Anton Stütz
Ascomycine:
Eine neue antiinflammatorische Substanzklasse
Novartis Forschungsinstitut Wien
Ascomycin ist ein immunmodulierender macrocyclischer Naturstoff, der erstmals
aus Streptomyces hygroscopicus var. ascomyceticus isoliert wurde. Ascomycin
bindet an Macrophilin-12, inhibiert Calcineurin und hemmt die Aktivierung von
T-Zellen sowie die Synthese und Freisetzung von inflammatorischen Cytokinen.
Am Novartis Forschungsinstitut Wien wurde erstmals die topische antiinflammatorische
Wirksamkeit dieser und anderer Macrophilin-Liganden in Modellen der allergischen
Kontaktdermatitis gefunden. Mehr als 400 Derivate der strukturell hochkomplexen
Ascomycin-Macrolactame wurden synthetisiert, biologisch charakterisiert und
Struktur-Wirkungs-Beziehungen unterzogen. SDZ-ASM-981 wurde als Entwicklungssubstanz
ausgewählt, weil sie hautspezifisches pharmakologisches Wirkungsprofil
aufweist: Sie ist in vivo sowohl nach topischer als auch nach oraler Gabe in
Hautentzündungsmodellen hochwirksam, zeigt aber im Gegensatz zu Cyclosporin
A oder FK 506 nur ein geringes Potential in Modellen der systemischen Immunsuppression.
In Multizenterstudien an Patienten mit atopischer Dermatitis wurde bewiesen,
dass SDZ-ASM-981-Creme hochwirksam und außerordentlich gut verträglich
ist, ohne die Nebenwirkungen der Kortikosteroide wie z.B. Hautatrophie. Selbst
bei einer Behandlung von bis zu 90% der Körperoberfläche der Patienten
oder von Kleinkindern ab drei Monaten konnten keine oder nur sehr niedrige Blutspiegel
gemessen werden. Die Ergebnisse der Studien an mehr als 2000 Patienten bestätigen,
daß SDZ-ASM-981-Creme zur Langzeitbehandlung bei Kindern und Erwachsenen
geeignet ist und therapeutische Vorteile gegenüber Standardbehandlungen
besitzt. Die klinische Wirksamkeit wurde auch an Patienten mit allergischer
Kontaktdermatitis und chronischer Handdermatitis nachgewiesen.
SDZ-ASM-981 wurde oral erstmals an Patienten mit mittelschwerer bis schwerer
chronischer Plaque-Psoriasis getestet. Dabei wurde im Verlauf der vierwöchigen
Studie bei einer Dosierung von 40 und 60 mg/Tag eine beeindruckende klinische
Verbesserung [PASI-Reduktion 60% (40 mg) und 75% (60 mg)] erzielt, ohne dass
Nebenwirkungen beobachtet wurden. Diese Resultate legen nahe, dass das in Tiermodellen
etablierte hautspezifische pharmakologische Profil auf den Menschen übertragbar
ist und dass SDZ ASM 981 ein vielversprechendes antiinflammatorisches Potential
auch zur oralen Behandlung entzündlicher Hauterkrankungen wie Psoriasis
und atopischer Dermatitis besitzt. Zur Zeit wird orales SDZ ASM 981 in Phase
II in Multizenterstudien geprüft.
Literatur
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