| |
GD Veranstaltungen 1999 - 3. Jahrestagung in Berlin Programm der Jahrestagung 1999
in Berlin nach oben
Referenten
und Moderatoren der Jahrestagung Dr. med.
Matthias Augustin, Hautklinik der Albert-Ludwigs-Universität,
Hauptstraße 7, D-79104 Freiburg. Dr. Martin Behne,
Department of Veterans Affairs, Medical Center, Dermatology Service (190),
4150 Clement Street, San Francisco, CA 94121, USA. Professor Dr.
Hans-Hubert Borchert, Institut für Pharmazie, Mathemath.-Naturwiss.
Fakultät 1, Humboldt-Universität, Goethestraße 54, D-13086 Berlin.
Priv.-Doz. Dr. med. Wolfgang Gehring, Hautklinik, Städtisches
Klinikum, Moltkestraße 120, D-76133 Karlsruhe. Dr. Joachim Gottfreund,
Sebapharma GmbH & Co., Abt. Forschung und Entwicklung, Binger Straße 80,
D-56154 Boppard-Bad Salzig. Dr. Gerd Kindl, Post-Apotheke,
Neue Poststraße 7, D-85598 Baldham. Dr. Burkhard Kleuser,
Institut für Pharmazie II, Freie Universität Berlin, Königin-Luise-Str. 2+4,
D-14195 Berlin. Professor Dr. med. Axel Kramer, Institut
für Hygiene und Umweltmedizin, Medizinische Fakultät, Ernst-Moritz-Arndt-Universität,
Hainstraße 26, D-17487 Greifswald. Professor Dr. Bernhard C.
Lippold, Institut für Pharmazeutische Technologie der Heinrich-Heine-Universität,
Universitätsstraße 1, D-40225 Düsseldorf. Dr. med. Eva-Maria
Meigel, Hautarztpraxis, Rödingsmarkt 1, D-20459 Hamburg. Professor
Dr. med. Roland Niedner, Klinik für Dermatologie, Klinikum Ernst
von Bergmann, Charlottenstraße 72, D-14476 Potsdam. Leonhard
Raunecker, Kranich-Apotheke, Königsberger Straße 4, D-97318 Kitzingen.
Dr. med. Frank Rippke, Beiersdorf AG, Unnastraße 48, D-20245 Hamburg.
Dr. Andreas Schrader, Beratungslabor GbR, Max-Planck-Straße 6,
D-37603 Holzminden. Professor Dr. med. Wolfram Sterry, Klinik
für Dermatologie, Universitätsklinikum Charité, Schumannstraße 20/21, D-10117 Berlin.
Priv.-Doz. Dr. Christian Surber, Institut für Spital-Pharmazie,
Kantonsspital Basel, Spitalstraße 26, CH-4031 Basel. Ulrike
Trier, Institut für Pharmazie II, Freie Universität Berlin, Königin-Luise-Str. 2+4,
D-14195 Berlin. Professor Dr. Gotthard Wurm, Institut für
Pharmazie I, Freie Universität Berlin, Königin-Luise-Str. 2+4, D-14195 Berlin.
Professor Dr. Wolfgang Wiegrebe, Institut für Pharmazie der Universität
Regensburg, Universitätsstraße 1, D-93053 Regensburg. Dr. med. Walter
Wigger-Alberti, Klinik für Hautkrankheiten, Hautphysiologisches
Labor, Klinikum der Friedrich-Schiller-Universtität, Postfach, D-07740 Jena.
Priv.-Doz. Dr. med. Hans Wolff, Dermatologische Klinik und Poliklinik,
Ludwig-Maximilians-Universität München, Frauenlobstraße 9-11, D-80337 München.
nach oben
Tagungsort:
Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz
und Veterinärmedizin (BgVV), Diedersdorfer Weg 1, D-12277 Berlin (Marienfelde).
Tagungsgebühr:
Die Tagungsgebühr betrug für Mitglieder der GD
DM 108,-, für Nichtmitglieder DM 128,-. Organisation:
Leitung der Tagung Prof. Dr. Monika Schäfer-Korting
nach oben
Abstracts 3. Jahrestagung der Gesellschaft
für Dermopharmazie, 9. Juni 1999, Berlin
nach oben
Die Stellung der Dermopharmazie in der dermatologischen
Wissenschaft und Praxis Prof. Dr. med. Wolfram Sterry Generalsekretär
der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, Klinik für Dermatologie, Universitätsklinikum
Charite´, Berlin Dermatologie und Pharmazie haben vielfältigste Berührungspunkte;
die wesentlichsten sind sicherlich die dermatologische Rezeptur, die Behandlung
von Hauterkrankungen mit Hilfe topischer Präparate sowie kosmetische Maßnahmen
zur Gesunderhaltung der Haut und zur Verbesserung ihres ästhetischen Eindrucks.
Daraus bietet sich zwingend eine enge Kooperation an, sowohl im beruflichen Alltag
zwischen niedergelassenen Dermatologen und den umgebenden Apotheken, zwischen
der Klinikapotheke und der Hautklinik, aber auch im wissenschaftlichen Bereich
bei der Erforschung von Dermatosen und somit auch der Freilegung therapeutischer
Optionen. Nicht alle Berührungsfelder zwischen dem Dermatologen und dem
Pharmazeuten sind spannungsfrei. Besonders eindrücklich belegt dies die intensive
Diskussion um dermatologische Rezepturen, ganz besonders auch über die Qualitätssicherung
in diesem Bereich. Die Bochumer Studie belegt sehr eindrucksvoll, daß zwar die
meisten dermatologischen Rezepturen solide formuliert sind, jedoch auch bei einem
nicht zu kleinen Prozentsatz unsinnige Kombinationen, der Stabilität abträgliche
Zusammenstellungen oder wissenschaftlich nicht begründete Polypragmasie durchaus
anzutreffen ist. Naturgemäß sind auch Kostenaspekte bei der Herstellung dermatologischer
Rezepturen mit zu berücksichtigen, wobei in diese Diskussion Dermatologen, Pharmazeuten
sowie die pharmazeutische Industrie jeweils unterschiedliche Argumente einzubringen
haben. Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft hält an ihrer Strategie fest,
Maßnahmen zur Qualitätssicherung auch im Bereich der dermatologischen Rezeptur
voranzutreiben und darüber hinaus der dermatologischen Rezeptur ihren Stellenwert
insbesondere dort zuzuweisen, wo keine Fertigpräparate zur Verfügung stehen. Der
Dermatopharmazie kommt in der wissenschaftlichen Dermatologie ein großer Stellenwert
zu, der leider jedoch nur von wenigen Arbeitsgruppen wahrgenommen wird. Dennoch
zeigen wesentliche therapeutische Neuerungen, die ihre Entstehung dermatopharmazeutischen
Untersuchungen verdanken, wie wichtig dieses Gebiet ist. Eine stimulierende und
fördernde Rolle in diesem Bereich kommt daher speziell der Gesellschaft für Dermopharmazie
zu, deren Engagement von der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft ausdrücklich
begrüßt wird. nach oben Sphingolipide
als neue Antipsoriatika Dr. Burkhard Kleuser Institut
für Pharmazie II, Freie Universität Berlin Sphingolipid-Spaltprodukte
wie Ceramide, Sphingosin und Sphingosin-1-phosphat stellen eine neue Klasse von
bioaktiven Molekülen dar, die bei der Regulation der Proliferation, der Differenzierung
sowie der Apoptose eine zentrale Rolle spielen [7, 8]. Ausgehend von dem Phospholipid
Sphingomyelin, einem Bestandteil biologischer Membranen, kann es nach Aktivierung
einer neutralen oder sauren Sphingomyelinase unter Abspaltung des Phosphocholinrestes
zur Bildung von Ceramid kommen. Die Verwendung von zellpermeablen Ceramid-Analoga
hat gezeigt, daß ein erhöhter intrazellulärer Ceramid-Spiegel mit einer Inhibierung
der Zellproliferation in einer Vielzahl von Zellen einhergeht und an der Induktion
des Programmierten Zelltodes beteiligt ist [2, 4]. Interessanterweise
besitzt ein weiteres Folgeprodukt des Sphingomyelins, nämlich Sphingosin-1-phosphat
(SPP), dem Ceramid zum Teil entgegengesetzte Wirkungen. So vermittelt Sphingosin-1-phosphat
proliferierende Eigenschaften in Swiss 3T3- oder Ratten-Fibroblasten [6]. Weiterhin
beeinflußt SPP auch den apoptotischen Prozeß, im Gegensatz zu Ceramiden besitzt
SPP jedoch einen ausgesprochen protektiven Effekt bei der Zytokin- bzw. Ceramid-induzierten
Apoptose [1 ]. Der aktive Metabolit von Vitamin D3 1alpha,25-Dihydroxyvitamin
D3 (1alpha,25-(OH)2D3), war der erste Agonist, für den gezeigt
werden konnte, daß er in HL-60-Zellen eine neutrale Sphingomyelinase aktiviert
und so einen intrazellulären Anstieg von Ceramiden induziert [5]. Die antiproliferierende
Eigenschaft von 11alpha,25-(OH)2D3 steht somit mit der Ceramid-Bildung
im Einklang. Interessanterweise induziert 1alpha,25-(OH)2D3, trotz der Bildung
von Ceramiden, nicht den Programmierten Zelltod, vielmehr besitzt 1alpha,25-(OH)2D3
eine ausgeprägte antiapoptotische Wirkung. Diese protektive Eigenschaft von 1alpha,25-(OH)2D3
läßt sich auf die Bildung von SPP zurückführen [3]. Die Wirksamkeit von
11alpha,25-(OH)2D3 bzw. seinem Analogon Calcipotriol ist
auch bei der Therapie der Psoriasis vulgaris ausreichend belegt. Es war daher
von Interesse, den Einfluß von 1alpha,25-(OH)2D3 auf den
Sphingolipidmetabolismus in Keratinozyten näher zu charakterisieren. Dabei zeigte
sich, daß 1alpha,25-(OH)2D3 sowohl den Ceramid- als auch
den SPP-Gehalt in den Epithelialzellen beeinflußt. Deshalb wurden zellpermeable
Ceramid-Analoga sowie SPP hinsichtlich ihrer Effekte auf die Proliferation, Apoptose
und Differenzierung in Keratinozyten untersucht. Ein völlig unerwartetes Ergebnis
war die Inhibierung der Zellproliferation durch SPP, da bisher nur mitogene Effekte
bei dieser Verbindung bekannt sind. Durchflußzytometrische Untersuchungen zur
Apoptose und Zytotoxizität belegten, daß die Inhibierung des Zellwachstums durch
SPP in Keratinozyten, im Gegensatz zu Ceramiden, nicht mit einer Induktion der
Apoptose verknüpft oder auf zytotoxische Wirkungen zurückzuführen ist. Vielmehr
wird auch die Differenzierung der Keratinozyten signifikant gefördert. Diese Ergebnisse
belegen, daß SPP eine zentrale Rolle bei den durch 1alpha,25-(OH)2D3
vermittelten Wirkungen besitzt und somit eine neuartige Verbindung zur Verfügung
steht, die optimale Eigenschaften zur Behandlung von hyperproliferierenden Hautkrankheiten
wie der Psoriasis vulgaris aufweist. Literatur:
[1] Cuvillier, 0., Pirianov, G., Kleuser, B., Vanek, P.
G., Coso, 0. A., Gutkind, S. & Spiegel, S. (1996). Suppression of ceramide-mediated
programmed cell death by sphingosine-1 -phosphate. Nature 381 (6585), 800-3 |
[2] Hannun, Y. A. (1996). Functions of ceramide in coordinating
cellular responses to stress. Science 274 (5294), 1855-9 | [3]
Kleuser, B., Cuvillier, 0. & Spiegel, S. (1998). lAlpha,25-dihydroxyvitamin
D3 inhibits programmed cell death in HL-60 cells by activation of sphingosine
kinase. Cancer Res 58 (9), 1817-24 | [4] Kolesnick,
R. N. & Kronke, M. (1998). Regulation of ceramide production and apoptosis.
Annu Rev Physiol 60, 643-65 | [5] Okazaki, T., Bell,
R. M. & Hannun, Y. A. (1989). Sphingomyelin turnover induced by vitamin D3
in HL-60 cells. Role in cell differentiation. J Biol Chem 264 (32), 19076-80 |
[6] Olivera, A. & Spiegel, S. (1993). Sphingosine-1
-phosphate as second messenger in cell proliferation induced by PDGF and FCS mitogens.
Nature 365 (6446), 557-60 | [7] Spiegel, S., Cuvillier,
0., Edsall, L. C., Kohama, T., Menzeleev, R., Olah, Z., Olivera, A., Pirianov,
G., Thomas, D. M., Tu, Z., Van Brocklyn, J. R. & Wang, F. (1998). Sphingosine-1
-phosphate in cell growth and cell death. Ann N Y Acad Sci 845, 11-8 |
[8] Spiegel, S. & Merrill, A. H., Jr. (1996). Sphingolipid
metabolism and cell growth regulation. Faseb J 10 (12), 13 88-97 |
nach oben Beeinflussung
der Psoriasis durch aktive Sauerstoffspezies Prof. Dr. Gotthard
Wurm
Institut für Pharmazie I, Freie Universität Berlin Da die
Psoriasis eine multifaktorielle Erkrankung der Haut ist, berücksichtigen die therapeutischen
Ansätze und Verfahren die verschiedensten für die Pathophysiologie bisher als
wesentlich erkannten Mechanismen. Zu den Agentien, die in die Biochemie
der pathologischen Mechanismen eingreifen, sind auch die reaktiven Sauerstoffspezies
(ROS) zu zählen: Das Superoxidradikal (02o- ), Wasserstoffperoxid
(H202) und das Hydroxylradikal (HOo). ROS führen
zu oxidativer Schädigung der DNA (Desoxyriboseabbau, Basenschädigung, Strangbrüche),
von Enzymen (der Entzündungsprozesse und Zellproliferation) und Zellmembranen
(Lipidperoxidation) und besitzen dadurch unspezifische antipsoriatische Effekte.
ROS sind aber auch an der Aktivierung von Transkriptionsfaktoren beteiligt, z.B.
wird die Genregulation für NF-kBüber sie vermittelt. So lösen ROS auch proinflammatorische
Prozesse aus und sind Apoptose Signale, diese Effekte werden durch Antioxidantien
gehemmt. Für das klassische topische Antipsoriatikum Dithranol (1,8-Dihydroxy-9(10H)anthracenon,
Cignolin) konnte die Bildung von O2o- und HOo
nachgewiesen werden [1], denen ein wesentlicher Anteil an der antipsoriatischen
Aktivität aber auch in der nachteiligen inflammatorischen Wirkung zugeordnet wird.
Eine Entwicklungsstrategie bestand deshalb darin, die Dithranolstruktur durch
Verbesserung der Relation antipsoriatischer zu proinflammatorischer Aktivität
zu optimieren [2]. Dies gelang durch gezielte Reduktion der ROS-Generierung. Es
gelang so, die inflammatorische Aktivität des Dithranols zu minimieren und gleichzeitig
potentere 5- und 12-Lipoxygenase(LOX) Inhibitoren zu generieren, denen in der
Pathophysiologie der Psoriasis eine bedeutende Rolle zugemessen wird.
In der eigenen Arbeitsgruppe wurden auf der Basis von Arylnaphthochinonstrukturen
zwei analoge Strategien verfolgt: 1. Die Entwicklung potenter 5-LOX-Inhibitoren
mit variabler antioxidativer Potenz 2. Die Kombination von 5-LOX-Hemmung und
zelldifferenzierender Aktivität in einem Wirkstoffmodell Literatur:
[l] K. Müller, Biochem. Pharmacol., 1997, 53, 1215-122 |
[2] K. Müller, J. Med. Chem. 1993, 36, 4099-4107 |
nach oben Charakterisierung
der Wechselwirkungen von Liposomen mit der Haut durch Elektronenspinresonanzspektroskopie
und -tomographie Prof. Dr. Hans-Hubert Borchert Institut
für Pharmazie, Humboldt-Universität Berlin1) Arzneiträgersysteme
lassen sich mittels paramagnetischer Reportermoleküle kontinuierlich und zerstörungsfrei
mit Hilfe der Elektronenspinresonanz (ESR) in vitro und in vivo charakterisieren.
Verwendet werden meist stabile Nitroxylradikale, die in verschiedenen Strukturvarianten
und mit unterschiedlichen physikochemischen Eigenschaften verfügbar sind. Diese
können als geeignete Modellsubstanzen mit physikalischen Verfahren in den Träger
eingearbeitet werden (Spinsonden) oder kovalent an die zu untersuchenden Moleküle
gebunden werden (Spinlabel, Spinmarker; besonders geeignet für Makromoleküle).
Die ESR-Spektren der Reportermoleküle liefern neben der Signalintensität und damit
der Radikalkonzentration Informationen über die Mikroviskosität und Mikropolarität
sowie mit speziellen Spinsonden über den pH-Wert der Sondenumgebung.
Mit Hilfe der S-Band-ESR-Spektroskopie gelingt eine kontinuierliche Erfassung
der Signalintensität von Spinsonden in der Haut und von Daten zu ihrer molekularen
Umgebung. Damit ist auch eine Differenzierung zwischen in Liposomen inkorporierten
und freigesetzten Sonden möglich und können Aussagen über die Integrität der Liposomen
gemacht werden. Mit der X-Band-ESR-Tomographie lassen sich die Penetrationsgeschwindigkeit
von Spinsonden und deren räumliche Verteilung in der Haut erfassen. In
Liposomen inkorporierte Spinsonden zeigen an Humanhaut in vitro gegenüber in Puffer
gelösten Sonden eine deutlich erhöhte Penetrationsgeschwindigkeit. Der Effekt
ist quantitativ mit der Enhancerwirkung von DMSO vergleichbar. Die liposomal inkorpierte
Sonde liegt auch in tieferen Bereichen des Stratum corneum noch partiell mobil
vor. Auch Mischungen von Spinsonde, Liposomengrundlage und Puffer zeigen eine
erhöhte Penetrationsgeschwindigkeit. Untersuchungen zur Reduktionskinetik
der Spinsonde in der Haut zeigen im Fall der in Liposomen inkorporierten Sonde
eine verzögerte Reduktion. 1) unter Mitarbeit von C.
Kroll, W. Herrmann, K. Mäder und R Stößer*, Institut für Pharmazie und *Institut
für Chemie, Humboldt-Universität Berlin nach
oben Glukokortikoide und Signaltransduktion
Ulrike Trier Institut für Pharmazie II, Freie Universität
Berlin Glucocorticoide besitzen einen hohen Stellenwert in der Therapie
entzündlicher Hauterkrankungen. Beispielhaft seien das atopische Ekzem und die
Psoriasis vulgaris genannt. Ein rascher Wirkungseintritt und die effektive Unterdrückung
von Entzündungssymptomen und immunologischen Prozessen zeichnen sie aus. Allerdings
geht die längerfristige Anwendung mit lokalen und teilweise auch systemischen
unerwünschten Arzneimittelwirkungen einher. Der antiproliferative Effekt führt
zu einer Atrophie des perivaskulären Bindegewebes bis hin zu einer irreversiblen
Degeneration elastischer Fasern. Inzwischen sind die Wirkungsmechanismen
der Glucocorticoide gut untersucht. Sie diffundieren aufgrund ihrer unpolaren
Struktur durch die Zellmernbran und binden dort an spezifische Rezeptoren. Die
Interaktion zwischen Rezeptor und Ligand führt zu einer Aktivierung des Rezeptors,
der in den Zellkern wandert und dort an spezifische Bindungsregionen der DNA (Glucocorticoidrezeptor-Response-Elemente;
GRE) bindet. In dieser Form wirkt der aktivierte Rezeptor als Transkriptionsfaktor,
der Einfluß auf Initiation und Suppression der Transkription nimmt. Glucocorticoid-Rezeptoren
gehören zur Superfamilie der Steroidrezeptoren, in inaktivern Zustand liegt der
Rezeptor als Heterohexamer, assoziiert an Hitzeschockproteine, vor. Nach Bindung
eines Liganden dissoziieren zwei Hitzeschockprotiene ab und induzieren so eine
Dimerisierung zweier Rezeptorproteine. Eine Transaktivierung der DNA ist nur durch
derartige Glucocorticoid-Rezeptordimere möglich. Die entzündungshemmende
Wirkung der Glucocorticoide erklärt sich einerseits durch die verstärkte Synthese
von entzündungsinhibierenden Proteinen wie Lipocortin oder lnterleukin-1R. Andererseits
ist die verminderte Aktivierung entzündungsrelevanter Gene (für verschiedene Interleukine,
TNF-(alpha, Cyclooxigenase usw.) von großer Bedeutung. Ein wesentlicher
proinflammatorischer Transkriptionsfaktor ist der Nukleare Faktor Kappa B (NF-Kappa
B). Dieser aktiviert bzw. erhöht die Genexpression wichtiger entzündungsfördernder
Zytokine. Ein zentraler Mechanismus der Glucocorticoide stellt die Inaktivierung
des NF-Kappa B dar. So kommt es nach Aktivierung des Glucocorticoidrezeptor zu
einer verstärkten Expression des inhibitorischen Proteins IKBCi, welches das NF-Kappa
B sowie sein Vorläufermolekül im Zytoplasma bindet. Diverse Stimuli wie ionisierende
Strahlung, TNF-alpha und IL-1alpha aktivieren NF-Kappa B, induzieren die Phosphorylierung
und eine nachfolgende Dissoziation des I Kappa B alpha/NF-Kappa B-Komplexes. Dieser
Mechanismus führt zur Translokation und spezifischen DNA-Bindung von NF-Kappa
B. Aufgrund der zentralen Bedeutung von NF-Kappa B bei der Wirkung der
Glucocorticoide wurde eine neue Methode zur Bestimmung der NF-Kappa B-DNA-Interaktion
entwickelt. Dabei wurde erstmals die Fluoreszenz-Korrelations-Spektroskopie angewendet.
Voraussetzung für diese Technologie ist jedoch eine Fluoreszenzmarkierung einer
der zu untersuchenden Komponenten. Aus diesem Grund wurde ein rekombinantes Protein
bestehend aus NF-Kappa B und dem Grün Fluoreszierenden Protein konstruiert und
exprimiert. Dieses neue chimere Molekül bietet ideale Eigenschaften zur Messung
von Interaktionen zwischen Transkriptionsfaktor und DNA. Der Nachweis biologischer
Aktivität konnte durch Detektion sequenzspezifischer DNA-Bindung des Fusionsproteins
erbracht werden. nach oben Objektive
Bewertung der Beeinflussung der Haut durch Topika und Kosmetika
Dr. med. Walter Wigger-Alberti Klinikum für Hautkrankheiten, Friedrich-Schiller-Universität,
Jena Unter Gesichtspunkten des technologischen Fortschritts, regulatorischer
Auflagen und der Nachfrage durch den Verbraucher ist die Pharma- und Kosmetikindustrie
gefordert, immer wieder neue Präparate zu entwickeln und auf dem Markt zu etablieren.
Für die Zulassung dermatologischer Externa als Medikamente ist der Nachweis von
Wirksamkeit und Sicherheit nach dem Arzneimittelgesetz gefordert. Für Kosmetika
mußte bis vor kurzem lediglich deren Verträglichkeit nachgewiesen werden. Durch
die neuen Erfordernisse eines Wirksamkeits- und Sicherheitsnachweises für Kosmetika
gewinnen nichtinvasive biophysikalische Meßmethoden zunehmend an Bedeutung.
Neben der Bestimmung des transepidermalen Wasserverlustes und der Messung
der Hautfeuchtigkeit, des Oberflächenfettes, des pH-Werts und der Elastizität
kommen der Erfassung des Oberflächenreliefs, der Farbe und der Hautdurchblutung
große Bedeutung zu. Mit diesen Methoden können u.a. die hautfeuchtigkeitsfördernden,
glättenden und straffenden Wirkungen von Topika sowie der Grad der Irritation
durch Externa evaluiert werden. Die Vielzahl der nichtinvasiven Verfahren beleuchten
somit unterschiedliche Aspekte des Hautfunktionszustandes und dessen Änderung
unter einmaliger oder kumulativer Applikation von Topika. Wesentliche Voraussetzungen
bei der Durchführung der vorgestellten Methoden sind einerseits die Anwendung
der Meßgeräte durch geschultes und erfahrenes Personal und andererseits die Gewährleistung
standardisierter Meßbedingungen, wie sie günstigerweise in eigens für hautphysiologische
Messungen eingerichteten, klimatisierten Meßräumen gegeben sind. nach
oben Symptom "trockene Haut"
- Bedeutung und Wirkweise von Dermokosmetika Prof. Dr. med.
Wolfgang Gehring Hautklinik, Städtisches Klinikum Karlsruhe Von
einem sinnvollen Einsatz von Dermokosmetika bei trockener Haut erwartet man neben
einer Verbesserung der reduzierten Hornschichtfeuchtigkeit und dem Aufbau einer
Schutzbarriere gegenüber irritativen Schädigungen, die zu weiterer Austrocknung
der Haut führen würden, einen stabilisierenden Einfluß auf die gestörte epidermale
Barrierefunktion. Jegliche Verwendung von Emulsionen bringt eine Verbesserung
der Hydratation des Stratum corneum mit sich. Dabei ist es von untergeordneter
Bedeutung, welches Emulsionssystem verwendet wird. Ausschlaggebend ist der Gehalt
an Wasser. Ist in einer W/O- und einer O/W-Emulsion ein identischer Wassergehalt
enthalten, verbessert sich die Hornschichtfeuchtigkeit in vergleichbarer Weise.
Aber nur durch die Verwendung eines W/O-Systemes ist der Aufbau einer Diffusionsbarriere
gegenüber hydrophilen Reizstoffen zu erwarten. Aus diesem Grund bieten sich derartige
Emulsionen bei trockener empfindlicher Haut an, um den desikkierenden Einfluß
von Waschaktivsubstanzen zu minimieren. Der hydratisierende Einfluß von
Emulsionen läßt sich sowohl durch Urea als auch durch Glycerin verbessern. Bei
eigenen Untersuchungen mit Glycerin und Urea in einer O/W-Emusion konnten wir
zeigen, daß die Erhöhung des Ureagehaltes von 5 auf 10 % keinen weiteren Vorteil
mit sich bringt. Hingegen erhöht sich der Grad der Hydratation bei einer Anhebung
der Glycerinkonzentration von 5 auf 10 %. Besonders günstig stellt sich im Hinblick
auf die Hydratation die Kombination von 5 % Urea und 5 % Glycerin dar.
Durch Glycerin und Urea in einer O/W-Emulsion wird nicht nur die Hydratation der
Hornschicht verbessert, sondern auch die Schutzwirkung gegenüber Waschlösungen.
So kann durch Urea oder Glycerin in einer O/W-Emulsion bei hervorragender kosmetischer
Akzeptanz eine ebenbürtige Schutzbarriere aufgebaut werden, wie dies bei einer
W/O-Emulsion der Fall ist. Auch im Hinblick auf den protektiven Effekt ist die
Kombination von 5 % Urea und 5 % Glycerin günstig. Stabilisierende und
reparative Einflüsse auf die gestörte epidermale Barrierefunktion sind zu erwarten,
wenn Dermokosmetika - möglichst in Kombination - essentielle Fettsäuren, Cholesterol
oder Ceramide enthalten. Den Nutzen von topisch appliziertem Nachtkerzensamenöl
bei der atopischen Dermatitis konnten wir experimentell belegen. nach
oben Bedeutung des pH-Wertes für die epidermale
Barriere Dr. Martin Behne Department of Veterans Affairs,
Medical Center, Dermatology Service, San Francisco/USA Die Bildung der
kutanen Permeabilitätsbarriere erfordert die Sekretion von Lipiden und hydrolytischen
Enzymen aus Lamellarkörpern und die folgende, post-sekretorische Verarbeitung
dieser polaren Lipide zu ihren nichtpolaren Produkten. Während die Lamellarkörpersekretion
durch Veränderungen der extrazellulären Ionenkonzentrationen reguliert wird [1,
2], scheint die Lipidverarbeitung durch eine Gruppe von hydrolytischen Enzymen
vermittelt, welche strukturelle Transformationen in den Zwischenräumen des Stratum
corneum (SC) erzeugen [3, 4] und so zur Bildung einer kompetenten Barriere führen
[3, 5, 6]. Bis heute konnte für drei lipidverarbeitende Enzyme gezeigt werden,
daß sie notwendig sind für derartige Membrantransformationen: ß-Glucocerebrosidase
(ß-GlcCe'ase)[7, 8], eine bisher nicht charakterisierte sekretorische Phospholipase
A2 [3, 9] und Sphingomyelinase [10]. Während das pH-Optimum für die sekretorische
Phospholipase A2 Isoform des SC nicht bekannt ist, zeigen epidermale ß-GlcCer'ase
[7, 11, 12] und Sphingomyelinase [10] unterschiedliche, saure pH-Optima. Verschiedene
andere in der Epidermis vorhandene Enzyme sind bekanntermaßen pH-abhängig [ 13,
14], aber entweder wurde ihre Bedeutung für die Barrierefunktion oder ihre pH-Abhängigkeit
innerhalb der Epidermis nicht untersucht. Die epidermale Oberfläche ist
seit mehr als einem Jahrhundert als sauer bekannt [1517, 23], während die Bedeutung
des sauren pH im SC für die Barriere Homöostase nahegelegt wird durch: a) Die
Verschlechterung der Barrierefunktion einhergehend mit Alkalisierung der Haut
[18], b) die Exazerbation von experimentell induzierter Kontaktdermatitis bei
alkalischem pH [19] und c) die Vergesellschaftung eines alkalischen Haut-pH mit
Windeldermatitis [20]. Da diese Beobachtungen nahelegen, daß der pH des SC die
Barrierehomöostase beeinflußt, haben wir untersucht, ob zur Erholung der Barriere
nach einer akuten Schädigung die Azidifizierung des SC erforderlich ist. Die Erholung
der Permeabilitätsbarriere, gemessen durch Veränderungen im transepidermalen Wasserverlust
(TEWL), die Ultrastruktur der Membranen des SC, dargestellt durch Rutheniumtetroxid
(RUO4)-Postfixation, sowie die ß-GlcCer'ase-Aktivität, gemessen durch in situ
Zymographie, erlaubten im Vergleich von saurem und neutralem pH die Beantwortung
dieser Frage. Die Barriereerholung verlief normal, wenn Azeton-behandelte Haut
sauren Pufferlösungen ausgesetzt wurde. Dagegen war der Beginn der Barriereerholung
der so behandelten Haut bei neutralem oder alkalischem PH verzögert, jeweils unabhängig
von der Pufferzusammensetzung. Eine zusätzliche Verzögerung der Barriereerholung
trat auf, wenn den Puffern Ca2+ - und K+ zugesetzt
wurde. Darüberhinaus erschien diese PHabhängige Veränderung der Barriereerholung
unabhängig von der Ca2+ oder K+-kontrollierten
Lamellarkörpersekretion, da deren Bildung und Sekretion bei pH 5,5 und 7,4 normal
vonstatten ging. Im Gegensatz dazu führt pH 7,4 (nicht aber pH 5,5) zur Persistenz
von immaturen extrazellulären lamellären Membranstrukturen und zu einer deutlichen
Abnahme der in situ Aktivität von ß-GlcCer'ase. Diese Ergebnisse legen erstens
nahe, daß ein saurer extrazellulärer pH für den Beginn der Barriereerholung notwendig
ist, und zweitens, daß die Verzögerung der Barriereerholung durch die Verhinderung
der postsekretorischen Lipidverarbeitung stattfindet. Sowohl die Präsenz
des epidermalen pH-Gradienten [21] als auch die Bedeutung für die Lipid-Verarbeitung
[20] sind erst kürzlich bestätigt worden. Wir untersuchen derzeit mögliche Mechanismen,
durch die der epidermale pH-Gradient aktiv aufgebaut werden kann. Literaturhinweise:
[1]
Lee S.H. et al., Calcium and potassium are important regulators of barrier homeostasis
in murine epidermis. J. Clin. Invest. 89: 530-8, 1992 | [2]
Lee, S.H. et al., A role for ions in barrier recovery after acute perturbation.
J. Invest Dermaol. 102: 976-9, 1994 | [3]
Elias, P.M. and G.K. Menon, Structural and lipid biochemical correlates of the
epidermal permeability barrier. Adv. in Lipid Res. 24: 1-26, 1991 |
[4] Elias, P.M., et al., Membrane structural alterations
in murine stratum corneum: relationship to the localization of polar lipids and
phospholipases. J. of Invest. Dermatol. 91:3-10, 1988 | [5]
Hou, S.Y. et al., Membrane structures in normal and essential fatty acid-deficient
stratum corneum: characterization by ruthenium tetroxisde staining and x-ray diffraction.
J. Invest. Dermatol., 96: 215-23, 1991 | [6] Menon,
G.K., K.R. Feingold und P.M. Elias, Lamellar body secretory response to barrier
disruption. J. of Invest. Dermatol. 98:279-89,1992 | [7]
Holleran, W.M. et al., Processing of epidermal glucosylceramies is required
for optimal mammalian cutaneous permeability barrier function. J. Clin. Invest.
91:1656-64, 1993 | [8] Holleran, W.M. et al., Consequences
of beta-glucocerebrosidase deficiency in epidermis. Ultrastructure and permeability
barrier alterations in Gaucher disease. J. Clin. Invest. 93:1756-64, 1994 |
[9] Mao-Qiang, M., et al., Secretory phospholipase A2 activity
is required for permeability barrier homeostasis. J. Invest. Dermatol. 106:57-63,
1996 | [10] Menon, G.K., S. Grayson und P.M. Elias,
Cytochemical and biochemical localization of lipase and sphingomyelinase activity
in mammalian epidermis. J. Invest. Dermatol. 86:591-7, 1986 | [11
] Holleran, W.M. et al., ß-Glucocerebrosidase activity in murine epidermis: characterization
and localization in relation to differentiation. J. Lipid Res. 33: 1201-9, 1992 |
[12] Wertz, P.W. und D.T. Downing, ß-Glucosidase
activity in porcine epidermis. Biochim. Biophys. Acta. 101: 115-9, 1989 |
[13] Freinkel, RX und Y. Shen, The origin of free fatty
acids in sebum. II. Assay of the lipases of the cutaneous bacteria and effects
of pH. J. Invest. Dermatol. 53: 422-7, 1969 | [14]
Törmä, H. und A. Vahlquist, Vitamin A esterification in human epidermis: a relation
to keratinocyte differentiation. J. Invest. Dermatol. 94:132-8, 1990 |
[15] Heuss, E., Die Reaktion des Schweisses beim gesunden
Menschen. Monatsschr. Prakt. Dermatol. 14: 343, 1892 | [16]
Zlotogorski, A., Distribution of skin surface pH on the forehead and cheek of
adults. Arch. Dermatol. Res. 279:398-401, 1987 | [17]
Dikstein, S. und A. Zlotogorski, Measurement of skin pH. Acta Derm.-Venerol. (Suppl.)
185: 18-20, 1994 | [18] Thune, P. et
al., The water barrier function of the skin in relation to the water content of
stratum corneum, pH and skin lipids. The effect of alkaline soap and syndet on
dry skin in elderly, non-atopic patients. Acta Derm. Venereol. 68-277-83, 1988 |
[191 Wilhelm, K.P. und H.I. Maibach, Factors
predisposing to cutaneous irritation. Dermatologic Clinics 8:17-22, 1990 |
[20] Berg, R.W., M.C. Milligan und F.C. Sarbaugh,
Association of skin wetness and pH with diaper dermatitis. Pediatric Dermatol.
11: 18-20, 1994 | [21] Turner, N.G.,
Cullander, C. und Guy, R.H.: Determination of the pH gradient across the stratum
corneum. J. Invest. Dermatol. Symp. Proc., 3, 110-113, 1998 | [22]
Mao-Qiang. M. et al., Extracellular processing of phospholipids is required for
permeability barrier homeostasis. J. Lipid Res. 36: 1925-35, 1995 |
[23] Öhman, H. und A. Vahlquist, In vivo studies concerning a
pH gradient in human Stratum comeum and upper epidermis. Acta Derm. Venereol.
74: 375-9, 1994 | nach
oben Parameter in der Entwicklung von
Hautpflegelotionen Dr. Joachim Gottfreund Sebapharma
GmbH & Co., Boppard1) Bei der Entwicklung von Hautpflegelotionen
müssen prinzipiell zwei Parameter berücksichtigt werden:
1. Der kosmetische Aspekt 2. Der dermatologische Nutzen
Bei Arzneimitteln stellt die kosmetische Akzeptanz eines Produktes kein Entwicklungsziel
dar, doch gewinnt dieser Punkt große Bedeutung bei der Entwicklung von Produkten,
die für eine medizinische Hautpflege bei einem pH-Wert von 5,5 eingesetzt werden
sollen. Im kosmetischen Markt haben die dermatologischen Gesichtpunkte eher untergeordnete
Priorität; hier entscheidet das kosmetische Erscheinungsbild. Berücksichtigt
man die beabsichtigte dermatologische Wirkung, so entscheidet sich bereits der
Emulsionstyp des Produktes. Dieser muß mit den gewählten Wirkstoffen harmonisieren,
da die Penetration in die Haut u. U. abhängig ist vom Emulsionstyp. Emulsionstyp
und Pflegestoff müssen auf den galenischen Aufbau abgestimmt sein, d.h. die eingesetzten
Öle und Emulgatoren sollten mit den Pflegestoffen korrespondieren. Hierbei sind
besondere galenische Randbedingungen zu berücksichtigen, wenn gleichzeitig bei
dem pH-Wert 5,5 formuliert wird. Dieser pH-Wert hat nach ersten Untersuchungen
eine positive Wirkung auf die Haut. 1) unter Mitarbeit
von Dipl. Ing. (FH) Thomas Meyer nach
oben Evaluierung eines hamamelisdestillathaltigen
Dermokosmetikums mittels UV-Erythem-Test Dr. med. Frank Rippke
Beiersdorf AG, Hamburg Obwohl Hamamelis virginiana seit langem
für die traditionelle Behandlung von Hauterkrankungen verwendet wird, gibt es
nur wenige kontrollierte klinische Studien, die das Ausmaß der antiinflammatorischen
Wirksamkeit untersucht haben. Daher wurde die entzündungshemmende Wirkung einer
After-Sun-Lotion mit 10 % Hamamelisdestillat, dem Vehikel und einer früheren After-Sun-Formulierung
an 30 gesunden Freiwilligen mittels eines modifizierten UVB-Erythem-Tests als
Entzündungsmodell geprüft. Vier UVB-Dosen im Bereich von 1-2 MED wurden
bei jedem Teilnehmer auf dem Rücken appliziert und im Anschluß an die Bestrahlung
über 48 Stunden okklusiv behandelt. Zur Bewertung des Erythems auf den behandelten
und einem unbehandelten, bestrahlten Kontrollareal wurden nach 7, 24 und 48 Stunden
die Chromametrie und die visuelle Bewertung herangezogen. Die Unterdrückung des
Erythems erstreckte sich auf dem Hamamelis-Feld zwischen 20 % nach 7 Stunden und
bis zu 27 % nach 48 Stunden. Eine Unterdrückung von 11 % - 15 % wurde auf den
mit den anderen Lotionen behandelten Feldern festgestellt. Es bestanden signifikante
Unterschiede zwischen der Hamamelis-Lotion und den anderen beiden Lotionen.
Diese Daten erbringen den Beleg für eine entzündungshemmende Wirksamkeit
der After-Sun-Lotion mit 10 % Hamamelis und die Eignung des UVB-Erythem-Tests
mit multiplen UV-Dosen für die Testung nicht steroidaler antiinflammatorischer
Wirkstoffe. Speziell die Abmilderung der Symptome eines leichten Sonnenbrandes
ist eine geeignete Indikation der geprüften Hamamelis-Lotion, auch die Intervallbehandlung
des atopischen Ekzems und speziell im Anschluß an die Therapie mit potenten Kortikosteroiden,
kommt als Indikation in Frage. nach
oben Neue therapeutische Möglichkeiten bei
androgenetischer Alopezie Priv.-Doz. Dr. med. Hans Wolff Dermatologische
Klinik und Poliklinik, Ludwig-Maximilians-Universität München Die androgenetische
Alopezie (AGA) des Mannes wird durch genetische Faktoren prädisponiert. Das genetische
Programm der AGA (fortschreitende Miniaturisierung der Haarfollikel) realisiert
sich jedoch nur in Anwesenheit von Androgenen. Bei Männern ist hierbei Dihydrotestosteron
(DHT) entscheidend. DHT wird im Haarfollikel durch das Enzym 5alpha-Reduktase
aus seiner Vorstufe Testosteron metabolisiert. In einer an 64 Kliniken durchgeführten
Multicenter-Studie an über 1500 Männern mit AGA wurde geprüft, ob der 5alpha -Reduktase
Typ II-Hemmer Finasterid in der Lage ist, die AGA des Mannes zu stoppen.
Nach 12 Monaten hatten die Finasterid-Probanden im Mittel 86 Haare mehr in einem
Inch2 -Testareal, die Plazebo-Probanden hatten 21 Haare weniger. Der
Unterschied betrug 107 Haare im Testareal. Nach 24 Monaten betrug der Unterschied
138 Haare im Testareal, da die Plazebo-Probanden inzwischen dort 37 Haare weniger
als zu Beginn der Studie aufwiesen, während die Finasterid-Probanden ihre erhöhte
Haardichte behielten. Wichtiger als die Haarzahl ist für die Probenden
jedoch das Erscheinungsbild. Nach 12 Monaten wurden von einer Bewertungskommission
ohne Kenntnis der jeweiligen Therapie 48 % der Finasterid-Probanden als gebessert
eingestuft, davon 18 % als deutlich; in der Plazebo-Gruppe wurden nur 7 % gebessert
gesehen, davon 0 % deutlich. Nach 24 Monaten wurden 66 % der Finasterid-Probanden
als gebessert eingestuft, davon 36 % als deutlich; in der Plazebogruppe blieb
es bei 7 % gebesserten Probanden, davon 0 % deutlich. Nebenwirkungen traten in
der Finasteridgruppe nicht signifikant häufiger auf als in der Plazebogruppe,
auch nicht hinsichtlich Potenz und Libido. Literatur:
[1 ] Kaufman KD et al., J Am Acad Dermatol 1998, 36:578-89 |
[2] Wolff H und Kunte C, Hautarzt 1998, 49 (11): im Druck |
nach oben Vergleich
der Wirksamkeit von Mahonia-Extrakt und Dithranol bei Psoriasis vulgaris in einer
kontrollierten Studie Dr. med. Matthias Augustin Hautklinik
der Albert Ludwigs Universität, Freiburg Fragestellungen: 1) überprüfung
der Wirksamkeit einer Salbenpräparation von Mahonia aquifolium bei Psoriasis vulgaris
im Vergleich zur herkömmlichen Therapie mit Dithranol, 2) Prüfung der Effekte
von Mahonia-Extrakten auf humane Keratinozytenkulturen (HNK) in vitro.
Studiendesign: ad 1) Pospektiv-randomisierte, kontrollierte Studie im Halbseitenvergleich.
In konsekutiver Reihenfolge wurden 60 Patienten mit gesicherter Psoriasis vulgaris
eingeschlossen. 49 der Patienten wurden über sechs Wochen, 42 Patienten über 12
Wochen beobachtet. Therapie: ad 1) Nach randomisierter Zuordnung wurden
zwei symmetrische Körperareale jeweils mit Mahonia aquifoliurn-Salbe bzw. mit
Dithranol-Salbe behandelt. Hauptzielkriterium: Differenz der Psoriasis-Scores
(PASI) im Vergleich vor Therapie versus sechs Wochen nach Therapiebeginn. Nebenzielkriterien:
Immunhistochemische Darstellung von Proliferations- und Aktivierungsmarkern in
läsionaler Haut. Ergebnisse: ad 1) Bei beiden Prüfmedikationen fand sich
ein Rückgang des PASI-Scores im Verlaufe von vier, sechs und zwölf Wochen. Beim
einseitigen 95 %-Konvidenz-Intervall fand sich nach sechs Wochen keine Äquivalenz
von Mahonia zu Dithranol (gefordert war ein maximal 10 % geringerer Rückgang),
nach 12 Wochen waren keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Prüftherapien
zu finden. Die Verträglichkeit von Mahonia aquifolium-Salbe gegenüber Dithranol
wurde insgesamt besser bewertet. Die klinischen Effekte wurden mit den immunhistochemischen
Markern (mAb gegen ICAM-1, HLA-DR, Kollagen 6 und 13, Ki-67) bestätigt. ad 2)
In vitro fand sich keine inhibitorische Aktivität von Mahonia-Extrakten auf die
Vitalität und Proliferation von HNK sowie auf die Stimulation von co-kultivierten
T-Zellen. Schlußfolgerung: Die Daten deuten darauf hin, daß Mahonia aquifolium-Salbe
in der vorliegenden Art eine klinisch nachweisbare, jedoch dem Dithranol nicht
äquivalente Wirkung aufweist. Für leichte bis mittelschwere Form der Plaque-Psoriasis
erscheint sie geeignet. Die in vitro-Daten lassen vermuten, daß nicht Keratinozyten,
sondern T-Zellen eine Response auf Mahonia-Extrakt zeigen. nach
oben Nutzen-Risiko-Bewertung neuer
Haut- und Schleimhautantiseptika Prof. Dr. med. Axel Kramer
Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Medizinische Fakultät, Greifswald
Auf Grund der Verfügbarkeit lokaler Antiinfektiva mit hoher therapeutischer
Breite gewinnt die Antiseptik in allen klinischen Fachdisziplinen zunehmend an
Bedeutung, und es werden fortlaufend neue Indikationen begründet. Da die Abgrenzung
einerseits von der Desinfektion, andererseits von der Anwendung systemischer Antiinfektiva
Voraussetzung für die indikationsgerechte Antiseptik ist, wird die moderne Terminologie
am Beispiel des Fachgebietes der Dermatologie an den Beginn gestellt.
Antiseptik (griech.: anti = gegen und sepsis = Fäulnis) bedeutet die Abtötung,
Inaktivierung, Entfernung oder Wachstumshemmung von Mikroorganismen auf der Körperoberfläche
zur Prophylaxe oder Therapie einer Infektion bzw. Kolonisation mit lokal wirksamen
Antiinfektiva, den Antiseptika. Im einzelnen umfaßt sie die Anwendung dieser Substanzen
am Ausgangsort bzw. an der Eintrittspforte einer möglichen Infektion (prophylaktische
Antiseptik), am Infektionsherd (therapeutische Antiseptik), auf der Körperoberfläche
(Haut, Schleimhaut, Wunden), in Körperhöhlen (durch Punktion oder Katheter) und
auf chirurgisch freigelegten bzw. eröffneten endosomatischen Arealen. Unter Antiseptika
(syn. lokale Antiinfektiva) werden Wirkstoffe bzw. Präparate mit definierten Anforderungen
an Wirksamkeit, Verträglichkeit und mikrobielle Reinheit zur antiseptischen Prophylaxe
oder Therapie verstanden. Je nach Anwendungsbereich werden Haut-, Schleimhaut-
und Wundantiseptika unterschieden. Für Hautantiseptika sind die Wirkungskriterien
durch eine DGHM-Prüfrichtlinie definiert. Für Schleimhaut- und Wundantiseptika
wird eine Prüfrichtlinie von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene
(DGKH) erarbeitet. Als Reduktionsfaktoren werden für die Anwendungskonzentration
im quantitativen Suspensionstest ohne Belastung innerhalb der vorgesehenen Einwirkungszeit
>/= 4,5 Ig-Stufen für Bakterien bzw. >/= 4 Ig-Stufen für C. albicans, bei
biotopbezogener Belastung>/= 3 Ig-Stufen für Bakterien und Sproßpilze als erforderlich
angesehen. Zusätzlich müssen folgende Anforderungen erfüllt werden: Sterilität
für Wund- und Augenantiseptika sowie für Präparate zur präoperativen Antiseptik,
ebenso bei Anwendung in Körperhöhlen und auf eröffneten endosomatischen Arealen;
Haut- und Schleimhautantiseptika dürfen keine potentiell pathogenen Krankheitserreger
enthalten, fehlende Resistenzentwicklung; Gewährleistung mikrobiozider lokaler
Wirkspiegel mit ausreichender Gewebegängigkeit; lokale Verträglichkeit im Anwendungsbiotop;
fehlendes Risiko toxischer und allergischer Nebenwirkungen einschließlich von
Langzeitnebenwirkungen (Mutagenese, Carcinogenese, Teratogenese); ausreichende
Stabilität im Biotop, Akzeptanz; Materialverträglichkeit für Instrumente, Optiken
oder Implantate, die nach Applikation des lokalen Antiinfektivums zum Einsatz
gelangen. Anhand der spezifischen Merkmale der z. Z. dominierenden Antiseptika
(Alkohole, Chlorhexidin, Hexetidin, Octenidin, Polihexanid, PVP-Iod) werden ihre
Anwendungsbereiche mit dem Fazit begründet, daß es kein universelles lokales Antiinfektivum
gibt, sondern nicht nur für jeden Biotop, sondern sogar bei demselben Biotop in
Abhängigkeit von der Aufgabenstellung eine differenzierte Wirkstoffauswahl erforderlich
sein kann. Tabelle Ausgewählte Indikationen für lokale Antiinfektiva
unter dermatologischen Gesichtspunkten
Haut |
obligate Indikation |
| vor
Durchtrennung der Haut (Injektion, Punktion, präoperativ) | |
| Keimträgersanierung
(z.B. bei MRAS-Kolonisation) | |
|
Haut |
sinnvoller Einsatz |
| Ganzkörperantiseptik
(z.B. immunsppr. Patient) | |
| Fußpilzprophylaxe
in Risikobereichen | |
| Keimzahlverminderung
vor physiotherapeutischen Maßnahmen | |
| Infektionsprophylaxe
bei primär nicht infiz. Dermatosen | |
|
Haut |
keine Indikation |
| Ganzkörperantiseptik
vor chirurgischen Eingriffen | |
| wiederholte
Antiseptik an Eintrittsstelle venöser oder arterieller Katheter | |
|
Wunde |
obligate Indikation |
| Primärversorgung
verschmutzter, kontaminierter bzw. infizierter Wunden | |
| Verbrennungswunde |
|
| infiziertes
Dekubitalulcus | |
| Bißwunde |
|
| Nachbehandlung
sezernierender Wunden | |
| Vorbereitung
eines Transplantatlagers mit Oberflächenkontakt | |
| Nachbehandlung
chirurgisch eröffneter Abszesse und Phlegmonen | |
|
Wunde |
sinnvoller Einsatz |
| sekundär
heilende Wunden und Defekte nach Entnahme von Spalthaut | |
| nach
Exzision chronischer Entzündungsherde | |
| Gangrän |
|
| superinfiziertes
Ulcus cruris | |
| Hauttransplantation
auf entzündetem Wundgrund (Vollhaut, Meshgraft, in vitro gezüchtete Epidermiskolonien,
auch Spalthaut) | |
| Zustand
nach Radiotherapie im Operationsfeld | |
|
Wunde |
keine Indikation |
| saubere
begrenzte Bagatellverletzung | |
| Wundkolonisation
ohne klinische Zeichen einer Infektion | |
| abgetrocknete
Op-Wunde (2. Tag) | |
| heilende
Gelegenheitswunde | |
| einheilendes
Meshgraft-Transplantat bzw. frisches Hauttransplantat | |
|
Schleimhaut |
obligate Indikation |
| Keimträgersanierung
im Mund-Rachen-Raum | |
| Genitalantiseptik
vor Katheterisierung | |
|
Schleimhaut |
sinnvoller Einsatz |
| Mundhöhlenantiseptik
bei Granulozytopenie und Immunschwäche | |
| perineale
Antiseptik vor transurethraler Antiseptik | |
|
Schleimhaut |
keine Indikation |
| antiseptische
Meatuspflege bei liegendem Dauerkatheter | |
nach oben
|