Apothekerin Rosemarie Eifler-Bollen
*
Apothekerin Michaela Tünnermann **
* Pharmazeutisches Laboratorium des
Neuen Rezeptur-Formulariums (NRF), Eschborn
** Apotheke am Ponzelar, Krefeld
Rezepturen zum Anfassen:
Vermeidung von Inkompatibilitäten und standardisierte Rezepturen
Unverträglichkeiten (Inkompatibilitäten) zwischen
zwei oder mehreren Rezepturbestandteilen eines Dermatikums können
vielfältige Ursachen haben. Häufig sind durch Salzbildung bedingte
Schwerlöslichkeit, Wirkungsverlust, chemische oder physikalische
Instabilität die Ursache. Viele Unverträglichkeitsreaktionen
sind bereits während oder nach der Herstellung zu erkennen, wie beispielsweise
an Fällungen und Konsistenzveränderungen, an Verfärbungen
oder im Brechen der Emulsion. Im Gegensatz dazu gibt es Unverträglichkeiten,
die bei visueller Prüfung nicht ohne weiteres zu erkennen sind, wie
beispielsweise die Beeinträchtigung pH-abhängiger Wirkungen
von Arznei- und Hilfsstoffen. Diese werden auch als "larvierte Inkompatibilität"
bezeichnet. Die Vermeidung entsprechender Unverträglichkeiten setzt
in jedem Fall die sichere Kenntnis der Einzelbestandteile voraus. Diesbezüglich
unproblematisch sind standardisierte Rezepturen.
So muss bei der Ausoleeignete alternative Grundlage vorschlagen. Die Auswahl
muss in Abhängigkeit
- vom Hauttyp des Patienten (Seborrhoiker, Sebostatiker, empfindliche
Haut),
- der Akuität der Erkrankung,
- der Lokalisation,
- bekannter Allergien,
- der Kompatibilität mit Rezepturbestandteilen ausgewählt
werden.
Durch die Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker lässt sich die Rezeptur
verbessern, sicherer und einfacher machen.
- Unverträglichkeit auf Grund von Kation-Anion-Wechselwirkung
Insbesondere führen Wechselwirkungen anionischer Emulgatoren
in Dermatika-Grundlagen durch Salzbildung bei einer Reihe größerer
Kation-Arzneistoffe zur Inaktivierung des Arzneistoffes und/oder zur
Inaktivierung des Emulgators und damit zum Brechen der Emulsion.
- Unverträglichkeit auf Grund unterschiedlicher pH-Stabilitäts-
und Wirkoptima
pH-Verschiebungen durch stark saure oder stark basische Arznei- und
Hilfsstoffe vermindern möglicherweise Löslichkeit und Wirkung.
Die Kombination von Clotrimazol und Salicylsäure ist wegen der
Haltbarkeit des Clotrimazol in stärker saurem Milieu möglicherweise
problematisch. Dies gilt auch für Chloramphenicol und sicherlich
für Erythromycin. Von Zinkoxid-haltigen Dermatika ist bekannt,
dass sie die Wirkung anderer Arzneistoffe beeinträchtigen. Zinkoxid
hat wegen des neutralen bzw. schwach basischen pH-Wertes einen destabilisierenden
Effekt auf hydrolyseempfindliche und auf oxidationsempfindliche Arzneistoffe
(zum Beispiel manche Glucocortikosteroide und Dithranol).
- Unverträglichkeit durch unterschiedlichen Emulsionstyp
Beim Mischen dermatologischer Fertigarzneimittel mit offizinellen Grundlagen
muss beachtet werden, dass nur die Mischung gleicher Emulsionstypen
einigermaßen sicher physikalisch stabil bleibt. Die Kombination
von O/W- mit W/O-Systemen führt häufig zum Brechen der W/O-Emulsion.
- Unverträglichkeit mit grenzflächenaktiven Arznei- und
Hilfsstoffen
Grenzflächenaktive Stoffe stören durch Mischmizellbildung
mit den Emulgatoren der Grundlage das Emulsionssystem. Polidocanol 600
gehört unter anderem zu diesen galenischen Problemarzneistoffen:
als Grundlage verwendete W/O-Cremes brechen in der Regel, hydrophile
Cremes können sich verflüssigen.
Apothekerin
Rosemarie Eifler-Bollen
Foto: Gesellschaft für Dermopharmazie
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Apothekerin
Michaela Tünnermann
Foto: Gesellschaft für Dermopharmazie
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