GD - Online M. Augustin: Aktuelle pharmakoökonomische Aspekte
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Prof. Dr. med. Matthias Augustin

Aktuelle pharmakoökonomische Aspekte zur Therapie des Ulcus cruris – ein Überblick


Klinik für Dermatologie und Venerologie, Universitäts-Klinik Hamburg-Eppendorf

Hintergrund: Das Ulcus cruris ist eine häufige und sozioökonomisch bedeutende Erkrankung. Durch den chronischen Verlauf und das komplexe Krankheitsbild kann die Wahl der geeigneten Therapie erheblichen Einfluss auf die Therapiekosten sowie den Therapieerfolg als Nutzengröße haben.

Zielsetzung: Überblick über den Erkenntnisstand zu den Kosten-Nutzen-Relationen in der Therapie des Ulcus cruris.

Methoden: Systematische Literaturrecherche nach den international anerkannten Kriterien der Cochrane Collaboration. Auf der Kostenseite wurde auf Studien fokussiert, in denen die Bereiche Krankheitskosten oder Kosten-Nutzen-Analysen untersucht wurden. Auf der Nutzenseite wurden dabei die folgenden Nutzengrößen auf ihre Evidenz geprüft: a) Klinische Nutzenkriterien (unter anderem Ulkusheilung, Schmerzreduktion), b) Lebensqualität und Patientenzufriedenheit, c) Kosteneffekte. Neben den einzelnen Therapieformen des Ulcus cruris wurden auch Versorgungsmodelle der Patienten mit chronischen Wunden überprüft, insbesondere die Evidenz des Nutzens und der Effektivität von Wundzentren und sektorenübergreifenden Versorgungsansätzen.

Ergebnisse: Eine systematische Bewertung und Metaanalyse von Outcomes für defi-nierte Therapieformen des Ulcus cruris wurde in n=19 systematischen Reviews gemäß den Kriterien der Cochrane Collaboration durchgeführt, leitlinienartige Hinweise fanden sich in n=177 Arbeiten. Nur in wenigen systematischen Arbeiten wurden zweifelsfreie Aussagen zur Evidenz der Therapieverfahren getroffen. Zu den am besten gesicherten Therapieformen zählt die Kompressionstherapie des Ulcus cruris venosum, für die sich aus der Metaanalyse eine eindeutige Überlegenheit gegenüber der Nicht-Therapie findet.

Unter Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten belegt ist beim Ulcus cruris venosum die Be-handlung mit modernen Wundtherapeutika im Sinne der feuchten Wundbehandlung, welche der Therapie mit anderen Verbandstoffen überlegen ist.

Aus einzelnen Studien können die folgenden Hypothesen gewonnen werden:

- Beim unkomplizierten Ulcus cruris ist die ambulante Behandlung in qualifizierten Wundzentren der stationären Behandlung wirtschaftlich überlegen.

- Eine qualifizierte, frühzeitige Therapie des Ulcus cruris ist wirtschaftlicher als eine prolongierte Behandlung durch nicht spezialisierte Ärzte.

- Initial höhere Kosten durch innovative Wundtherapeutika können bei verkürztem Behandlungsverlauf mit einer insgesamt wirtschaftlicheren Behandlung verbunden sein.

- Ein wesentlicher Kostenfaktor ist die Patienten-Compliance. Bei fehlender Akzeptanz und schlechtem Tragekomfort werden vermeintlich kostengünstige Wundsysteme unwirtschaftlich. Prädiktoren einer hohen Akzeptanz sind zum Beispiel Kompressionssysteme, die therapeutisch ausreichende Arbeitsdrücke bei zugleich niedrigem Ruhedruck bieten, ferner Wundverbände mit geringem Schmerzausmaß beim Verbandswechsel.

- Der Einsatz wiederverwendbarer Kompressionssysteme hat in der Regel ökonomische Vorteile gegenüber Einwegsystemen (single use systems).

- Für die Versorgung chronischer Wunden, insbesondere des Ulcus cruris venosum, gilt grundsätzlich, dass die Wundversorgung in Zentren mit qualifizierter ärztlicher und pflegerischer Versorgung effektiver und wirtschaftlicher ist.

- Zur ökonomischen Bilanz trägt nicht nur die Dauer bis zur Abheilung bei, sondern ganz wesentlich auch die rezidivfreie Zeit. Versorgungsansätze, die über die akute Behandlung hinaus ein Langzeitmanagement der Patienten beinhalten, gewährleisten einen medizinisch wie ökonomisch günstigeren Gesamtverlauf.

Fazit: In der Versorgung des Ulcus cruris finden sich erhebliche wirtschaftliche Spielräume. Eine qualitätsgesicherte, frühe und konsequente Therapie unter Berücksichtigung der Kosten- und Nutzenseite erhöht die Wirtschaftlichkeit der Versorgung dieser chronisch kranken Patienten.

Prof. Dr. med. Matthias Augustin



Fotos: GD Gesellschaft für Dermopharmazie

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