Targets
für Mittel gegen Haarausfall
Hautklinik am Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf
Wirksame Mittel gegen Haarausfall müssen möglichst gezielt an einer
Reihe definierter Pathomechanismen ansetzen, die sich hinter Alopezie/Effluvium
verbergen können:
1. | Haarzyklusstörungen |
2. | Termin-zu-Vellus- und Vellus-zu-Terminal-Haarkonversionsstörungen |
3. | irreversible) Störungen des follikulären Regenerationspotentials |
4. | Störungen der physiologischen "programmierten Organdeletion" (POD) von Haarfollikeln |
5. | Störungen des antimikrobiellen Abwehrsystems des Haarfollikels |
6. | Kollaps des Haarfollikel-Immunsystems |
7. | Störungen der Haarschaftproduktion |
Vordringlich ist die Entwicklung von Haarzyklus-Modulatoren, da die in der
Praxis am häufigsten beobachteten Haarwuchstörungen zumindest zu einem
wesentlichen Teil Haarzyklusstörungen repräsentieren. Dabei gilt der
einfache Merksatz: Ist die Anagenphase zu kurz und die Katagenphase setzt zu
früh ein, kommt es zu Alopezie/Effluvium. Ist umgekehrt die Anagenphase
zu lang und die Katagenphase setzt zu spät ein, treten Hirsutismus/Hypertrichose
auf. Dermatopharmazeutisch ist insbesondere die Entwicklung solcher Medikamente
von besonderer klinischer Bedeutung, die effizient und nebenwirkungsarm die
Katagenphase hemmen oder induzieren können. Im Vordergrund steht dabei
die Manipulation der Apoptose von Haarfollikelkeratinozyten, da die Katagenphase
des Haarzyklus ein Apoptose-getriebener Organinvolutionsprozeß ist. Studien
aus dem Maussystem, die Glukokortikoide und Immunophilinliganden als außerordentlich
potente Katagenmanipulatoren identifiziert haben, sowie jüngere Arbeiten,
die wichtige Unterschiede in der Apoptoseregulation von epidermalen und follikulären
Keratinozyten und die Rolle bestimmter Wachstumsfaktoren in der Katagenregulation
herausgearbeitet haben, liefern wichtige Anhaltspunkte für vielversprechende
Zielgene und Signaltransduktionswege.
Weit rudimentärer sind dagegen unsere bisherigen Kenntnisse zu den anderen
Pathomechanismen. Diese werden am Beispiel relevanter Haarwuchsstörungen
kurz erläutert, um mögliche dermatopharmazeutische Behandlungsansätze
zu skizzieren. Betont wird die klinische Bedeutung der Entwicklung von Stammzell-protektiven
Pharmaka (insbesondere bei Chemotherapie- und Radiotherapie-induzierter Alopezie
sowie bei vernarbenden Alopezien) und von Pharmaka, die ein zusammengebrochenens
follikuläres Immunprivileg wieder restituieren können (bei Alopecia
areata). Aus diesen Erwägungen lassen sich klare Strategien für die
Entwicklung effizienterer und innovativer "Trichopharmaka" ableiten,
die idealerweise topisch applizierbar sein und bevorzugt oder gar exklusiv auf
den Haarfollikel wirken sollten (z.B. durch Einsatz von "follicle targeting"-Liposomen).
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