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PD Dr. Oliver
Werz (1)
Hyperforin
als dualer Inhibitor von Cyclooxygenase-1 und 5-Lipoxygenase
unter
Mitarbeit von Dana Albert (1), Christian Feißt (1), Ilse Zündorf
(2), Theo Dingermann (2), Walter E. Müller (3) und Dieter Steinhilber
(1)
(1) Institut
für Pharmazeutische Chemie,
(2) Institut für Pharmazeutische Biologie,
(3) Pharmakologisches Institut, Biozentrum, Johann Wolfgang Goethe-Universität,
Frankfurt am Main
Das Acylphloroglucinolderivat Hyperforin ist der
hauptsächlich vorkommende lipophile Bestandteil der Pflanze Hypericum
perforatum (Johanniskraut), die traditionell in der Volksmedizin zur topischen
Behandlung von entzündlichen Hauterkrankungen, Verbrennungen und
schlecht heilenden Wunden angewandt wird.
Als molekulare Basis für diese antiinflammatorischen
Eigenschaften fanden wir, dass Hyperforin die Bildung von Eikosanoiden
durch Hemmung der 5-Lipoxygenase (5-LO) und Cyclooxygenase-1 (COX-1) in
vivo und in vitro supprimiert. Sowohl COX-1 als auch 5-LO sind Schlüsselenzyme
der Arachidonsäurekaskade, die zur Bildung bioaktiver Lipidmediatoren
führt, welche zu entzündlichen Erkrankungen in verschiedenen
Geweben beitragen.
In Thrombin- oder Ionophor-stimulierten menschlichen Thrombozyten hemmt
Hyperforin die COX-1-Produktbildung mit einem IC50 Wert von 0,3 bzw. 3
µM und ist damit etwa 3- bis 18fach potenter als Aspirin. Bei ähnlichen
Konzentrationen wird die COX-1 Aktivität in zellfreien Systemen gehemmt.
Die COX-2 wird dagegen von Hyperforin nicht inhibiert. In menschlichen
polymorphkernigen Leukozyten (PMNL) hemmt Hyperforin die 5-LO-Produktbildung
mit einem IC50 Wert von 1,2 µM und ist somit mit dem bekannten 5-LO-Inhibitor
Zileuton (IC50 = 0,5 bis 1 µM) fast äquipotent.
Experimente mit gereinigter humaner 5-LO zeigen, dass Hyperforin ein direkter
5-LO-Inhibitor (IC50 = 90 nM) ist. Detaillierte Untersuchungen des molekularen
Wirkmechanismus der 5-LO legen nahe, dass Hyperforin seine inhibitorischen
Effekte über eine putative Phospholipidbindungsstelle innerhalb der
C2-Domäne der 5-LO vermittelt, was eine neue Strategie für die
pharmakologische Intervention mit der 5-LO darstellt.
Zusammenfassend fungiert Hyperforin als dualer Inhibitor
der 5-LO und COX-1, sowohl in intakten Zellen als auch in zellfreien Systemen,
was therapeutisches Potential bei entzündlichen und allergischen
Erkrankungen impliziert, die mit Eikosanoiden in Verbindung stehen.
PD
Dr. Oliver Werz |

Fotos: GD Gesellschaft für Dermopharmazie
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