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Matthias
Augustin
Klinik für Dermatologie und Venerologie, Universitäts-Klinik
Hamburg-Eppendorf
Versorgungsforschung
in Deutschland - Bedeutung für die Dermatologie und aktuelle Entwicklungen
Hintergrund: Die gerechte Verteilung der
begrenzten Ressourcen im Gesundheitswesen und die qualitativ bestmögliche
medizinische Versorgung sind in Deutschland von vorrangigem Interesse.
Notwendige Voraussetzung hierfür ist die Verfügbarkeit verlässlicher
Daten, mit denen der Versorgungsbedarf und die Versorgungsqualität
beurteilt werden können. Diese Daten werden mit den Methoden der
Versorgungsforschung (VF) systematisch erhoben. Gegenstände der VF
sind dabei sowohl die Zugänge zur medizinischen Versorgung wie auch
deren Prozeß- und Ergebnisqualität. Auch für den Bereich
der Hauterkrankungen und Allergien besteht hier ein erheblicher Handlungsbedarf.
Zielsetzung: Im vorliegenden Übersichtsbeitrag werden die
wichtigsten Fragestellungen zur Versorgungforschung ausgeführt und
deren aktueller Sachstand im Bereich der Dermatologie dargelegt.
Methoden: Systematische Übersicht unter Verwendung von empirischen
Ergebnissen und Literaturdaten.
Ergebnisse: Eine Analyse der aktuellen Projekte zur Versorgungsforschung
in Deutschland ergab für den Bereich der Dermatologie, dass zu diesem
Bereich im weitesten Sinne etwa 101 Projekte von 35 Arbeitsgruppen durchgeführt
wurden oder werden. Schwerpunktthemen sind Fragen der Pharmaökonomie,
der Lebensqualität sowie der Outcomes medizinischer Interventionen
bei Hautkrankheiten unter Alltagsbedingungen.
Erste neue Daten zu wichtigen Fragen der Versorgungsforschung in der Dermatologie
weisen auf folgendes hin:
1. Versorgungsbedarf: Nach einer Untersuchung an etwa 50.000 Berufstätigen
in Betrieben weisen ca. 23% einen behandlungsbedürftigen dermatologischen
Befund auf.
2. Epidemiologie: Nach wie vor fehlen verlässliche Daten zur Prävalenz
selbst der häufigen Hauterkrankungen in Deutschland. Zu den häufigsten
dermatologischen Erkrankungen werden in Deutschland auf der Basis von
Schätzungen gezählt: Das atopische Ekzem (Prävalenz ca.
3-4,5 Mio.), die Akne vulgaris (ca. 3 Mio.) die Psoriasis vulgaris (ca.
1,6-2 Mio.), ferner die Venenerkrankungen (ca. 8-10 Mio.) und die Rhinitis
allergica (ca. 6-8 Mio.). Bisher geltende Schätzungen zum Ulcus cruris,
die zwischen 0,8 und 1,5 Mio. schwankten, mussten nach einer neueren,
repräsentativen Bonner Studie auf max. 500.000 korrigiert werden.
Eine kürzlich beendete bundesweite Studie zur Prävalenz der
Psoriasis-Arthritis in Deutschland weist darauf hin, dass diese bei ca.
21% der Patienten mit Psoriasis vulgaris vorkommt.
3. Aufkommen dermatologischer VF in Deutschland: Derzeit werden nur in
einzelnen Zentren und in stark fokussierten Studien Ansätze der Versorgungsforschung
im engeren Sinne verfolgt.
4. Unterversorgung von Hautkrankheiten: Diese Fragen wurden bislang nicht
hinreichend geklärt. Nimmt man als Bezugsgröße die in
den wissenschaftlichen Leitlinien formulierten Behandlungkonzepte, so
lassen sich Unterversorgungen insbesondere bei den Systemtherapien und
den modernen Behandlungsansätzen in der Therapie chronisch-entzündlicher
Dermatosen postulieren.
Fazit: Die Versorgungsforschung befindet sich in der Dermatologie
noch im Initialstadium. Nur durch Intensivierung des Forschungsaufkommens
lassen sich die Versorgungsdaten als sinnvolle Steuer- und Argumentationinstrumente
einsetzen. Wegweisende Initiativen für eine bessere Versorgungsforschung
sind das von DDG und BVDD gemeinsam unterstützte Competenzzentrum
Versorgungsforschung in der Dermatologie (CVderm) sowie das unter Federführung
von GD und CVderm konzipierte Apothekennetz.
Prof.
Dr. med. Matthias Augustin
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Fotos: GD Gesellschaft für Dermopharmazie
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