Prof. Dr. med. Thomas Luger
Systemische Immunsuppressiva in der Dermatologie
Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten der Westfälischen Wilhelms-Universität, Münster
Neue Erkenntnisse zur Pathogenese von immunvermittelten dermatologischen
Krankheiten haben beträchtliche Fortschritte in der Entwicklung therapeutischer
Strategien ermöglicht. Demzufolge stehen uns heute bereits mehrere neuartige
systemische sowie lokale immunmodulatorische Therapien zur Verfügung bzw.
sind in der klinischen Erprobung. Zu den systemischen Medikamenten, die für
den dermatologischen Gebrauch entwickelt wurden, gehören z. B. die Fumarsäure,
Mycophenolat Mofetil, Leflunomide, Sirolimus, Pimecrolimus u. a. Die Ergebnisse
erster klinischer Studien mit Pimecrolimus für die Behandlung der Psoriasis
und atopischen Dermatitis waren beachtlich und brachten bislang keine Erkenntnisse
über ernsthafte Nebenwirkungen, wie z. B. Nephrotoxizität oder Hepatoxizität,
die oftmals den Einsatz von Immunsuppressiva einschränken. Spezielle systemische
immunmodulatorische Strategien setzen Zytokine (IL-4, IL-10, IL-11, …),
humanisierte Antikörper (Dacalizumab, Infliximab, Adalimumab, Efalizumab
…), Fusionsproteine (Enebrel, Alefacept, Denileukin, …) oder die
erst kürzlich entwickelten „Zytokinfallen“ (cytokine traps)
ein. Diese Ansätze bezwecken im wesentlichen die Funktion der Antigen-präsentierenden
Zellen, die T-Zellen-Aktivierung, die Leukozytenadhäsion oder die Zytokin-
und die Chemokin-Produktion zu beeinträchtigen. Einige dieser Moleküle
haben sich bereits als sehr effektiv bei der Behandlung von entzündlichen
Hauterkrankungen (Psoriasis) oder Tumoren (kutanes T-Zellen-Lymphom) erwiesen.
Gemäß erster klinischer Studien können Impfstrategien auf der
Basis von mit Tumorantigenen gepulsten autologen dendritischen Zellen eine wirkungsvolle
Methode darstellen, Melanome zu behandeln. Der Wert verschiedener DNA-basierter
Vakzinen wird derzeit in klinischen Studien untersucht. Diese ersten Erfahrungen
mit Hilfe von biologischen Substanzen, modifizierten Zellen und DNA-Vakzinen
werden entscheidend dazu beitragen, die Mechanismen zu definieren, denen eine
Schlüsselrolle in der Pathogenese entzündlicher und neoplastischer
Erkrankungen zukommt. Dadurch wird in Zukunft die Entwicklung neuer und verbesserter
anti-entzündlicher und immuntherapeutischer Optionen ermöglicht.
![]() Foto: GD Gesellschaft für Dermopharmazie |