zu senken, mit diesen Maßnahmen erreicht
wird, ist nach Ansicht der GD Gesellschaft für Dermopharmazie mehr als zweifelhaft:
Denn wegen der hohen finanziellen Belastungen brechen viele Patienten die Therapie
ab oder verzögern den Kauf neuer, benötigter Arzneimittel. Prof. Augustin:
"Dies führt zu einer Verschlimmerung des Krankheitsbildes und damit
zu höheren Kosten in der weiteren, häufig stationären Versorgung
vieler Hautpatienten - die dann jedoch zu Lasten der Krankenkassen gehen."
Die GD spricht sich angesichts der hohen finanziellen Belastung
vieler Hautpatienten und der damit einher gehenden sozialen Schieflage für
die Erstattung dringend benötigter Basistherapeutika durch die gesetzlichen
Krankenkassen aus. Wichtig sei außerdem die Entwicklung neuer, innovativer
Medikamente wie etwa der "Biologicals" für die Schuppenflechte:
"Diese führen zwar zunächst zu weiter steigenden Kosten",
so Prof. Augustin. "Aufgrund der besonderen Wirksamkeit und der damit verbundenen
Steigerung der Lebensqualität könnten sie jedoch im Langzeitverlauf
zu einer Verminderung der Folgekosten bzw. der Krankheitslast beitragen."
International
renommierte Experten bei der GD-Jahrestagung
Zu dem zweitägigen Expertentreffen, das an der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Veterinärplatz 1) stattfindet, werden rund 250 Teilnehmer aus Wissenschaft und Praxis erwartet. "Das wissenschaftliche Programm wird von zahlreichen hochrangigen, auch international renommierten Experten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und sogar aus Taiwan bestritten", erläutert Dr. Joachim Kresken, Vorsitzender der GD.
Innovative
dermatologische Therapieverfahren im interdisziplinären Fokus (PDF-Version)
Hautexperten treffen sich zur 9. Jahrestagung der Gesellschaft
für Dermopharmazie in Wien
(Wien, 14.03.2005)
Von Forschungsergebnissen aus dem Bereich der Wirkstoffentwicklung über Maßnahmen
zur Qualitätssicherung bis hin zu neuen Strategien zur Behandlung chronischer
Hautleiden wie Neurodermitis, Schuppenflechte oder "offene" Beine reicht
die Themenpalette bei der 9. Jahrestagung der GD Gesellschaft für Dermopharmazie
am 14. und 15. März in Wien. Neben zahlreichen Experten aus den Bereichen
Dermatologie, Pharmazie und Kosmetik hat auch Österreichs Gesundheitsministerin
Maria Rauch-Kallat ihre Teilnahme an der ersten GD-Tagung in Österreich zugesagt.
Sie wird zur Eröffnung des wissenschaftlichen Hauptprogramms am zweiten Veranstaltungstag
ein Grußwort sprechen.
Mitte März dreht sich in der
Veterinärmedizinischen Universität Wien alles um das größte
menschliche Organ, die Haut. "Von besonderem Interesse sind vor allem die
innovativen Therapieverfahren zur Linderung chronischer Hauterkrankungen",
erklärt Professor Dr. Werner Aberer von der Universitätshautklinik Graz,
der gemeinsam mit Professor Dr. Claudia Valenta vom Institut für Pharmazeutische
Technologie und Biopharmazie der Universität Wien die wissenschaftliche Tagungsleitung
inne hat. "Weiterhin spielen aktuelle ökonomische, gesundheitspolitische
und kosmetische Aspekte eine bedeutende Rolle innerhalb des abwechslungsreichen
Tagungsprogramms", ergänzt der GD-Vorsitzende Dr. Joachim Kresken aus
Viersen.
Chronisches Leiden „offene“ Beine
Nicht
heilende Unterschenkelgeschwüre, die so genannten "offenen" Beine,
bilden einen thematischen Schwerpunkt der Tagung. "Rund ein Prozent der Bevölkerung
ist von dem chronischen Leiden betroffen; vor allem bei älteren Frauen tritt
es gehäuft auf", sagt Professor Aberer. Oft sind es Krampfadern, die
zu einem "offenen" Bein führen: Wenn sich das Blut in den Beinen
staut und das Gewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und anderen Nährstoffen
versorgt wird, können Wunden nur schlecht heilen. Neben einer genetischen
Veranlagung gelten Übergewicht und Bewegungsmangel als bedeutende Risikofaktoren.
Mit einer intensivierten Therapie, zu der vor allem Kompressionsverbände
und -strümpfe gehören, gelingt es in den meisten Fällen, solche
Wunden dauerhaft zu schließen. Gute Nachricht gerade für jüngere
Patientinnen: Moderne Kompressionsstrümpfe sind farbig, können sogar
witzig und schrill sein und mit der herkömmlichen Kleidung ideal kombiniert
werden.
Innovative Medikamente
Im Mittelpunkt des Interesses
stehen neue medikamentöse Therapieansätze bei Neurodermitis und Schuppenflechte.
"Mit den so genannten topischen Immunmodulatoren und den Biologicals stehen
seit kurzem innovative, hochwirksame und gleichzeitig sichere Medikamente zur
Verfügung", erklärt Professor Aberer. Daneben werden aktuelle Forschungsergebnisse
zu noch nicht vermarkteten neuen Wirkstoffen, neue Einsatzgebiete für seit
langem bekannte Wirkstoffe, innovative Trägersysteme für Hautarzneimittel
sowie Methoden zur objektiven Wirksamkeitsbeurteilung von Kosmetika vorgestellt
und diskutiert.
Im Blickpunkt: Die dermatologische Rezeptur
Umfangreich beleuchtet - sowohl aus dermatologischer als auch aus pharmazeutischer
Sicht - wird auch die dermatologische Rezeptur. "Darunter versteht man die
Verordnung, Herstellung und Abgabe von Hautarzneimitteln, die in der Apotheke
hergestellt werden", erläutert der GD-Vorsitzende Dr. Kresken, der selbst
eine öffentliche Apotheke betreibt. In verschiedenen Veranstaltungen werden
Gegenwart und Zukunft der dermatologischen Rezeptur in Deutschland, Österreich
und der Schweiz erörtert; wesentlicher Diskussionspunkt ist dabei die Qualitätssicherung.
Dr. Kresken: "Hierfür tragen die einzelnen Ärzte und Apotheker
ebenso Verantwortung wie Kammern, Fachgesellschaften und Berufsverbände sowie
die Hersteller und Lieferanten von Rezepturbestandteilen und Packmitteln."
Hautpatienten
müssen zu viel aus eigener Tasche zahlen
Das viel diskutierte
Thema Gesundheitsökonomie nimmt bereits zum dritten Mal hintereinander breiten
Raum bei einer GD-Jahrestagung ein. Die Gesellschaft beklagt, dass Patienten mit
chronischen Hauterkrankungen über Gebühr von der deutschen Gesundheitsreform
belastet werden und jetzt einen großen Teil der notwendigen Medikamente
aus eigener Tasche zahlen müssen. Während die gesetzlichen Krankenkassen
im Jahr 2004 einen Ausgabenrückgang für Hautarzneimittel von fast 25
Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichneten, stieg die Eigenbelastung eines
Patienten mit einer chronischen Hautkrankheit wie Neurodermitis oder Psoriasis
im gleichen Zeitraum um bis zu mehrere Hundert Euro an. Nach Auffassung der GD
stellt eine derart hohe Zusatzbelastung eine Diskriminierung chronisch hautkranker
Patienten dar, die es durch Schaffung neuer gesetzlicher Regelungen abzubauen
gelte.
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Neurodermitis:
Bessere Behandlungschancen durch topische Immunmodulatoren (PDF-Version)
Neue
kortisonfreie Wirkstoffe stoppen Juckreiz und Hautausschlag frühzeitig
(Wien, 14.03.2005) Zur Behandlung der Neurodermitis galten lange Zeit kortisonhaltige Zubereitungen als Mittel der ersten Wahl. Mit den so genannten topischen Immunmodulatoren Pimecrolimus und Tacrolimus stehen heute jedoch Behandlungsalternativen zur Verfügung, die als nebenwirkungsärmer und besser geeignet für die Langzeittherapie gelten. Anders als Kortisonpräparate sollten sie möglichst schon frühzeitig angewandt werden, um das Auftreten von Ekzemschüben bereits im Ansatz zu stoppen. Dies erklärt Professor Dr. Thomas Luger von der Universitätshautklinik Münster bei der 9. Jahrestagung der GD Gesellschaft für Dermopharmazie, die am 14. und 15. März 2005 in Wien stattfindet und den topischen Immunmodulatoren ein eigenes Symposium widmet.
Als Neurodermitis (auch: atopisches Ekzem oder atopische Dermatitis) wird der juckende Hautausschlag bezeichnet, der für alle Betroffenen zu einer starken körperlichen und psychischen Belastung werden kann. Hierbei ist die Haut extrem trocken, schuppig, gerötet und rissig. Oft bricht die Erkrankung, die auf eine genetische Veranlagung zurückzuführen ist und durch äußere Einflüsse wie Hausstaubmilben, Pollen oder psychischen Stress ausgelöst wird, bereits in den ersten Lebensmonaten aus. Sie ist gekennzeichnet von heftigen Kratzattacken, bei denen sich die Betroffenen die Haut blutig reiben. Neurodermitis tritt in jedem Alter auf: In Deutschland und Österreich leiden etwa fünf Prozent der Bevölkerung daran, etwa die Hälfte der Betroffenen sind Kinder.
Neue Wirkstoffe Pimecrolimus
und Tacrolimus
Eine regelmäßige Hautpflege (Basistherapie)
mit rückfettenden Cremes, Lotionen, Ölbädern oder ähnlichen
Zubereitungen erfüllt einen doppelten Zweck: Zum einen wirkt sie der trockenen
Haut entgegen, zum anderen beugt sie neuen Krankheitsschüben vor. "Kann
das Ekzem jedoch mit alleiniger Basistherapie nicht mehr unterdrückt werden,
sollten auf der ersten medikamentösen Behandlungsstufe die neuen kortisonfreien
Wirkstoffe Pimecrolimus oder Tacrolimus angewandt werden", erläutert
Prof. Luger. Diese neuen Substanzen ermöglichen ein frühzeitiges Eingreifen
in den Entzündungsprozeß und damit eine völlige Umkehr bisheriger
Behandlungsstrategien. Ursprünglich wurde der Behandlungsbeginn meist lange
hinausgezögert und die Therapie dann unmittelbar mit einer kortisonhaltigen
Zubereitung gestartet. Heute werden die so genannten topischen Immunmodulatoren
bereits bei ersten Symptomen angewandt, um das Auftreten von Ekzemschüben
schon im Ansatz zu stoppen und einen chronischen Krankheitsverlauf zu verhindern.
Kortison
nur für wirklich schwere Fälle
"Erst bei weiter fortschreitender
Symptomatik sollten auf der nächsten Stufe örtlich wirksame Kortisonpräparte
angewandt werden", sagt Prof. Luger. "Dies jedoch nur so lange, bis
eine Besserung eintritt und wieder auf eine kortisonfreie Therapie mit Pimecrolimus
oder Tacrolimus gewechselt werden kann." Greift auch diese Behandlung nicht,
stehen auf der letzten Stufe im ganzen Organismus wirksame Kortisonpräparate
oder das Immunsystem unterdrückende Medikamente zur Verfügung. Prof.
Luger: "Mit diesem Stufenkonzept wird es möglich sein, den Gebrauch
von Kortison deutlich zu reduzieren und auf die wirklich schweren Fälle zu
beschränken."
Entzündungsprozess wird schnell gestoppt
Kortisonpräparate führen bei längerer äußerlicher
Anwendung zu einer Schädigung der natürlichen Schutzschicht der Haut
und einer Hautverdünnung (Atrophie). Bei lange andauernder Behandlung kann
Kortison auch die Haut durchdringen und nach Aufnahme in den Kreislauf eventuell
Wachstums- und Entwicklungsstörungen hervorrufen. Die neuen topischen Immunmodulatoren
dagegen sind bis auf ein kurzzeitig auftretendes Brennen nach dem Eincremen gut
verträglich und auch bei langfristiger Anwendung frei von kortisontypischen
Nebenwirkungen. Sie greifen unmittelbar in zelluläre Vorgänge des Immunsystems
der Haut ein und stoppen dadurch den bei Neurodermitis typischen Entzündungsprozess.
Die Wirkung setzt innerhalb weniger Tage ein und führt bei bis zu 90 Prozent
der Patienten zu einer deutlichen Verbesserung der Symptome. Etwa die Hälfte
der Patienten kann mit Pimecrolimus oder Tacrolimus mindestens sechs Monate auf
Kortison verzichten. "In weiteren Studien wird jetzt geprüft, inwieweit
die frühzeitige Therapie mit den neuen Wirkstoffen den langfristigen Krankheitsverlauf
beeinflussen kann. Schon heute lässt sich jedoch eindeutig sagen, dass die
neuen Behandlungsmethoden zu einer nachhaltigen Verbesserung der Lebensqualität
der betroffenen Patienten geführt haben", lautet das Fazit von Prof.
Luger.
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Bei
Schuppenflechte ist erstmals eine Langzeitkontrolle möglich (PDF-Version)
Neue
Medikamente für schwer zu behandelndes chronisches Hautleiden
(Wien, 14.03.2005) Die Schuppenflechte ist eine der
belastendsten und gleichzeitig am schwersten zu behandelnden Hauterkrankungen.
Allein in Deutschland und Österreich leiden weit über zwei Millionen
Menschen an der so genannten Psoriasis. Neue Wirkstoffe, die unmittelbar in den
Entzündungsprozess eingreifen, bringen für viele Patienten Hoffnung,
erklärt Professor Dr. Monika Schäfer-Korting vom Institut für Pharmazie
der Freien Universität Berlin bei der 9. Jahrestagung der GD Gesellschaft
für Dermopharmazie, die am 14. und 15. März 2005 in Wien stattfindet.
"Mit den so genannten Biologicals, von denen jetzt die ersten
Präparate für die Behandlung zugelassen sind, haben wir die Möglichkeit,
die Schuppenflechte bei stark betroffenen Patienten auch über einen langen
Zeitraum unter Kontrolle zu bekommen", sagt Professor Schäfer-Korting.
Bisher werden akute Krankheitsepisoden vor allem mit Kortison oder Medikamenten
behandelt, welche die Zellteilung, vor allem von Zellen des Immunsystems, unterdrücken.
Nach Absetzen dieser Substanzen kommt es häufig zu Rückfällen.
Die neuen Wirkstoffe dagegen sind für eine Behandlung über einen längeren
Zeitraum gedacht.
Neue Medikamente stoppen Entzündungsprozess
Ziel der neuen Medikamente, die ein- bis zweimal wöchentlich vom Patienten
selbst unter die Haut gespritzt werden können, ist es, das überaktive
Immunsystem zu regulieren und den Entzündungsprozess zu stoppen. Die Biologicals
greifen unmittelbar in die Zellkommunikation ein, indem sie bestimmte Immunzellen
(T-Lymphozyten) oder Botenstoffe (Zytokine) blockieren, die am Anfang der Entzündungskaskade
stehen und den Krankheitsprozess vorantreiben. Das Wirkprinzip ist sehr erfolgreich:
Verschiedene Studien belegen, dass die Schuppenflechte bei 30 bis 70 Prozent der
Patienten zu mehr als 75 Prozent abheilt. Als unerwünschte Wirkungen treten
insbesondere nach der erstmaligen Injektion grippeähnliche Beschwerden auf.
Aber auch Infektionen kommen häufiger vor. "Aufgrund der noch unbekannten
Langzeitwirkung werden die Medikamente zunächst allerdings nur den Patienten
verordnet, bei denen herkömmliche Behandlungsmethoden versagen", erläutert
Professor Schäfer-Korting.
Teure, aber kosteneffektive Therapie
Die Kosten der neuen Therapie sind im Vergleich zu anderen Behandlungsmethoden
beachtlich: Für eine Injektion sind je nach Wirkstoff und Packungsgröße
etwa 200 bis 350 Euro aufzubringen. Doch Wirtschaftlichkeit heißt nicht
Kostenminimierung, sondern sorgfältiges Abwägen zwischen den entstehenden
Kosten und dem Nutzen für den Patienten. "Innovative Therapeutika wie
die Biologicals können trotz höherer initialer Kosten durchaus kosteneffektiv
sein, wenn sie zu einer Verbesserung der Lebensqualität des Patienten und
zu verminderten Folgekosten beitragen. Die notwendigen Daten zur exakten Berechnung
des Kosten-Nutzen-Verhältnisses der Biologicals werden in den nächsten
Jahren zu erheben sein", lautet das Fazit von Professor Schäfer-Korting.
Charakteristisch: Beschleunigte Zellneubildung
Die Psoriasis (abgeleitet vom griechischen "psora", Krätze)
ist nach der Neurodermitis die häufigste chronische Hauterkrankung. Die deutsche
Bezeichnung Schuppenflechte bezieht sich auf die typischen scharf begrenzten,
roten Herde, die mit silbrig-weißen Schuppen (Plaques) überzogen sind
und zum Teil stark jucken. Befallen sind bevorzugt Ellenbogen, Knie, Kopfhaut
und Rücken. Die Krankheit tritt in Schüben auf und kann auf Gelenke,
Zehen- oder Fingernägel übergreifen. Charakteristisch ist die beschleunigte
Zellneubildung: Statt in 28 Tagen wandern die in der untersten Epidermis-Schicht
gebildeten Hautzellen innerhalb von drei bis vier Tagen an die Hautoberfläche.
Weil die Zellentwicklung in dieser kurzen Zeit nicht abgeschlossen werden kann,
kommt es zu teils großflächigen Verhornungsstörungen und Schuppenbildungen.
Infektionen und Stress als Auslösefaktoren
Warum dies geschieht, ist bis heute nicht endgültig geklärt. Jedoch
spielt die genetische Veranlagung eine große Rolle, 30 bis 40 Prozent der
Patienten haben nahe Verwandte mit der gleichen Erkrankung. Als Risikofaktoren,
die zum Ausbruch oder zur Verschlechterung beitragen können, gelten bestimmte
Medikamente (etwa gegen Rheuma oder Herzleiden), Infekte (z.B. Halsentzündungen),
klimatische Veränderungen, aber auch persönliche Lebensumstände
wie Stress, emotionale Belastungen oder vermehrter Alkoholkonsum.
Körperlich
beeinträchtigt, psychisch belastet
Heilbar ist die Schuppenflechte
nicht, doch kommt es bei etwa zwei Drittel der Patienten zumindest vorübergehend
zu längeren krankheitsfreien Episoden. Bei jedem zehnten Patienten verschwindet
die Schuppenflechte mit der Zeit sogar vollständig. Bis dahin ist es ein
beschwerlicher Weg, denn neben der körperlichen Beeinträchtigung stellt
die Schuppenflechte eine starke psychische Belastung dar. Einer aktuellen Untersuchung
mit über 5.000 gesunden Teilnehmern zufolge würde die Hälfte der
Befragten einen Psoriasis-Patienten weder küssen, noch mit ihm im selben
Becken schwimmen oder von ihm zubereitetes Essen zu sich nehmen. Und das, obwohl
den meisten Menschen bewusst ist, dass Schuppenflechte nicht ansteckend ist. Professor
Schäfer-Korting: "Viele Patienten fühlen sich stigmatisiert, haben
einen hohen Leidensdruck und damit erhebliche Einbußen der Lebensqualität."
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(Wien, 14.03.2005) Die GD Gesellschaft für Dermopharmazie e.V. feiert in einigen Wochen ihr zehnjähriges Bestehen. Gegründet am 20. Juni 1995 im Deutschen Apothekerhaus in Eschborn, hat die GD es sich zur Aufgabe gemacht, die wissenschaftliche Forschung in allen Bereichen der Dermopharmazie zu fördern, neueste Forschungsergebnisse und Behandlungsmethoden nicht nur den Fachkreisen, sondern auch einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen sowie sich für eine intensive Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Apothekern und anderen auf dem Gebiet der Dermopharmazie tätigen Fachleuten einzusetzen. Inzwischen gehören der Gesellschaft knapp 300 Mitglieder an, darunter fast alle wesentlichen Experten aus dem deutschsprachigen Raum.
Die Dermopharmazie selbst ist ein interdisziplinäres Gebiet an der Schnittstelle zwischen Medizin und Pharmazie. Die GD beschäftigt sich mit Fragen der äußeren und inneren Anwendung von Arzneimitteln, Medizinprodukten, Kosmetika und Nahrungsergänzungsmitteln, die der Vorbeugung und Behandlung von Hauterkrankungen dienen. Im Mittelpunkt ihrer Aktivitäten stehen Bemühungen um ein dermopharmazeutisches Qualitätsmanagement, das sich unter anderem in der Abhaltung von Konsensus-Konferenzen sowie in der Herausgabe von Leitlinien, Richtlinien und anderen Positionspapieren äußert. Bei den Hautarzneimitteln gilt das Interesse sowohl den Fertigarzneimitteln wie auch den in der Apotheke hergestellten dermatologischen Rezepturen.
Umfangreiches Informationsmaterial
für Fachleute und Verbraucher
Die bislang von der GD herausgegebenen
Leitlinien behandeln Dermokosmetika zur Reinigung und Pflege trockener und zu
Akne neigender Haut, Sonnenschutz- und berufliche Hautschutzmittel sowie Mittel
der dermatologischen Rezeptur. Die Papiere beschreiben Mindestanforderungen zur
Qualität dieser Mittel und richten sich an Fachleute, die solche Mittel entwickeln,
herstellen, prüfen, analysieren, vermarkten oder zu ihrer Anwendung beraten.
Außerdem war die GD an der Erarbeitung einer Leitlinie zur aktinischen Keratose
beteiligt – eine Hautveränderung, die als Vorstufe des Plattenepthelkarzinoms,
einer speziellen Form von hellem Hautkrebs, angesehen wird.
Ebenfalls an Fachleute richten sich die zahlreichen bisher herausgegebenen wissenschaftlichen Stellungnahmen der Gesellschaft. Zuletzt wurde im September 2004 die Stellungnahme „Interdisziplinäres Management der Tinea pedis“ veröffentlicht, die Vorschläge zur Eindämmung der Volkskrankheit Fußpilz macht. Für Verbraucher erstellt die GD eigene Ratgeberbroschüren, die bisher zu den Themen „Trockene Haut“ und „Nagelpilz“ zur Verfügung stehen.
Verbreitung neuer Informationen auf Tagungen und über das
Internet
Sämtliche Informationsmaterialien der GD finden sich
unter ihrer zum Dermopharmazie-Portal ausgebauten Internet-Homepage www.gd-online.de
und können von dort kostenlos heruntergeladen werden. Neue wissenschaftliche
Erkenntnisse auf dem Gebiet der Dermopharmazie verbreitet die GD auch über
ihr eigenes dermopharmazeutisches Wissenschaftsjournal „DermoTopics“,
das zweimal im Jahr als Druckwerk und als Online-Version erscheint.
Außerdem
richtet sie Jahrestagungen und wissenschaftliche Symposien aus, bei denen über
aktuelle Trends aus den verschiedensten Bereichen der Dermopharmazie informiert
wird. So fand zum Beispiel im November 2004 in Berlin unter Mitbeteiligung der
Freien Universität und des Bundesinstituts für Risikobewertung ein viel
beachtetes Symposium zum derzeitigen Stand der Entwicklung und behördlichen
Anerkennung von Alternativmethoden zum Tierversuch statt. Für dieses Jahr
sind nach der 9. GD-Jahrestagung in Wien noch eine Festveranstaltung anlässlich
des zehnjährigen Bestehens der Gesellschaft am 2. Juli in Mönchengladbach
sowie ein Symposium zum Thema „Subkutane Kosmetik und ihre Alternativen:
Nutzen und Risiken der Hautaugmentation“ am 17. November in Berlin geplant.
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GD
Pressekonferenz Wien 2005
Foto: GD Gesellschaft für Dermopharmazie
Foto:
GD Gesellschaft für Dermopharmazie
Dr. Joachim Kreken, Viersen, (Mitte)
im Gespräch mit dem
Moderator Dr. Claudius Halik,Wien.
Prof. Dr. med.
Werner Aberer, Graz (rechts).
Foto:
GD Gesellschaft für Dermopharmazie
Von links: Dr. Joachim Kresken
(Viersen),
Prof. Dr. med. Werner. Aberer (Graz),
Prof. Dr. med. Thomas
Luger (Münster),
Prof. Dr. Monika Schäfer-Korting (Berlin).
Foto:
GD Gesellschaft für Dermopharmazie
Prof. Dr. med. Werner Aberer (Graz)
Foto:
GD Gesellschaft für Dermopharmazie
Prof. Dr. med.
Thomas Luger (Münster)
Foto:
GD Gesellschaft für Dermopharmazie
Prof. Dr. Monika Schäfer-Korting (Berlin)
Foto:
GD Gesellschaft für Dermopharmazie
Dr. Joachuim
Kresken, Viersen, (links) und
Prof. Dr. med. Werner Aberer (Graz)
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