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Pressekonferenz
der GD Gesellschaft für Dermopharmazie e. V.
Die dunkle
Seite der Sonne
München, 24. November
2006
Pressetext
Die dunkle Seite der Sonne
(PDF-Version)
Heller Hautkrebs - gute Chancen gegen
eine verkannte Gefahr (PDF-Version)
Die
Gesprächspartner bei der Pressekonferenz waren:
Prof. Dr. med. Thomas H. Diepgen, Universitätsklinikum Heidelberg,
Abteilung Klinische Sozialmedizin
Priv.-Doz. Dr. Susanne Grether-Beck, Institut für Umweltmedizinische
Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Prof. Dr. med. Hans Christian Korting, Klinik und Poliklinik für
Dermatologie und Allergologie der Ludwig-Maximilians-Universität
München in Vertretung für
Prof. Dr. med. Hans F. Merk, Hautklinik der Medizinischen Fakultät,
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen.
Medienkontakte
Dr. Joachim Kresken
Wiesengrund 6a
47918 Tönisvorst
Tel.: 02162-6517
Fax: 02162-80589
E-Mail: joachim.kresken@gd-online.de
Die
dunkle Seite der Sonne (PDF-Version)
(München, 24.11.2006) Die ultraviolette (UV)
Strahlung der Sonne oder des Solariums kann Hauttumore auslösen.
Allgemein bekannt und gefürchtet ist der oft tödliche schwarze
Hautkrebs viel häufiger aber ist der so genannte helle
Hautkrebs, der in verschiedenen Formen auftreten kann und zunehmend
gut behandelbar ist. So gibt es viele gute Gründe für konsequenten
Lichtschutz und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Dermatologen.
Die auf die Haut einwirkende UV-Strahlung wird nach ihrer Wellenlänge
in UVA- und UVB-Strahlung unterschieden. Diese Strahlenarten wirken sehr
unterschiedlich, können aber beide Hautschäden verursachen.
Den Stand des Wissens und praktische Konsequenzen für den Umgang
mit der Sonne vermittelte die Gesellschaft für Dermopharmazie bei
einer Pressekonferenz in der Hautklinik der Ludwig-Maximilians-Universität
in München. Die Fachgesellschaft von Dermatologen, Apothekern und
anderen Hautexperten verfügt über eine Task Force Licht.Hautkrebs.Prävention,
die sich ausschließlich mit diesem Thema beschäftigt.
Privatdozentin Dr. Susanne Grether-Beck vom Institut für Umweltmedizinische
Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf verdeutlichte
die Schädigungsmechanismen auf molekularer Ebene. Sie beschrieb,
wie moderne Lichtschutzmittel, die Enzyme vom Typ der Photolyase enthalten,
chemische Verknüpfungen im Zellkern rückgängig machen können,
die durch UV-Licht entstanden sind. Daneben kann UVB-Strahlung die Genregulation
im Zellinnern verändern und so Krebs auslösen, während
UVA-Strahlung direkt an der Zelloberfläche wirkt.
Australischer Standard liefert zu wenig Information
Erst durch jüngste Forschung wird deutlich, wie sehr sich die
Wirkungen des Lichtes verschiedener Wellenlängen voneinander unterscheiden.
Solange die verträglichste Mischung der Wellenlängen nicht bekannt
ist, sollten Lichtschutzpräparate die Strahlungsintensität insgesamt
vermindern. Sonnenschutzmittel sollten daher nicht nur vor UVB-Strahlung
schützen, wie dies der gängige Lichtschutzfaktor (LSF) beschreibt,
sondern auch vor UVA-Strahlung. Der UVA-Schutz wird von den Herstellern
bis jetzt aber noch nicht nach einer einheitlichen Methode bestimmt und
angegeben.
Professor Dr. Thomas L. Diepgen vom Universitätsklinikum Heidelberg,
Abteilung Klinische Sozialmedizin, erklärte, was sich hinter dem
Sammelbegriff heller Hautkrebs verbirgt. Dazu gehören
die als Vorstufe von Hautkrebs geltende Aktinische Keratose, auch raue
Lichtschwiele genannt, das Metastasen bildende Plattenepithelkarzinom
und das nicht metastasierende Basaliom. Letzteres ist die häufigste
Tumorform der hellhäutigen Bevölkerung überhaupt.
Heller Hautkrebs tritt bevorzugt an Körperteilen auf, die dem Licht
ausgesetzt sind. Seine Häufigkeit hat über Jahrzehnte zugenommen,
vermutlich durch verändertes Freizeitverhalten, höhere Lebenserwartung
und die abnehmende Ozonschicht. Die Erkrankungshäufigkeit des Plattenepithelkarzinoms
scheint sich zu verdoppeln, wenn Menschen im Verlauf ihres Lebens 40 Prozent
mehr UV-Strahlung ausgesetzt sind.
Über Therapie- und Vorbeugungsmöglichkeiten berichtete Professor
Dr. Hans Christian Korting von der Klinik und Poliklinik für Dermatologie
und Allergologie der Ludwig-Maximillians-Universität München.
Neben der mechanischen Abtragung, Kälteanwendung und Bestrahlung
nach dem Auftragen einer lichtempfindlich machenden Substanz werden zunehmend
örtlich anzuwendende Arzneimittel genutzt.
Die Salben oder Gele werden meistens zweimal täglich über einige
Wochen oder Monate auf die betroffenen Hautstellen aufgebracht. Es kommen
ganz verschiedene Substanzen zum Einsatz. Eine von ihnen ist das auch
gegen Schmerzen und rheumatische Beschwerden eingesetzte Diclofenac, das
sich in einer speziellen Gel-Zubereitung mit dem Zusatzstoff Hyaluronsäure
in der Behandlung aktinischer Keratosen bewährt hat und auf der Haut
gut vertragen wird.
Die Wirkung erklärt sich durch eine Hemmung des Enzyms Cyclooxygenase-2,
das wesentliche Aspekte der Tumorbildung, nämlich das Tumorwachstum,
die Ausbildung von Blutgefäßen im Tumor und seine weitere Heranreifung,
beeinflusst, wie Professor Dr. Hans F. Merk von der Hautklinik der Rheinisch-Westfälischen
Technischen Hochschule Aachen erläuterte. Zur Zeit wird erforscht,
ob das Diclofenac-haltige Gel auch eine vorbeugende Wirkung gegen aktinische
Keratosen besitzt.
Außerdem werden schonende Untersuchungsverfahren getestet, mit
denen oberflächlich wachsende von gefährlichen metastasierenden
Tumoren unterschieden werden können. Wenn dies gelänge, wäre
die Entscheidung, ob eine operative Entfernung des Tumors notwendig ist
oder eine örtliche Arzneimittelbehandlung ausreicht, möglich,
ohne dem Patienten eine Gewebeprobe entnehmen zu müssen.
In der Zusammenschau wiesen die Experten auf die Notwendigkeit einer einheitlichen
Strategie zur Vorsorge von hellem Hautkrebs hin. Dazu gehören ein
bewusster Umgang mit der Sonnenbestrahlung, der Einsatz von textilem Sonnenschutz
und geeigneten Lichtschutzmitteln sowie die regelmäßige Kontrolle
der Haut auf Veränderungen oder auch nur unscheinbare raue Stellen
durch die eigene Beobachtung und durch den Hautarzt als Spezialisten.
Neues Internetangebot
Weitere Informationen rund um das Thema Licht und Haut finden
sich unter der Internetadresse www.licht-hautkrebs-praevention.de,
der neu eingerichteten Homepage der GD Task Force Licht.Hautkrebs.Prävention.
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Heller
Hautkrebs - gute Chancen gegen eine verkannte Gefahr (PDF-Version)
(München, 24.11.2006) UV-Licht, wie es auch im natürlichen
Sonnenlicht enthalten ist, kann Hauttumore auslösen. Viel häufiger
als der gefürchtete schwarze Hautkrebs sind die unter
dem Begriff heller Hautkrebs zusammengefassten Hautkrebsformen.
Geprägt wurde der Begriff heller Hautkrebs von der
Task Force Licht.Hautkrebs.Prävention, einer Expertengruppe
der GD Gesellschaft für Dermopharmazie e. V., die sich in vielerlei
Hinsicht mit Fragen der Vorbeugung und Behandlung von lichtbedingtem
Hautkrebs beschäftigt. Einen Überblick über den aktuellen
Wissensstand und die praktischen Konsequenzen für den Umgang mit
der Sonne gab die Task Force bei einer Pressekonferenz in der Hautklinik
der Ludwig-Maximilians-Universität in München.
Nach Auffassung der Gruppe gibt es viele gute Gründe für konsequenten
Lichtschutz und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Dermatologen.
Denn bei früher Diagnose ist heller Hautkrebs zunehmend gut behandelbar.
Obwohl noch viele Details zu erforschen sind, ist der Zusammenhang zwischen
UV-Bestrahlung und Krebsentstehung heute grundsätzlich unbestritten.
Beteiligt an dem Tumorrisiko ist nicht nur die für den Sonnenbrand
verantwortliche UVB-Strahlung, sondern auch die zur Hautbräunung
führende und lange Zeit als unschädlich angesehene UVA-Strahlung.
Widersprüchlich sind allerdings manche Beobachtungen zur Lichtmenge
und Häufigkeit verschiedener Krebsarten nicht zuletzt wegen
der langen Zeit, die zwischen der Lichteinwirkung und der Krebsdiagnose
vergehen kann.
Vielgestaltige Schädigungen
Privatdozentin Dr. Susanne Grether-Beck vom Institut für Umweltmedizinische
Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf verdeutlichte
die Schädigungsmechanismen auf molekularer Ebene. Der Zellkern
ist besonders durch Verknüpfungen innerhalb der DNA (Bildung von
Dimeren aus Cyclobutanpyrimidin) betroffen, die teilweise durch Enzyme
vom Typ der Photolyase wieder gespalten werden können, was in modernen
Lichtschutzpräparaten ausgenutzt wird. Daneben kann UVB-Strahlung
die Genregulation im Zellinnern verändern und damit Krebs auslösen,
während UVA-Strahlung direkt an der Zelloberfläche wirkt.
Die Effekte nach Bestrahlung mit Licht ausgewählter Wellenlängen
unterscheiden sich zum Teil erheblich von den Wirkungen des natürlichen
Sonnenlichtes, wie die Einflüsse auf verschiedene Enzyme innerhalb
der Zellen zeigen. Enzyme vom Typ der Mitogen Activated Protein
(MAP)-Kinasen bilden wegen ihrer Schlüsselstellung in der Signalübertragung
ein aussagekräftiges Ziel, das Rückschlüsse auf die Schädigung
der gesamten Funktion der Zellen erlaubt. Offenbar existieren zwischen
den Effekten der Strahlen verschiedener Wellenlängen vielfältige
Wechselwirkungen (crosstalks), die erst seit kurzem erforscht
werden.
Ein gewisses Maß an UVA-Bestrahlung könnte sogar einen Schutz
vor UVB-Strahlung bieten. Solange noch kein optimales Verhältnis
zwischen den Strahlungsarten bekannt ist, sollten Lichtschutzpräparate
deshalb die Strahlungsintensität insgesamt vermindern und nicht
nur bestimmte Wellenlängen ausfiltern. Sonnenschutzmittel sollten
nicht nur vor UVB-Strahlung schützen, wie dies der gängige
Lichtschutzfaktor (LSF) beschreibt, sondern auch vor übermäßiger
UVA-Strahlung. Bislang gibt es jedoch noch keine allgemein anerkannte
Methode zur Bestimmung und Deklaration des UVA-Schutzes.
Vielfältige Erkrankungsformen
Der Dermatologe Professor Dr. Thomas L. Diepgen vom Universitätsklinikum
Heidelberg, Abteilung Klinische Sozialmedizin, gab einen Überblick
über die verschiedenen Hautkrebsarten. Sehr gefürchtet und
schwer behandelbar im Vergleich zu den anderen Hauttumoren aber
eher selten ist das maligne Melanom, der schwarze Hautkrebs.
Zu den viel häufigeren hellen Hautkrebsformen gehören die
als Präkanzerose geltende Aktinische Keratose, die auch als raue
Lichtschwiele bezeichnet wird, sowie das Metastasen bildende Plattenepithelkarzinom
und das nicht metastasierende Basaliom.
Die Häufigkeit der hellen Hautkrebsformen hat über Jahrzehnte
kontinuierlich zugenommen. Verantwortlich dafür sind vor allem
das veränderte Freizeitverhalten, die höhere Lebenserwartung
und die abnehmende Ozonschicht. Das Basaliom ist die häufigste
Tumorform der hellhäutigen Bevölkerung überhaupt. In
den USA wurde 1994 geschätzt, dass von 100.000 Einwohnern weißer
Hautfarbe jährlich etwa 81 bis 136 Männer und 26 bis 59 Frauen
neu an einem Basaliom erkranken, was Professor Diepgen vor dem Hintergrund
weiterer Studien eher als Unterschätzung betrachtet.
Aus einer nicht behandelten aktinischen Keratose kann sich später
ein Plattenepithelkarzinom entwickeln. Gemäß einer britischen
Studie geschieht dies bei Männern in etwa 15 Prozent und bei Frauen
in etwa sechs Prozent der Fälle. Für das Plattenepithelkarzinom
wird angenommen, dass sich die Erkrankungshäufigkeit verdoppelt,
wenn Menschen im Verlauf ihres Lebens 40 Prozent mehr UV-Strahlung ausgesetzt
sind.
Dies eröffnet einen einfachen Ansatz zur Vorsorge: In einer Studie
im australischen Queensland ließ sich die Häufigkeit von
Plattenepithelkarzinomen durch die tägliche Anwendung von Lichtschutzmitteln
signifikant senken. Professor Diepgen folgerte daraus, dass Lichtschutzmittel
eine praktikable Möglichkeit zur Prävention von hellem Hautkrebs
bieten. Vorrangige Präventionsmaßnahmen seien jedoch die
Vermeidung der Sonnenbestrahlung und der textile Sonnenschutz.
Evidenzbasierte Behandlung
Über die Therapiemöglichkeiten von hellem Hautkrebs berichtete
Professor Dr. Hans Christian Korting von der Klinik und Poliklinik für
Dermatologie und Allergologie der Ludwig-Maximillians-Universität
München. Er verwies auf die Leitlinie Aktinische Keratose
vom 8. September 2004, die unter Beteiligung der GD Task Force Licht.Hautkrebs.Prävention
erarbeitet und unter der Internet-Adresse www.gd-online.de veröffentlicht
wurde.
Gängige operative und physikalische Behandlungsverfahren sind die
unspezifisch wirkende Kälteanwendung, die mechanische Abtragung,
die chirurgische Entfernung, verschiedene Formen der Lasertherapie und
die photodynamische Therapie (PDT). Bei Letzterer wird die Haut mit
sichtbarem Licht bestrahlt nach vorheriger Auftragung einer lichtempfindlich
machenden Substanz, die bevorzugt von den Tumorzellen aufgenommen wird.
Als Alternativen bieten sich zunehmend äußerlich anzuwendende
Arzneimittel an. Die Salben oder Gele werden meistens zweimal täglich
über einige Wochen oder Monate auf die betroffenen Hautstellen
aufgebracht. Als Wirkstoffe werden dabei das aus der Tumorbehandlung
bekannte 5-Fluorouracil, das über eine Steigerung der körpereigenen
zellulären Immunantwort wirkende, aber nur zur Behandlung oberflächlicher
Basliome zugelassene Imiquimod sowie das aus der Schmerz- und Rheumabehandlung
bekannte Diclofenac eingesetzt. Diclofenac ist in Europa und den USA
in Form eines dreiprozentigen Gels mit 2,5 Prozent Hyaluronsäure
als Zusatzkomponente zur Behandlung aktinischer Keratosen zugelassen.
Vielversprechende Forschung
Diclofenac hemmt Enzyme vom Typ der Cyclooxygenase, was nicht nur seine
antirheumatische Wirkung, sondern auch seine Wirksamkeit bei aktinischen
Keratosen erklärt. Denn drei wesentliche Aspekte der Tumorbildung
die Proliferation, das Gefäßwachstum und das Differenzierungsverhalten
hängen vom Enzym Cyclooxygenase-2 ab und können daher
durch Hemmstoffe dieses Enzyms beeinflusst werden, wie Professor Dr.
Hans F. Merk von der Hautklinik der Rheinisch-Westfälischen Technischen
Hochschule Aachen erläuterte. Dieses theoretische Konzept hat sich
in klinischen Untersuchungen an Patienten mit aktinischen Keratosen
auch praktisch bewährt. Zur Zeit wird erforscht, inwieweit das
Diclofenac-haltige Gel auch prophylaktisch wirksam ist.
Professor Merk berichtete auch über seine Arbeiten zur Entwicklung
nicht invasiver Diagnoseverfahren, mit denen oberflächlich wachsende
von gefährlichen metastasierenden Tumoren unterschieden werden
können. Wenn dies gelänge, wäre die Entscheidung, ob
eine operative Entfernung des Tumors notwendig ist oder eine lokale
Pharmakotherapie ausreicht, möglich, ohne dass dem Patienten eine
Gewebeprobe entnommen werden müsste.
Neues Internetangebot
Weitere Informationen rund um das Thema Licht und Haut finden
sich unter der Internetadresse www.licht-hautkrebs-praevention.de,
der neu eingerichteten Homepage der GD Task Force Licht.Hautkrebs.Prävention.
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