Prof.
Dr. Gregor Cevc
Einsatz
selbstregulierender Träger in der Dermatologie
IDEA AG, München
Die Hauptbarriere der Haut, das Stratum corneum, ist durch weitgehend kristalline
Lipidlamellen, die an die Plasmamembranen gekoppelt sind, versiegelt. Die gesunde
Haut durchdringen folglich vorwiegend kleine und hydrophobe Substanzen (Molmasse
< 300 Da), die durch Defekte in der interzellulären Lipidmatrix diffundieren
können;
die 0.4 nm engen hydrophilen Passagen durch das Stratum corneum spielen praktisch
keine Rolle (1), außer bei der transepidermalen Verdunstung von Wasser
(Molmasse 18 Da; Durchmesser 0.3 nm).
Gängige dermatologische Formulierungen optimieren folglich den Arzneimitteltransport
in die Haut auf dem Wege der Maximierung der Diffusion durch das Stratum corneum
(1): am besten erhöht man die Wirkstoffkonzentration auf der Haut und/oder
fördert die Löslichkeit und Diffusion des Wirkstoffs in der Lipidmatrix
in der Hornschicht der Haut. Diverse Löslichkeits- und Permeationsverstärker
sowie eine (Semi-)Okklusion der Haut werden dafür verwendet. Eine interessante
Ausnahme bilden die oberflächlich hydrophilen ultradeformierbaren Wirkstoffträger.
Diese überwinden die Hautbarriere durch reversible Erweiterung der interzellulären
Kontakte in der Haut (2), begleitet durch die Verformung der sehr elastischen
Träger selbst (3,4). Die resultierenden, transient geöffneten, hydrophilen
interzellulären Passagen sind im Durchschnitt schätzungsweise etwa
30 nm breit und können auch sehr großen, ausreichend deformierten
Wirkstoffträgern (Durchmesser >100 nm) den Durchgang durch das Stratum
corneum gewähren. Das lässt sich in Modellsystemen überzeugend
testen und belegen (4).
Eine früher übersehene Antriebskraft für den Transport von großen
hydrophilen Gebilden durch die Haut ist das Wasserkonzentrationsgefälle
über das Stratum corneum (5), das effiziente Wirkstoffverabreichung in
die Haut auch ohne Okklusion erlaubt Die Verteilung geeigneter, stark hydrophiler
und verformbarer Wirkstoffträger in der lebenden Haut ist folglich durch
die lokal aufgetragene Trägermenge und nicht durch die Träger- oder
Wirkstoff-Konzentration geregelt (1,5). Das erlaubt kontrollierte, z.T. selbstregulierende
Verabreichung kleiner (1) (chemischer) und großer (3) (makromolekularer)
Wirkstoffe mittels ultradeformierbarer Träger in und durch die Haut.
Der Einsatz von hochdeformierbaren, selbstregulierenden Wirkstoffträgern
(Transfersom®; eine Schutzmarke von IDEA AG) zur gezielten Behandlung der
Haut und der subkutanen Gewebe wird für mehrere etablierte Arzneimittel
beispielhaft dargestellt (6,7,8).
Literatur:
(1) Cevc, G., Exp. Opinion Invest. Drugs 6 , 1887-1937, 1997
(2) Schätzlein, A., Cevc, G., Br. J. Dermatol. 138, 583-592, 1998
(3) Cevc, G. et al. Biochim. Biophys. Acta 1368, 201-215, 1998
(4) Cevc, G. et al. Biochim. Biophys. Acta 1564, 21-30, 2002
(5) Cevc, G., Gebauer, D., Biophys. J. 84, 1010-1024, 2003
(6) Fesq, H. et al. Arch. Dermatol. Res. 291,130, 1999
(7) Cevc, G., Blume, G., Biochim. Biophys. Acta 1514, 191-205, 2001
(8) Fesq, H. et al. Br. J. Dermatol. im Druck, 2003
Foto: GD Gesellschaft für Dermopharmazie |