GD - Online R. Happle: Lokaltherapie mit DCP
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Lokaltherapie mit Diphenylcyclopropenon (DCP) - Rückblick auf Probleme, Maßnahmen und Empfehlungen bei einer noch nicht etablierten Behandlung

Prof. Dr. med. Rudolf Happle, Dermatologische Klinik, Philipps-Universität Marburg

Diphenylcyclopropenon (Kurzbezeichnung: Diphencyprone, DCP) besitzt keine Zulassung als Arzneistoff, sondern hat den Status eines sensibilisierenden Gefahrstoffs. DCP wird zur topischen Immuntherapie der Alopecia areata, insbesondere der schwerwiegenden Formen einschliesslich Alopecia areata totalis, angewandt. Gegenüber den zahlreichen anderen Behandlungsansätzen, die bei Alopecia areata empfohlen werden, hat die DCP-Therapie den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass sie wirksam ist. Der Anwendung dieser Substanz beim Menschen haben die in Deutschland befragten Ethikkommissionen im allgemeinen zugestimmt unter dem Gesichtspunkt, dass keine andere wirksame und praktisch durchführbare Behandlungsmethode bei Alopecia areata zur Verfügung steht. Während der Wirkungsnachweis nach wissenschaftlichen Standards als erbracht gelten kann, lässt sich die Frage nach dem Sicherheitsprofil der Substanz nach wie vor nicht befriedigend beantworten.

Für das deutsche Gesundheitssystem wünschenswert wäre eine gesetzliche Regelung betreffend verwaiste Medikamente (orphan drugs), denn in diese Gruppe gehört auch DCP. Die Behandlungsmethode ist recht aufwendig und sollte einstweilen solchen Zentren vorbehalten bleiben, in denen eine größere Zahl von Patienten behandelt wird. Dringend raten wir davon ab, mit dieser Behandlung in der dermatologischen Praxis lediglich wegen eines oder zweier Patienten zu beginnen, wenn man sich nicht zuvor in einem Zentrum, in dem zahlreiche Patienten behandelt werden, kundig gemacht hat. Aus formalen arzneimittelrechtlichen Gründen schließen wir Kinder unter zehn Jahren von der Behandlung aus. Das Einhalten dieser Altersgrenze ist insofern eine harte Maßnahme, als uns für jüngere Kinder keine andere wirksame und praktisch anwendbare Behandlungsmethode zur Verfügung steht. Unerwünschte Begleiterscheinungen der topischen Immuntherapie mit DCP sind überschießende Ekzemreaktionen, hämatogene Streuung auf andere Körperstellen sowie in seltenen Fällen eine Hyper- oder Hypopigmentierung, manchmal auch kombiniert als "Dyschromia in confetti". Nach unserer Erfahrung ist diese Pigmentstörung nach Absetzen der Therapie weitgehend reversibel. Das Risiko solcher Pigmentstörungen ist bei Personen mit dunklerem Hauttyp besonders hoch.

Auf dem Gebiet der topischen Immuntherapie der Alopecia areata hat Europa gegenüber den USA einen Vorsprung von mehr als 15 Jahren. Bemerkenswerterweise haben amerikanische Dermatologen auf der diesjährigen Tagung der American Academy of Dermatology jedoch angekündigt, dass die topische Immuntherapie mit DCP nun auch in den USA im Halbseitenversuch auf ihre Wirksamkeit überprüft werden soll. Abschließend sei betont, dass wir bei Verwendung von Quadratsäuredibutylester (SADBE) bei Patienten mit Alopecia areata gleich gute Erfolge haben, wodurch überzeugend illustriert wird, dass es sich bei dem therapeutischen Effekt von DCP nicht etwa um eine pharmakodynamische, sondern vielmehr um eine immunologische Wirkung der verwendeten Substanz handelt.

  

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