Prof. Dr. med. Matthias Schmuth


Neuere Aktivatoren für nukleäre Hormonrezeptoren: Perspektiven in der Dermatotherapie

Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie, Medizinische Universität Innsbruck

Nukleäre Hormonrezeptoren wurden durch spezifische Liganden aktiviert und modulieren im Zellkern die Aktivität von Genen. Zu den nukleären Hormonrezeptoren gehören neben den klassischen Hormonrezeptoren (Glukokorticoid-, Mineralokortikoid-, Östrogen-, Progesteron- und Androgen-Rezeptoren) weitere aus der dermatologischen Therapie bekannte Zielstrukturen, die Retinoid-Rezeptoren (RAR, RXR) und der Vitamin D-Rezeptor (VDR). Letztere wirken nach ihrer Aktivierung durch Liganden in Verbindung mit dem Retinoid X-Rezeptor (RXR) auf Schlüsselgene der Signaltransduktion, der Proliferation, der Differenzierung, des Zelltods und der Entzündung. Da sich die pharmakologische Manipulation mehrerer Mitglieder dieser Molekülfamilie bereits in der dermatologischen Therapie bewährt hat, sind neue Mitglieder dieser Rezeptorfamilie, darunter die Peroxisome-Proliferator-Activated-Rezeptoren (PPAR) und die Liver X- Rezeptoren (LXR) vielversprechende therapeutische Zielstrukturen.

Bevor sie ihre Wirkung ausüben können, werden nukleäre Hormonrezeptoren durch Liganden aktiviert. Zu den körpereigenen, natürlichen Liganden gehören Lipide, welche im Falle der klassischen Hormonrezeptoren üblicherweise eine Steroidstruktur aufweisen. Die neueren Mitglieder der Rezeptorfamilie hingegen werden vielfach durch nicht-steroidale, lipophile Substanzen aktiviert. Zum Zeitpunkt der Erstbeschreibung von PPAR und LXR waren ihre Liganden zunächst nicht bekannt, was ihnen den Beinamen “Waisenrezeptoren” (Orphan Receptors) eingetragen hat. Die Tatsache, dass Hormonrezeptoren heutzutage auf der Basis von DNA-Sequenzvergleichen vor ihren Liganden beschrieben werden, prägte den Begriff der reversen Endokrinologie.

Es wird angenommen, dass jeder Rezeptor distinkte Signaltransduktionswege reguliert und dass die Richtung der Regulation zusätzlich durch die Wahl des Liganden gesteuert werden kann. Entsprechend zeichnen sich die verschiedenen Rezeptoren durch differenzielle Wirkprofile und damit auch Nebenwirkungsprofile aus, die für die dermatologische Therapie nutzbar gemacht werden können.

Prof. Dr. med. Matthias Schmuth




Fotos: GD Gesellschaft für Dermopharmazie


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