Prof. Dr. med. Matthias
Augustin
Klinische und
pharmakoökonomische Erfahrungen mit Biologicals in der Therapie der Psoriasis
Klinik für Dermatologie und Venerologie, Universitäts-Klinik Hamburg-Eppendorf
Die Psoriasis vulgaris gehört in den westlichen Ländern
mit einer Prävalenz von 1 - 4 % zu den häufigsten Hautkrankheiten.
Während die leichteren Formen der Psoriasis meist mit topischer Therapie
und UV-Licht ausreichend behandelbar sind, bedürfen mittelschwere und schwere
Formen oftmals der systemischen immunsuppressiven Therapie und der PUVA-Behandlung,
teils auch der stationären multimodalen Therapie.
Die Behandlung der Psoriasis hat durch die Einführung der so genannten
Biologicals in den letzten Jahren eine wichtige Erweiterung erfahren. Diese
Präparate greifen in äußerst selektiver Weise in die Pathogenese
der Psoriasis ein und modulieren die T-Zell-vermittelten Immunreaktionen der
Haut. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt stellen die Biologicals Therapeutika
der Wahl für so genannte „High-need-Patienten“ mit mittelschwerer
bis schwerer Plaque-Psoriasis dar. Sie sind zulassungsgemäß dann
indiziert, wenn die bisherigen Therapiemaßnahmen mit den herkömmlichen
Systemtherapeutika und PUVA nicht ausreichend angesprochen haben oder wegen
Nebenwirkungen beziehungsweise Kontraindikationen nicht eingesetzt werden können.
Nach klinischer Erfahrung zeigt sich schon wenige Monate nach
Markteinführung in Deutschland, dass durch den Einsatz der Biologicals
vielen Patienten geholfen werden kann, die die herkömmlichen Systemtherapeutika
nicht oder nur unter Inkaufnahme schwerer Nebenwirkungen anwenden konnten. Bei
sachgerechter Anwendung haben sich die Biologicals als sehr gut verträglich
und vergleichsweise nebenwirkungsarm erwiesen. Die aus klinischen Studien bekannte
Response von ca. 30 % - 70 % (PASI 75-Reduktion) findet sich auch in der klinischen
Anwendung wieder. Auch Non-Responder auf die Immunsuppressiva sprechen nach
eigenen Erfahrungen zum Teil gut auf Biologics an.
Angesichts der im Vergleich zur herkömmlichen Therapie deutlich höheren
Arzneimittelkosten ist zu diskutieren, welches Segment der Patienten mit Plaque-Psoriasis
zukünftig behandelt werden kann. Schon jetzt lassen sich hierzu folgende
Thesen formulieren:
1. Die direkten und indirekten Kosten der Psoriasis sind vergleichsweise hoch. Sie betreffen nicht nur die Kostenerstatter, sondern auch in erheblichem Maße die Volkswirtschaft und die Patienten selbst.
2. Insbesondere die mittelschweren und schweren Formen der Psoriasis gehen mit erheblichen Einbußen an Lebensqualität und ausgeprägten Krankheitsbelastungen einher.
3. Der hohe Leidensdruck rechtfertigt die qualifizierte konsequente Therapie dieser Erkrankung durch geeignete ambulante und gegebenenfalls stationäre Maßnahmen.
4. Die Wirtschaftlichkeit der gewählten Therapieformen ist auch in der Psoriasisbehandlung stets zu beachten. Wirtschaftlichkeit heißt jedoch nicht "Kostenminimierung", sondern eine verantwortungsbewusste Abwägung zwischen den entstehenden Kosten und dem Nutzen, der allein bei Rückgewinnung einer hohen Lebensqualität schon beträchtlich ist.
5. Diese Verbesserung der Lebensqualität und die Minderung des Leidensdruckes stellen erhebliche Nutzwerte dar, die in einer ökonomischen Gesamtbetrachtung ausdrücklich zu würdigen sind.
6. Innovative Therapeutika, darunter auch die „biologics“, können trotz höherer initialer Kosten durchaus kosteneffektiv sein, da sie günstige Wirksamkeits- und Nebenwirkungsprofile aufweisen, dadurch zur verbesserten Lebensqualität und zu verminderten Folgekosten beitragen. Die notwendigen Daten zur exakten Berechnung der Kosten-Nutzwert-Ratio werden in den nächsten Jahren zu erheben sein.
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