Matthias Augustin
Keratinozyten-Transplantation:
Pharmakoökonomische
Aspekte des Tissue Engineering bei Ulcus cruris
Universitäts-Hautklinik Freiburg/Breisgau s
Hintergrund: Chronische Ulcera sind aus sozioökonomischer
Sicht von großer Bedeutung. Insbesondere Ulcera crurum und Decubital-Ulcera
führen in Deutschland zu direkten und indirekten Kosten von jährlich
mehreren Milliarden Mark. Von ebenso großer Bedeutung sind die negativen
Auswirkungen dieser Ulcus-Erkrankungen auf die Lebensqualität der betroffenen
Patienten. Viele der herkömmlichen Behandlungsstrategien chronischer Ulcera
führen nur zu unbefriedigenden Behandlungsverläufen und schnellen
Rezidiven. Aus dermatologischer Sicht von großem Interesse ist daher die
Entwicklung neuer biotechnologischer Behandlungsansätze wie die In-vitro-Kultivierung
und Transplantation von Keratinozyten-Suspensionen autologer oder allogener
Herkunft. Diese Therapieverfahren stellen auch aus pharmakoökonomischer
Sicht interessante Innovationen dar, bei denen allerdings höhere initiale
Kosten mit sekundären zusätzlichen Benefits abgewogen werden müssen.
Fragestellung: Wie ist der wissenschaftliche Kenntnisstand über
Nutzen und Effektivität moderner Tissue Engineering-Verfahren in der Therapie
chronischer Wunden aus pharmakoökonomischer Sicht?
Methoden: Wissenschaftliche Metaanalyse (Literature Review) unter Berücksichtigung
eigener Studiendaten, darauf basierend pharmakoökonomische Modellbildung
für ausgewählte Therapieverfahren des Ulcus cruris venosum.
Ergebnisse: Nur in wenigen Therapiestudien zu chronischen Wunden wurden
qualifizierte pharmakoökonomische Analysen durchgeführt. Das jährliche
Kostenaufkommen für das Ulcus cruris venosum liegt pro Patient bei konservativer
Therapie zwischen 15.000 bis 30.000 Mark Wichtigste Prädiktoren für
eine kostenintensive Behandlung sind die stationären Krankenhaustage sowie
die Personalkosten für die pflegerische Versorgung des Ulcus. Diese variieren
in Abhängigkeit von der Wahl des Ulcus-Dressings.
Je nach Wirksamkeit und Rezidivfreiheit liegen die mittleren jährlichen
direkten Kosten für die verschiedenen Verfahren des modernen Bioengineerings
zwischen 8.000 und 20.000 Mark Unter verschiedenen Wirksamkeitsmodellen ist
die Transplantation kultivierter autologer Keratinozyten gegenüber konservativen
Verfahren dann kosteneffektiver, wenn die Behandlung ambulant durchgeführt
werden kann und die Rezidivfreiheit diejenige der konservativen Behandlung signifikant
übersteigt. Nach eigenen, präliminären Daten an 42 Patienten
ist dies der Fall. Die Literaturdaten hierzu sind uneinheitlich.
Schlußfolgerung: Aufgrund der noch zu geringen Datenlage aus kontrollierten
Studien kann bislang kein "systematic review" zu den pharmakoökonomischen
Effekten des Tissue Engineering bei Ulcus cruris durchgeführt werden. Unter
Zusammentragung von eigenen Studiendaten und ersten Publikationen kann konstatiert
werden, dass die Behandlung des Ulcus cruris mit Keratinozyten-Transplantaten
aus pharmakoökonomischer Sicht unter den derzeitigen Bedingungen des deutschen
Vergütungssystems eine interessante Alternative zur konventionellen Therapie
darstellt.
Dr. med. Matthias Augustin
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